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Aktuelle Version vom 28. Mai 2022, 08:45 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Über die Jugend von Bremmen O’Derry, einem legendären Krieger. Ein Bericht, geschrieben von einem alten Tryker-Chronisten.
Erster Teil
Das Wasser, in dem sie schwammen, war ausgesprochen erfrischend, doch die Fische schenkten diesem Detail keine Aufmerksamkeit. Sie tanzten in ihrem farbenfrohen Spiel wie immer, ohne auch nur das kleinste Geräusch zu verursachen. Jeder Fisch schien genau zu wissen, wo sein Platz in diesem faszinierenden Ballett war.
Der junge Bremmen O’Derry war so fasziniert von ihrem Schauspiel, dass er beinahe alles um sich herum vergaß. Er war schon immer ein stolzer Tryker gewesen und ein wilder Krieger mit seiner Waffe … er hatte jedoch nie etwas Schöneres gesehen als dieses Schauspiel der Natur in den geliebten Seen seiner Heimat.
Kleine Wellen kräuselten die Oberfläche des Wassers und Sekunden später waren keine Fische mehr zu sehen. Bremmen suchte zu ergründen, was die Störung des Schauspiels verursacht hatte und sah eine Tryker Patrouille nicht all zu weit entfernt, wie sie mit unglaublicher Geschwindigkeit den See durchschwammen. Er erkannte sie sofort … es handelte sich um eine Patrouille der Korsaren. Oft konnten Patrouillen der Korsaren im See der Freiheit gesehen werden, denn sie durchquerten diesen häufig, um die entfernteren Inseln zu erreichen, auf denen sie ohne Zweifel interessante und nützliche Aufgaben zu erfüllen hatten. Zumindest war Bremmen davon überzeugt.
Sein Vater hatte ihm oft von den Korsaren und seiner eigenen Vergangenheit erzählt, als er selbst noch jung und ein Mitglied der Korsaren gewesen war. Seine Zeit bei den Korsaren hatte ihn härter, stärker und erfahrener gemacht. Sie hatte seinen Körper und seinen Verstand geschärft. Man könnte die Zeit bei den Korsaren fast als eine Ehrensache betrachten …. abgesehen von der Tatsache natürlich, dass die Korsaren nicht im Dienst der Föderation standen.
Aber da Bremmen momentan nicht viel zu tun hatte, hatte er viel Zeit seinen Träumen nachzuhängen. Als Bremmen wieder auf den See blickte, war die Patrouille schon verschwunden. Sofort sprang er auf, in den See und begann, den Korsaren hinterher zu tauchen. Er musste ihnen einfach folgen, denn er wollte sie von seinem Können überzeugen und ihrer Gemeinschaft beitreten.
So viele junge Tryker hatten sich den Korsaren bereits angeschlossen. Bremmen hatte einige von ihnen getroffen und war von ihrem Können wahrlich beeindruckt gewesen. Jedoch waren die meisten jungen Korsaren, denen er begegnet war, zwei bis drei Jahre älter als er. Allerdings wurden sie von Jederman respektiert.
Tapfer versuchte Bremmen die Patrouille einzuholen, jedoch hatte er Schwierigkeiten, sein momentanes Tempo beizubehalten und er bekam rasch Atemprobleme. Die Patrouille schien ihn nicht wahrzunehmen und setzte ihren Weg fort. Ziemlich verloren schaute sich Bremmen in der Mitte des Sees um. Dann beschloss er zu versuchen, die nächstgelegene Insel zu erreichen, um wieder zu Atem zu kommen.
Seine Lunge brannte wie an jenem Tag als sein Großvater ihn eine Pfeife rauchen lies.
— „Ich will auch mal!“ sagte Bremmen zu seinem Großvater „Sicher Bremmen. Versuch es.“ Antwortete sein Großvater
Bremmen nahm die Pfeife in den Mund und zog einigen Rauch ins innere seinen Mundes .... gefolgt von viel Spucken und Prusten ...
— „Nicht so Bremmen! Einatmen!“ Sagte Bremmen’s Großvater.
Bremmen versuchte es noch einmal und fing sofort an zu husten. Sein Großvater lachte ziemlich viel an jenem Tag und Bremmen versuchte nie wieder eine Pfeife zu rauchen.
Heute jedoch fühlte er sich, als hätte er stundenlang geraucht und gehustet. Die Korsaren waren wirklich gute Schwimmer. Sicher die besten auf ganz Atys! Bremmen konnte sie mittlerweile nicht mehr sehen. Die Fische waren wieder aufgetaucht und begannen ihren Tanz, als wäre nichts geschehen.
Bremmen raffte sich auf und kletterte auf einen Hügel in der Mitte der Insel, auf der er gelandet war. Von der Spitze aus hatte er einen großartigen Ausblick über den See der Freiheit. Er konnte sehen, dass seine Insel eine Reihe kurzer Strände hatte. Auf der Westseite jedoch sah er etwas leuchten, das er von Fairhaven aus bisher nie gesehen hatte. Es war weniger als 400 Meter entfernt, jedoch zu weit, um genau erkennen zu können, was es war. Er schaute auf in den Himmel und lächelte. Wenn seine Berechnungen richtig waren, musste dies das Lager der Korsaren sein … endlich!
Bremmen rannte den Hügel hinunter, auf die Westseite und an den Strand. Nur eine kurze Schwimm-Strecke trennte ihn noch von seinem Ziel. Er holte tief Luft, tauchte erneut und schwamm so schnell er konnte, um die Korsaren zu beeindrucken. Unglücklicherweise konnte er das Tempo und seinen Rhythmus nur für 250 Meter durchhalten. Dann musste er nach Luft schnappend auftauchen. Er hechelte und lief rot an. Nun sah er eher wie einer der nach Luft schnappenden Fische aus, die er noch vor kurzem beobachtet hatte.
Er hielt den Blick zu Boden gerichtet, da er nicht in die Augen von Codgan Be’Yle blicken wollte. Dann jedoch nahm er sich zusammen und hob schließlich doch den Blick. Es schien, als ob niemand seinen peinlichen Auftritt bemerkt hätte.
Bremmen fuhr sich schnell mit der Hand durch die Haare und machte sich dann auf den Weg zum nächsten Korsaren in seinem Blickfeld.
— „Hallo!“ sagte er zu dem Korsar. „Grüße mein Kleiner.“ Sagte der Korsar. „Kleiner? Ich bin kein Kleiner! Ich bin ein junger Homin, tapfer und tüchtig!“
Bremmen bewegte den Flunker auf seinem Rücken etwas, so dass der Korsar einen Blick darauf werfen konnte.
— „Tapfere und tüchtige Homins brauchen keine fünf Minuten um wieder zu Atem zu kommen, nachdem sie nur eine kurze Strecke geschwommen sind und das auch noch langsam ... Naja ... mein Name ist jedenfalls Codgan Be’Yle. Ich bin hier dafür zuständig, Neuankömmlingen Auskunft zu geben. Was kann ich für dich tun? Aber versuch, dich kurz zu fassen, ich bin sehr beschäftigt ...“
Bremmen errötete wie nie zu vor. Aber dies hier war seine einzige Chance. Also nahm er sich zusammen und antwortete.
— „Mein Name ist Bremmen O’Derry. Ich bin Arty O’Derry’s Sohn. Kennst du ihn?“ „Nein ich kenne ich nicht.“ „Aber er war ein Korsar vor einigen Jahren!“ „Ach weißt du Junge … so viele junge Tryker kommen hier an und wollen sich den Korsaren anschließen und verlassen uns einige Jahre später wieder, es ist absolut unmöglich, sich an alle zu erinnern.“
Bremmen versuchte, sich zurückzuhalten als Codgan ihn erneut einen Jungen nannte.
— „Ich bin extra aus Fairhaven hierher gekommen, um die Korsaren zu treffen und ihnen beizutreten! Meine Waffe ist eure … falls ihr sie haben wollt.“
Codgan lachte nur.
— „Nun. Versuch Derren Be’Lauppy zu finden. Er kann dir sicher eine Aufgabe geben. Komm anschließend wieder hierher zurück. Vielleicht gebe ich dir dann eine Aufgabe.“
— „Sofort! Wer ist er und wo kann ich ihn finden?“ fragte Bremmen und sah sich im Lager um.
— „Er ist nicht hier. Er ist ein Kundschafter und sollte sich momentan bei den Winden der Musen aufhalten.“
— „Wind der Musen? Aber das ist so weit weg! Und gefährlich, oder?“
— „Sicherlich nicht für einen tapferen und tüchtigen Homin, oder? Hast du wirklich geglaubt, wir würden dich willkommen heißen und bei uns aufnehmen nur weil du den kurzen Weg von Fairhaven zu unserem Lager geschafft hast? Nun geh schon und komm nicht hierher zurück, solange du nicht bewiesen hast, dass du fähig und würdig bist, den Korsaren beizutreten.“
Mit offenem Mund stand Bremmen da. Eine Prüfung … natürlich. Oder vielleicht war der Korsar nur zu beschäftigt, um sich jedem jungen Tryker einzeln zu widmen? Egal … Bremmen machte sich auf den Weg, um den Kundschafter zu finden.
Zweiter Teil
Es waren 3 Tage vergangen seit Bremmen das Lager verlassen hatte. Er hatte die Winde der Musen in der Nacht zuvor erreicht und traf dort auf viele Tryker… Alles Lehmbildhauer… Und keiner von ihnen war in der Lage ihm zu sagen, wo er Derren Be’Lauppy finden konnte… Aber wenigstens konnte er so lange er ihn nicht treffen würde in einem Zelt schlafen. Sein Flunker war ihm in dieser Gegend sehr nützlich, um Clopper zu jagen. Mit ihrem Fleisch füllte er seine Verpflegung auf. So würde er nicht hungern müssen. Durst war ein anderes Bedürfnis, das er ignoriert konnte: der See bot ihm weit mehr, als er brauchte. Aber er musste die Korsaren positiv beeindrucken. Darum suchte er weiterhin überall nach dem Pfadfinder.
Fünf Tage verbrachte er so. Am sechsten Abend warf er einen Blick auf seine Karte und zeichnete das letzte Kreuz… Er hatte wirklich überall nach ihm gesucht und war sich nun absolut sicher, dass Codgan, der Empfänger der Korsaren, sich einen Spaß mit ihm erlaubt hatte. Also entschloss er sich, zurück zum Camp zu gehen und zu schwimmen, um ihm zu sagen, wie unfair sein Verhalten gewesen war. Sein Weg führte ihn durch Clopper, die er sich dank seines Flunkers vom Leibe hielt. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten in dieser Disziplin hatten sich enorm verbessert, ohne dass er es bemerkt hatte. Plötzlich sah er gleich hinter einer Herde Ragus einen Mann, den er nie zuvor getroffen hatte. Er wanderte friedlich umher und machte sich Notizen. Bremmen schöpfte erneut Hoffnung: hatte er ihn doch noch in letzter Minute gefunden?
Er rannte zu dem Homin und begann zu sprechen:
― „Hallo! Kann es sein, dass du Derren bist?“
— „Hallo junger Homin“, sagte der Homin und nickte mit einem Grinsen.
Bremmen war so aufgeregt, dass er Derren zu fragen vergaß, wo er die letzten Tage gewesen war. Derren Be’Lauppy war ja ein Pfadfinder, und ein Pfadfinder sollte sich nicht immer am gleichen Platz aufhalten. Sie wandern oft umher, um zum Beispiel die Fauna, das Verhalten von Kreaturen, die Außenposten sowie Gruppen von Reisenden zu beobachten…
Derren Be’Lauppy und Bremmen stellten einander vor und Bremmen erklärte, warum er nach dem Pfadfinder gesucht hatte. Sie unterhielten sich fast eine ganze Stunde miteinander. Derren war ein sehr sympathischer Korsar. Er war aufgeschlossen und gern bereit, jedem von Codgy gesandten Homin sein Wissen zu vermitteln. Das passierte in letzter Zeit immer häufiger, da junge Tryker es wohl schick fanden, diesem Stamm zu dienen. Es versprach eine Menge Aufregung, Abenteuer und vor allem das Meistern der Kriegsführung. Aber Bremmen würde darauf noch etwas warten müssen. Er hatte nun gerade seinen ersten Auftrag zu erfüllen: Die Cutes in der Gegend zu beobachten und die Positionen ihrer Gruppen auf seiner Karte zu markieren.
Unser junger Homin streifte durch die Gegend und versuchte, alle Cutes in dieser Region zu finden. Er war inzwischen so gut geworden, sich Kreaturen mit seiner Flunker fern zu halten, dass er dafür nur 3 Tage gebraucht hatte. Der einzige Ort, den er noch nicht aufgesucht hatte, war Windiger Weg. Er hob es sich für den Schluss auf, da er wusste, dass es der Gefährlichste war. Kurz gesagt: die Ragus waren einen Plage und als er das letzte Mal dort gewesen war, hatte er nur knapp überlebt. Durch das Gedränge der Gnoofs bewegte er sich geduckt vorwärts. Er hielt sich dicht über dem Boden und kroch zwischen den Pflanzen hindurch, immer wieder die Richtung des Windes kontrollierend um zu vermeiden, dass die Raubtiere ihn aus der Ferne rochen. Sein Ziel waren die südlichen Tümpel, wo es weniger gefährlich sein würde.
Letztendlich kam er dort an. Aufmerksam sah er sich um und entdeckte einige Gruppen von Cutes. Die Pflanzen als Deckung ausnutzend, schlich er sich vorwärts, um sie zu mustern und um ihre Position zu notieren. Er beobachte gerade einen von ihnen genauer, um ihr Verhalten studierend, als ein Schrei das Blut in seinen Adern erstarren ließ: ein weiterer Cute lief auf seine Gruppe zu und Bremmen befand sich genau in seinem Weg. Nachdem er seinen Flunker bereit gemacht hatte, war der Cute auch schon heran. Er schoss einige male. Die Wunden, die ihm sein Gegner zufügte, ignorierte er dabei, ohne einen Laut von sich zu geben. Obwohl er im Nahkampf nicht besonders geübt war und deshalb ernsthaft verwundet wurde, lag der Cute in weniger als eine Minute besiegt zu seinen Füßen.
Aber die Gefahr war noch nicht vorüber: als er sich umdrehte, sah einen sehr großen Cute, der ihn mit weit ausgebreiteten Armen bedrohte. Es sah zivilisierter aus als die andern. Aber Bremmen war stark verwundet und der Cute jagte ihm Angst ein. Also dachte er nicht lange nach und rannte zurück zum Wasser.
Der Cute hielt sich Rand des Wassers. Bremmen beobachtete ihn. “Wie die Ragus”, dachte er bei sich. “Er fürchtet sich vor Wasser, also ist er mehr eine Kreatur denn ein Homin.”
Bremmen stieg auf der anderen Seite des Tümpels aus dem Wasser und machte sich auf den Weg zurück zu Derren. Er hatte alles über die Positionen der Cutes aufgeschrieben, also war er sich sicher, dass er nun den Korsaren beitreten würde!
Ein wenig später traf er den Pfadfinder.
— „Hi Derren!" sagte er.
— „Hi Bremmen! Ich habe jede Gruppe der Cutes auf meiner Karte markiert! Ich denke du wirst zufrieden sein.“
— „Nun, das ist unmöglich, junger Homin. Du hast nur ein paar Tage gearbeitet und die Gruppen wandern mit den Jahreszeiten herum… Komm in einem Jahr wieder.” sagte Derren mit einem breiten Grinsen.
— „Was? Du machst wohl einen Scherz!"
― „Das tue ich!” sagte Derren lachend. “Dann gib mir die Karte. Ich werde deine Informationen zu denen hinzufügen, die ich schon gesammelt habe.“”
Derren nahm die Karte und schaute sie an.
— „Cutes sind eine Plage, wenn man sie beobachten muss.” sagte Bremmen. “Sie griffen mich immer wieder an, wenn ich ihnen zu nahe kam. Ich habe einen sehr großen gesehen, der anders aussah. Ich dachte fast, es wäre ein Homin. Aber nur für eine Sekunde. Dann griff er mich wie die anderen an.” “Oh, du hast Doren getroffen! Wie auch immer, sie greifen dich nur an, wenn du sie störst. Eigentlich sind diese Kreaturen mehr oder weniger gutmütig. Aber sie fühlen sich bedroht, wann immer man in ihr Jagtterritorium eindringt. Also beobachte sie aus der Ferne und wenn du wirklich mit jemandem von ihnen reden möchtest, dann versuche es und triff dich mit den Cuzane.”
— „Den Cuzane? Was sind sie?”
— „Höher entwickelte Cutes. Das wird deine nächste Mission sein: geh zu ihrem Stamm und wenn du zurück kommst, erzähl mir, was sie für gewöhnlich essen.”
— „Wo finde ich sie?”
— „In den Lagunen von Loria.”
— „Aber…”
— „Viel Glück. Und gib dort Acht! Diese Region ist nicht so sicher, wie es die Winde der Musen ist.”
Bremmen war bestürzt. Aber er nahm die Herausforderung an und verließ den Pfadfinder in Richtung der Lagunen von Loria.
Dritter Teil
Bremmen war noch nie so hungrig gewesen, wie zu dem Augenblick als er schließlich das Cuzanen-Lager erreichte. Sobald er die Lagunen von Loria erreichte hatte, war sein Flunker nutzlos geworden: die Kreaturen waren so schnell, dass er sie kaum erfassen konnte. So bewegte er sich lieber langsam vorwärts, jede von ihnen umgehend, wie er es in den Winden der Muse lernen musste als er dort war.
Er blickte auf die Cuzane. Sie sahen Cutes in der Tat sehr ähnlich… und mochten auch genauso gefährlich sein wie sie. Aus diesem Grunde versuchte er, sich ein wenig von ihnen fern zu halten. Doch sein Bauch schmerzte, knurrte ob seines Hungers. Einige Minuten später kam ein Cuzan zu ihm, langsam, ein paar große Früchte haltend. Was für eine Überraschung für den kleinen Homin: Sie waren nicht wie die Cutes denen er bis jetzt begegnet war. Diese hier waren nicht aggressiv und des Weiteren schienen sie… fast wie Homins zu sein.
― „Hallo Tryker.“ sagte der Cuzan. „Du siehst hungrig aus, iss diese Früchte und komm mit. Folge mir zum Lager.“
Bremmen schlang die Früchte hinunter, als hätte er seit Wochen nichts gegessen…. Was in der Tat nicht weit von der Realität entfernt war. Ermutigt folgte er dem kleinen Cuzanen zum Lager. Einige andere Kreaturen aus dem Stamm versammelten sich um ihn und begannen seine Habseligkeiten zu durchsuchen. Bremmen nahm ein Buch, auf das sie alle starrten.
― „Wollt ihr das hier?“ fragte er.
― „Ja. Es ist ein Buch, es enthält spezielles Wissen!“
― „Nehmt es, es gehört euch. Für die Früchte.“ antwortete Bremen mit einem Lächeln.
― „Danke Tryker, nimm diese Früchte und Beeren als Gegenleistung.“
Bremmen war im Moment glücklicher über das Essen als über das Buch. Des Weiteren konnte er ein neues Exemplar in Fairhaven finden, wo er auch das erste gekauft hatte. So war es ein gutes Geschäft für ihn. Die Cuzane versammelten sich um das Buch. Einige versuchten es zu lesen und ein Älterer nahm es an sich und behielt es. Sicher war es der Stammesherr. Allerdings war Bremmen sich dessen nicht sicher. Aber er wollte sich auch nicht erkundigen, da er sehr mit dem Essen beschäftigt war.
Unser Tryker blieb nahezu eine Woche bei den Cuzanen. Er lernte eine Menge über sie, die verschiedenen Beeren die sie mochten und die, die sie nicht mochten - ganz wie Derren ihn beauftragt hatte es zu tun. Sie waren so dankbar für das Buch, das sie von ihm bekommen hatten, dass sie ihm viel über ihre Früchte und anderen Nahrungsvorkommen beibrachten, da Bremmen immer und immer wieder nach weiteren Informationen fragte. Endlich, als er alles aufgeschrieben hatte, entschied er sich, zum Korsaren-Kundschafter zurückzukehren.
Auf seinem Weg zurück zum Wirbel versuchte Bremmen sich zu tarnen und so viele Carnivoren wie möglich zu vermeiden. Er machte es so gut, dass er sogar unbemerkt blieb, als zwei Matis sich weniger als 20m von ihm entfernt trafen. Er konnte sogar ihr Gespräch hören.
― „Grüße!“
― „Heil dir!“
― „Ist alles in Ordnung?“
― „Ist es. Sie werden in exakt einer Woche eintreffen und wir werden den Quinteth Außenposten nach Sonnenuntergang angreifen.“
― „Perfekt. Der Überraschungseffekt wird ihnen keine Chance lassen, sich uns entgegen zu stellen. Lebewohl, wir sehen uns in Quinteth.“
― „Lebe wohl"
Einer der Matis ging und ein anderer kam einige Minuten später.
― „Grüße!"
― „Heil dir!“
― „Alles ist in Ordnung. Der Quinteth Außenposten wird in einer Woche bei Sonnenuntergang eingenommen.“
― „Unsere Truppen sollten sich aufteilen, damit sie nicht so leicht entdeckt werden.“
― „Sicher, ich haben ihnen bereits gesagt, dass sie es so machen sollen.“
― „Meine Leute werden aus den Winden der Musen kommen. Wir werden uns aufteilen, sobald wir die Lagunen von Loria erreichen. Eine Hälfte von uns wird direkt nach Norden gehen, die Andere nach Süd-Osten.“
― „Mögen sie sich zum richtigen Zeitpunkt versammeln, damit wir bereit sind, sie zu besiegen. Das ist alles was ich will und alles wofür ich bezahlt werde.“
― „Es wird getan wie ihr befehlt. Für die Königin!“
― „Für die Königin.“
Beide von ihnen gingen. Bremmen war überrascht. Was planten Sie? Woher kamen Sie? Wo waren Sie? So viele Fragen blieben unbeantwortet. Er schrieb auf, was er gehört hatte, seine Position und den Platz auf den einer der Matis gezeigt hatte, als er über den Außenposten sprach. Das konnte sehr interessant werden, wenn er jemanden wüsste dem er es erzählen könnte. Er wartete noch ein wenig länger, um sicher zu gehen, dass er nicht bemerkt werden würde wenn er seinen Busch verließ, und rannte direkt zum Wirbel, schneller als er es je getan hatte, um mit Derren über das Gehörte zu sprechen.
Um den Weg zurückzulegen, brauchte er einen weiteren Tag. Aber er schaffte es weit früher zu Derren zu kommen, als er es erwartet hatte.
― „Hallo Derren!“ rief er schon von Weitrem als Derren in Sichtweite kam.
― „Hallo Bremmen. Hast du also die Cuzane getroffen?“
― „Sicher, ich habe alles auf dieses Pergament geschrieben.“
Bremmen gab seine Aufzeichnungen an Derren der anfing, sie zu lesen und fuhr fort:
― „Aber ich habe weitere Neuigkeiten. Ich habe einige Matis belauscht, die darüber gesprochen haben, einen Außenposten in den Lagunen von Loria zu erobern."
― „Was?“ Derren hört augenblicklich auf, das Pergament zu lesen und starrt unseren jungen Tryker an. „Erzähl mir mehr"
― „Ich habe alles hier aufgeschrieben. Ich dachte jemand könnte an dieser Information interessiert sein."
― „Sicher. Die Korsaren! Aber ich muß hier bleiben. Lauf zu Codgan und gib ihm so viele Informationen wie möglich."
― „Der Empfänger?"
― „Nein. Codgan Ba’Nakry, unser derzeitiger Anführer. Beeil dich!"
Bremmen verließ den Kundschafter und machte sich auf den Weg zum Korsaren-Lager. Er hatte das eindringliche Gefühl, dass alles auf seine Schnelligkeit ankam.
Vierter Teil
Codgan hatte dem jungen Tryker nicht wirklich zugehört. Er hatte nur einen kurzen Blick auf seine Notizen geworfen und ihn anschließend gefragt, ob er ein Krieger sei. Bremmen war sich mit seiner Antwort nicht sicher gewesen, hatte dann aber genickt und infolge dessen eine schöne Rüstung in den Farben der Korsaren erhalten. Danach hatte er sich einer der Gruppen angeschlossen.
Sie brachten ihn daraufhin rasch zu den Lagunen von Loria. Fünf Tage nach dem Treffen der Matis trafen sie bei dem Strudel zwischen den Lagunen von Loria und den Winden der Muse ein. Während des langen Marsches diskutierten sie, um einen Plan zu schmieden. Als erstes würden sie die Gruppe der Matis auskundschaften, die aus den Winden der Muse kommen würde. Sie wollten sie angreifen, sobald sie sich in zwei kleine Gruppen aufgeteilt hatte. Danach würden sie untersuchen, ob sich andere Matis in der Umgebung aufhielten, um diese auszuschalten und auf diese Weise die Streitmacht der Matis zu schwächen, sodass ihr letzter Angriff keinerlei Chancen auf einen Sieg haben würde. Jeder Korsar schien genau zu wissen, was er zu tun hatte. Bremmen wurde gefragt, ob er seinen Flunker gegen die Magier einsetzen und ihr Köpfe ins Ziel nehmen könne, um sie so zu lähmen.
Ihr kleines Lager errichteten sie südlich des Strudels in den Lagunen von Loria. Sie sandten einen Kundschafter in die Winde der Muse aus, um die Matis zu lokalisieren und ihre Gruppenstärke zu erfahren. In der Zwischenzeit sammelte Bremmen Früchte sowie Pilze und die anderen, besseren, Krieger jagten Tiere für Fleisch. Sie saßen alle gemeinsam um ein kleines Feuer, wo sie gemeinsam aßen, diskutierten und Geschichten von einem alten Land erzählten. Bremmen konnte kaum glauben, dass er so vieles mit ihnen teilte. Sein Herz gehörte definitiv hierher zu den Korsaren. Einige wurden ausgewählt, um das Lager über Nacht zu bewachen, sodass die anderen friedlich schlafen konnten.
Am nächsten Morgen kam der Kundschafter zurück. Er verschlang zuerst sein Essen und erstattete dann Bericht.: „Es sind 16 Matis. Darum werden sie sich wahrscheinlich in zwei kleine Gruppen zu je acht Mann aufteilen. Sie sollten bald eintreffen.“ Da sie sehr zahlreich waren und die anderen auch noch gestoppt werden mussten, welche aus dem Norden eintreffen würden, beschlossen die Korsaren, die Matis am Strudel zu überfallen. Deshalb machten sie kehrt, liefen in Richtung Norden und tarnten sich, indem sie Wasser und Staub vermischten und auf ihre Kleider sowie ins Gesicht schmierten.
Die Sonne stand im Zenit, als die Matis durch den Strudel gingen. Ihre schwarzen Rüstungen waren leicht vom gelben Sand der Lagunen zu unterscheiden. Sie stoppten und wenn der Befehl zum Angriff erklingen würde, würden sie sich aufteilen. Alle Korsaren begannen sich bereit zu machen. Bremmen nahm seinen Flunker und bereitete sich vor.
Die Magier fielen nicht, jedoch wurden sie komplett gelähmt. Danach zielte Bremmen auf die Heiler. Die Krieger rannten bereits auf ihn zu, als er den zweiten der beiden Heiler lähmte, welche sofort von den Korsarenkriegern umringt waren. Einen Augenblick lang spielte Bremmen mit dem Gedanken zu fliehen, aber die Korsarenkrieger waren schneller. Mit dem Staub im Gesicht und auf der Kleidung war ihre Tarnung perfekt und sie bezwangen die Matis. Es hatte nicht einmal so lange gedauert wie erwartet. Die Korsaren waren sehr gut im Kampf, ihre Gegner hatten keinerlei Chancen.
Einige der Korsaren untersuchten die Leichen und nahmen alles Wertvolle an sich. Sie heilten die Wunden ihrer Krieger … sie hatten sehr viele davon getragen, aber es gab keine Toten. Ihre Zeit war jedoch begrenzt. Sie sandten drei Kundschafter aus, um die Lagunen zu erkunden und machten sich auf den Weg zum Außenposten, den die Matis angreifen wollten, um sich eine Strategie auszudenken. Keine Kreatur konnte sich ihner erwehren und so erreichten sie den Außenposten in wenigen Stunden. Sie erkundeten die Umgebung und stiegen auf eine Düne, sodass sie einen besseren Überblick hatten, während sie auf die Rückkehr der Kundschafter warteten und eine Strategie für den letzen Kampf entwickelten.
Die Nacht senkte sich über die Lagunen und sie verbrachten diese, wie die Nacht zuvor. Am Morgen darauf kehrten bereits zwei Kundschafter zurück. Zwei Gruppen mit je 15 Matis waren gesichtet worden. Eine Gruppe kam aus dem Norden. Die andere würde wahrscheinlich eher eintreffen und dann in der Nähe des Außenpostens auf die zweite Gruppe warten.
Die Düne, welche den Korsaren zuvor bereits gute Dienste geleistet hatte, würden sie sich sicher zu Nutze machen wollen, damit sie einen guten Überblick erhielten. Die Korsaren hatten Recht. Sie sahen die ungefähr 15 Matiskrieger in der Ferne anrücken und auf der Düne positionieren. Die Korsaren tarnten sich wie am Tag zuvor und warteten auf den richtigen Zeitpunkt. Gleiche Anzahl, gleiche Strategie … und gleiches Resultat. Bremmen jubelte. Einige Korsaren plünderten die Leichen und eilten zurück auf ihre Düne, um zwei weitere Gruppen mit je 15 Kriegern zu beobachten, wie sie gerade am Außenposten ankamen. Eine aus dem Norden und die andere aus dem Süden. Diese Schlacht wird härter werden, als jene zuvor. Aber Bremmen erzählte dem Anführer schnell von einer Idee seinerseits, um es den Korsaren einfacher zu machen.
― „Das ist sehr gefährlich und risikoreich für dich. Bist du dir sicher, dass du es versuchen möchtest?“
― „Bin ich! Und so trägt nur einer von uns das Risiko und wenn es gelingt, dann werden wir keine Probleme damit haben, sie aufzuhalten.“
― „In Ordnung. Dann nimm diese Sachen.“
Bremmen zog sich eine Matisrüstung an und rannte gen Süden zur ersten Gruppe der Matis. Während dessen liefen die Korsaren in den Norden zur zweiten Gruppe der Matis. Unser Tryker war weniger als 50m entfernt von den Matis, da wurde er entdeckt. Er stoppte und rief:
― „Ich komme in friedlicher Absicht. Einige eurer Freunde scheinen in Probleme verwickelt zu sein, nicht weit von hier, mit Cuzanen, aber ich komme nicht an sie heran.“
Der Matis zögerte und gab ihm erneut ein Zeichen, dass er herankommen solle.
― „Wie sind sie gekleidet?“
― „Mit schwarzen Rüstungen, Sir. Sie sind weniger als 500m entfernt in östlicher Richtung. Ich kann euch hinführen.“
― „Geführt von einen Tryker? Du träumst wohl!“
― „Dann kann ich euch nur den Punkt zeigen, wo sie liegen. Sehen sie den Baum dort bei den Dünen?“
― „Ja.“
― „Gehen sie dort hin und dann genau 200m in östliche Richtung.“
― „Folge uns, für den Fall das du lügst.“
Bremmen schluckte langsam. Er folgte den Matis und versuchte abseits zu stehen, aber einer der Krieger hielt sein Schwert gegen seinen Rücken und befahl ihm, weiter zu gehen. Er hatte keine Wahl, er musste gehorchen. Sie erreichten den Baum und schauten nach Osten.
― „So, wo sind sie?“ Fragte einer der Matis.
― „Sie sollten hier sein, aber wir können sie aus der Entfernung nicht sehen.“
― „Dann geh!“
Sie liefen 200m, aber dort waren keine Leichen und auch keine Anzeichen, dass dort ein Kampf stattfand. Der Matis blickte zu Bremmen und unser Tryker glaubte, seine letzte Stunde hätte geschlagen.
Fünfter Teil
Bremmen schwitzte unaufhörlich. Der Matis hielt sein Schwert unter Bremmens Kinn und erzählte ihm was er vor hatte. Der Tryker schaute ihn an, zitterte wie ein Blatt, stotternd er wusste nicht was geschah als der Matis fiel.
Die Korsaren, sie waren direkt hinter ihnen. Bremmen brauchte nicht lange überlegen und rannte zu seinen Freunden. einer der Matis begann noch einen Zauber zu werfen, aber es war zu spät: die Krieger waren bereits bei ihnen. Schnell wie nie zuvor: die Matis waren in keinster Weise vorbereitet und wenige Minuten später lagen sie alle. Bremmen sah sie an und sagte: „Am Ende bin ich kein Lügner, hier liegen Matis…“ Einige Korsaren plünderten die Homins und Bremmen half ihnen.
— „Warum plündern wir sie aus?“
— „Das ist unsere Belohnung.“
— „Aber… ok.“
Er fragte nicht nach weiteren Informationen, verstehend, dass er keine Antworten bekommen würde. Er entschied sich Codgan Ba’Nakry später zu fragen.
Die Korsaren kehrten mit ihrer Beute zurück zu ihrem Lager. Auf dem Weg nach Hause versuchte Bremmen zu verstehen weshalb die Korsaren so schnell entschieden hatten die Matis an zu greifen, ohne mehr zu wissen. Ihm wurde erklärt, dass sie nicht wirklich einen Grund benötigten: Die Matis waren anwesend, gute Opfer um sie zu plündern, da sie meist gut ausgerüstet sind, so wie viele Güter und Dapper bei sich tragen. Er hakte nicht weiter nach.
Einmal zurück im lager verbeugte er sich vor Codgan und begann mit ihm zu reden.
— „Hallo Codgan.“
— "Hi junger Korsar"
— „Unsere Mission war…“
— „Ich weiß bereits was geschehen hat. Fahre sofort mit deinen Fragen fort, ich schätze, dass du viele hast.“
— „Na gut mir wurde gesagt, dass wir keinen anderen Grund hatten um die Matis an zu greifen als sie zu plündern.“
— „Ja. Und sie sind unsere größten Feinde.“
— „Weshalb sind sie Feinde? Ich dachte Matis und Tryker während Verbündete.“
— „Ja. Jedoch sind nicht alle Matis mit den Trykern alliert.“
— „Und diese waren nicht?“
— „Du solltest lieber da von ausgehen, wenn du ein schlechtes Gewissen vermeiden willst… antwortete er mit einem Lächeln.“
— „Sicher, Aber wenn wir falsch gelegen hätten… Würde die Föderation nicht sauer auf uns sein…“
— „Die Föderation? Nein, sie würden nicht. Sie würdigen unsere Leistungen und bezahlen uns für diese sogar. Und bedenke, dass Gouvernör Still Wyler unser Anführer war, bevor ich es wurde.“
— „Mir wurde da von berichtet. Aber weshalb hat er uns verlassen?“
— „Weil er höhere Ziele hatte. Und seine Entscheidung war richtig, er wurde im Jahre 2508 gewählt um Beadley Nimby zu ersetzen. Zudem schließen sich uns viele Tryker anschließen während sie jung sind. Jedoch mit den Jahren werden sie immer weniger Temperementvoll… und somit immer weniger nützlich für uns.“
— „Aber eine Sache ist merkwürdig. Du sagtest mir, dass die Föderation uns für unsere Leistungen bezahlt… Aber… Sie glauben an Jena, und wir…“
— „Wir sind loyale Partisanen und spielen eine überwiegende Rolle in der Kriegsführung. Reicht das nicht? Und tja… viele Tryker verstehen nicht, dass sie den Karavan nicht trauen sollten. Kami sind unsere Freunde der Natur aber wir können unsere Brüder nicht zwingen ihnen zu glauben. Lasst uns warten, bis sie es selbst merken.“
Codgan’s Rede war weise und Bremmens Herz war berührt. Er verstand all das, was sein Vater ihm erzählt hatte, alles was er von ihnen lernen könne. Und als Gegenleistung kniete er nieder und sprach den Korsaren seine Loyalität aus. Der Anführer des Stammes musste lächeln.
— „Bitte steh auf. Du bist bereits einer von uns Bremmen.“
Er hieß ihn willkommen und zeigte ihm ein Zelt, welches er mit zwei anderen teilen würde. Seine neue Heimat, seine neue Familie. Bremmen trat ein und kam einige Minuten später wieder heraus. Er sah einen jungen Tryker der mit Codgan Be’Yle redete. Und ein wenig später schwamm der junge Tryker in die Winde der Musen… alle hundert meter hustend. Bremmen lachte und fand etwas zu tun um den Korsaren zu helfen.
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