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Version vom 7. März 2024, 17:30 Uhr
Wie manche von Euch wissen, habe ich lange Zeit im Exil als Teil der Ranger auf der wilden Borke verbracht. Damals habe ich so einige seltsame Dinge gesehen. Dies ist eine Begebenheit, die ich während meiner Zeit auf der wilden Borke, als Mitglied eines Suchtrupps, erlebt habe. Dort draußen ist es anders als hier in den Neuen Ländern. Unsere Heimat hier ist voll von gefährlichen Tieren und Pflanzen und wir alle wissen, dass wir auf der Hut sein müssen, wenn wir zu Fuß oder mit Reittieren zwischen den Städten und Ländern reisen. Doch auf der wilden Borke gibt es Kreaturen, die uns hier gänzlich unbekannt sind. Ich bin sicher, auf eurer Reise gen Silan haben manche von Euch auch einige seltsame Dinge gesehen.
“Wir waren einige Tage lang einer langen, relativ breiten Spalte in der trockenen Borke gefolgt, um nach Flüchtlingen Ausschau zu halten, die von Oflovaks Weg abgekommen waren. Zu beiden Seiten von uns ragten hohe Klippen aus harter Rinde empor und der Boden der Schlucht war recht dicht bewachsen. Oft mussten wir absteigen und die Mektoubs führen, da das Unterholz zu dicht für die Tiere wurde. Es war warm, feucht und stickig in diesem Wald. Dort wuchsen Pflanzen, die ich noch nie gesehen hatte.
Nach einem langen Ritt durch diesen dichten Wald schlugen wir unser Nachtlager auf, um uns auszuruhen. Jeder von uns trug ein kleines Zelt, grad groß genug für eine Person bei sich und war auch selbst dafür verantwortlich, es aufzubauen. Diese Zelte sind sehr clever. Wenn nötig, können zwei oder mehr dieser Stoff- und Leder Konstruktionen verbunden werden und als ein größeres Zelt funktionieren. Lylanea dit : Gerade wenn es kalt wurde, rückten die Trupps enger zusammen, aber manche Homins nutzen diese Eigenart auch, um auf einem langen Marsch zumindest so etwas Ähnliches wie Privatsphäre zu haben. Es war jedoch Sommer und niemand bandelte mit einem Anderen an, zumindest noch nicht.
Kletterte ich auf einen Baum, setze mich in eine Astgabel und begann in die Nacht hinaus zu schauen. Das langsam herab brennende Lagerfeuer im Rücken, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Um mich herum brach die Nacht herein und schon bald hörte ich nur noch das Schnarchen einiger meiner Kameraden und das leise Schnauben unserer sicher angebundenen Mektoubs hinter mir. Vor mir hörte ich die Geräusche des nächtlichen Waldes. Insekten summten und zirpten, kleine Tiere huschten in den Bäumen und am Boden umher und ab und zu quiekte etwas ein letztes Mal kurz auf, wenn etwas Anderes es fing. Die Nacht roch nach feuchter Erde und Rinde, nach Pflanzen, die ich nicht kannte, und Tieren, die mir ebenso unbekannt waren.
Nach ungefähr einer Stunde bemerkte ich, dass etwas in einiger Entfernung zwischen den Bäumen leuchtete. Ich richtete mich auf und reckte den Hals, um besser sehen zu können, was es war. Es bewegte sich auf unser Lager zu. Ich pfiff und unter dem Baum schreckten meine fünf Kameraden aus dem Schlaf hoch.
- "Was ist es, Lyl?, fragte unsere Anführerin so leise, dass ich sie gerade hören konnte.
- "Ich weiß es nicht. Etwas kommt auf uns zu. Es leuchtet wie Feuer. Aus Richtung Südost."
Die Blicke der Homins richteten sich auf den Wald und schon bald sahen auch sie das seltsame Glühen. Es waberte und pulsierte leicht, aber zu gleichmäßig, um tatsächlich Feuer zu sein. Die Farben wechselten zwischen hellem Honig und der Farbe des Sonnenuntergangs über Matia im Sommer. Es schien beinahe zwischen den Bäumen hindurch zu fließen. Ich zog meine Magieverstärker an meine Hände und machte mich klein, das Sap begann in meinen Adern zu brodeln, als ich mich auf einen Kampf vorbereitete.
Dann haben wir sie gesehen. Sie bewegten sich wie lange, grazile Aale oder Schlangen. Sie glitten durch die Luft, als würden sie schwimmen. Leicht und durchscheinend. Manche langsamer, manche schneller. Große und kleine Wesen. Die Größten ungefähr so lang wie mein Arm, die Kleinsten so lang wie ein Finger. Sie selbst schimmerten in dem Licht, das wir sahen. Heller und dunkler, wie Honig aus verschiedenen Blüten. Manche von ihnen auch feuerrot und andere wie der Sand der Brennenden Wüste. Zusammen erzeugten sie eine Wolke aus Licht, die langsam immer näher glitt. Wir alle waren nervös und hielten unsere Waffen bereit.
Dann waren sie bei uns. Der größte Teil des Schwarms verharrte kurz vor unserem Lager, einige der größeren Individuen jedoch glitten in den Kreis meiner Freunde. Sie ignorierten die Homins vollkommen und flogen auf das beinahe verloschene Feuer zu. Wir alle waren voller Unbehagen, ich sah es in den Gesichtern meiner Kameraden, aber niemand griff die Wesen an. Sie schwammen weiter durch die Luft, um das Feuer herum; ihre Bewegungen hatten etwas Dringliches an sich. Eine gewisse Hektik lag in den immer engeren Kreisen, die sie um das schnell kleiner werdende Feuer zogen. Der Schwarm schwebte noch immer außerhalb unseres Perimeters, die Tiere oder Wesen darin wandten ihre scheinbar augenlosen Köpfe ebenfalls dem Feuer zu. Von meiner Warte aus konnte ich erkennen, dass feine, beinah durchsichtige Flossen an ihren schlanken Körpern entlang liefen, sich wellenförmig bewegten und sie so in der Luft hielten. Die fünf oder sechs Wesen in unserer Mitte begannen nun immer heller zu leuchten und ihre Bewegungen wurden schneller und hektischer. Eines von ihnen huschte sehr nah an die letzte kleine Flamme heran und leuchtete kurz so hell auf, das ich mich abwenden musste. Als ich wieder hinab schaute, flogen die Wesen in einem engen, langsamen Kreis um die nur noch rauchenden Reste unseres Feuers.Dann stiegen sie Eines nach dem Anderen auf und kehrten in den Schwarm zurück, wo Andere sie in Empfang nahmen. Einige von ihnen flogen zu kleineren Tieren und schmiegten sich eng an diese. Sanftes, gelbes Licht pulsierte zwischen ihnen.
Lylanea dit : Mit einem Mal setzte sich der Schwarm wieder in Bewegung. Er glitt durch unser Lager, über uns hinweg und um uns herum. Sogar in meinem Versteck, im Baum, glitten die Tiere zwischen Zweigen und Blättern hindurch. Ihr sanftes Licht erfüllte die Dunkelheit. Ich konnte nur staunen.
Keines der Wesen berührte uns, wir schienen für sie nicht zu existieren oder nur als Hindernisse auf ihrem Weg. Nicht mehr als ein Baum oder Strauch. Doch wir spürten alle einen deutlichen Anstieg der Temperatur. Die Kühle der Nacht wurde ersetzt mit der Wärme eines dicken Mantels aus bestem Fell, beinahe wie eine Umarmung. Eine Minute oder länger, eine gefühlte Ewigkeit, brauchte der Schwarm, bis er unsere Position passiert hatte. Wir alle starrten ihm hinterher, bis das Licht in der Nacht verschwand. Sprachlos, von der Schönheit dieses Naturschauspiels gerührt. Wir diskutierten noch lange über dieses Erlebnis und kamen schließlich zu einer Theorie, was dieses Verhalten ausgelöst haben könnte. Was denkt Ihr?
Nach ein paar mehr oder weniger verrückten Vorschlägen aus dem Publikum schloss der Erzählerin:
“Unsere Theorie war es, dass diese Wesen das herunterbrennende Feuer für eines der Ihren hielten. Sie dachten es benötige Hilfe und sahen was mit ihm geschah. Villeicht wollten sie auch nur bei einem sterbenden Artgenossen sein. Wir entfachten ein neues Feuer… Aber sie kamen nicht zurück.