Die Erzählerin trinkt einen Schluck, um ihre Kehle zu befeuchten, bevor sie beginnt.
Ich erzähle Ihnen die Geschichte eines Yubos.
Nicht Ora, nicht einmal der Yubohoho, den man in letzter Zeit in der Arena sieht, oder ein Yubo mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Nein, nein, dies ist die Geschichte eines ganz normalen Yubos.
Ein gestreifter Pyjama, ein kleiner, weißer, zappelnder Schwanz, ein großer, fleischiger Hintern und eine Neigung, sein Geschäft dort zu verrichten, wo es nicht hingehört.
Die Erzählerin schüttelt sich, um den kleinen, weißen, zappelnden Schwanz und den großen, fleischigen Hintern zu mimen.
Kurzum: ein Yubo, wie man ihn zu Dutzenden überall antrifft.
Dieser Yubo saß auf dem Rand einer Klippe und schaute traurig nach unten.
Fragen Sie mich nicht, was er so anstarren konnte. Vom Rand der Klippen aus gibt es nichts zu sehen.
Und ich habe gehört, dass es noch langweiliger ist, wenn man dort unten ist. Aber das ist eine andere Geschichte, und meiner Meinung nach gibt es in dieser Geschichte keine Yubos.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Also sah unser Yubo verloren aus, als er die Unendlichkeit betrachtete. Ah aber, vielleicht meditierte er tatsächlich? Er sah wohl ein bisschen so aus wie die Zoraï, die in die Leere starren.
Die Erzählerin versucht, meditativ zu wirken, und schafft es nur, dumm zu schielen.
Nan? Na gut, nan, vielleicht nicht. Also, wo war ich? Ah ja.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Es war die Zeit von Atysoël. Und wie alle Yubos zu Atysoels Zeiten hatte auch unser Yubo eine rote Mütze und Hörner bekommen, die ihn noch dümmer aussehen ließen, als ein Yubo normalerweise aussieht.
Noch dümmer als ein Yubo, der am Rand der Klippe meditiert.
Die Erzählerin denkt darüber nach und scheint zu dem Schluss zu kommen, daß es doch möglich ist, noch dümmer auszusehen als ein meditierender Yubo.
Der Geist von Atysoël, der vorbeikam, sah diesen Yubo und wollte mit ihm spielen. Er fing an, ihn zu umkreisen, seine rote Mütze zu schwenken, in seinen falschen Hörnern zu hüpfen...
Nur dem Yubo war nicht zum Lachen zumute. Er versuchte, dem Ding, das um ihn herumschwirrte, einen Biss zu geben. Er kratzte mit seinem Hinterbein an den Hörnern, um es zu verdrängen.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Das hat natürlich nichts gebracht. Atysoels Geist ist vor Zahn- und Pfotenhieben sicher.
Aber er ist auch nicht Anlor Winn. Der Geist von Atysoël, er möchte, daß alle glücklich sind. Also hörte er auf, den armen Yubo zu ärgern, setzte sich neben ihn und schaute die Klippe hinunter.
Die Geschichtenerzählerin denkt über Atysoels Geist und den Yubo nach, der die Klippe hinunterschaut.
Sie müssen sich aber verdammt viel Mühe gegeben haben...
Die Erzählerin stellt fest, dass ihre Flasche leer ist, und nimmt eine neue aus ihrer Tasche.
Ich nehme an, das ist der Grund, warum Atysoels Geist nach einer Weile anfing, mit dem Yubo zu diskutieren.
« Warum siehst du so traurig aus? » fragte er ihn.
Der Yubo zuckte mit den Schultern. Habt Ihr jemals einen Yubo mit den Schultern zucken sehen? Ich garantiere Euch, daß das sein Gewicht an Shookilat wert ist.
Die Erzählerin lacht herzhaft über ihren eigenen Witz.
Der Yubo zuckte jedenfalls mit den Schultern. Dann antwortete er:
« Warum sollte ich glücklich sein? Die Ragus haben meine Eltern gefressen.
« Die Homin haben meine Brüder und Schwestern getötet und ihre Kadaver im Gras verrotten lassen.
« Die Yubette, die ich liebte, ist verschwunden. Ragus, Homin oder sonst was - was spielt das für eine Rolle?. »
Der Yubo blieb noch einen Moment lang stehen und schaute mit verzweifeltem Blick die Klippe hinunter. Dann fügte er hinzu:
« Und außerdem sehe ich mit dem Ding auf dem Kopf lächerlich aus. »
Der Geist von Atysoël antwortete nicht sofort. Man muß annehmen, daß er ein wenig genervt war. Gut, er hatte nichts mit den Yubo-Morden zu tun, aber das lächerliche Ding auf seinem Kopf war ein bisschen seine Schuld. Es war sogar sehr viel seine Schuld.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Nach einer sehr langen Zeit sagte der Yubo schließlich :
« Ich glaube, ich möchte einfach nur einschlafen. Oder vielleicht dem Schnee beim Fallen zusehen. Schnee ist schön. Er ist beruhigend. Aber im Moment gibt es keinen Schnee.. »
Wieder verging eine lange Zeit. Dann blies Atysoels Geist dem Yubo etwas Warmes auf den Kopf. Vielleicht war das seine Art, einen Kuss zu geben.
Jedenfalls seufzte der Yubo tief, schloss die Augen und schlief ein.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Und während er schlief, begann der Yubo zu träumen. Er träumte, daß er den Schnee fallen sah. Und er fühlte sich besser. Ja, es war wirklich beruhigend, dem Schnee beim Fallen zuzusehen.
Von Zeit zu Zeit hörte er auf, dem Schnee beim Fallen zuzusehen. Und er sah Homins, die an ihm vorbeizogen. Homins, die nicht versuchten, ihn zu töten oder zu schlagen, sondern die glücklich und beruhigt aussahen.
Da lächelte der Yubo. Und er setzte seine Betrachtung des Schnees fort.
Die Erzählerin trinkt einen Schluck.
Trotzdem ... Er wird sich wohl sehr, sehr stark erleichtern wollen, wenn er aus seiner Schneekugel herauskommt, dieser Yubo.
Die Erzählerin hebt ihre leere Flasche auf und setzt sich lachend wieder hin :
Ich möchte zu diesem Zeitpunkt nicht anstelle von Atysoels Geiststiefeln stehen...