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Version vom 17. Juni 2020, 10:55 Uhr
“Die Zeit ist wie ein Fluss, der ohne erkennbares Ende einem Horizont entgegenfließt, der immer wieder zurückweicht. Ein Fluss, der sich niemals in ein Meer ergießt. Meines Wissens nach scheint es immer jemanden gegeben zu haben, der zu Feder oder Bernstein griff, um den Lebenden davon dazu erzählen, was ihre Vorfahren erlebt haben. Die lange Erbreihe dieser Geschichten hat oft leidvolle und mühselige Wege beschritten. Tausende Male wurden ihre Überlieferungen unterbrochen, aber tausende Male von anderen Händen wieder aufgenommen, so dass es jedoch auch unmöglich scheint, dass dieses alte Gedächtnis, das manchmal zögert, aber sich immer erinnert, sich niemals irrt.
Ich habe im Laufe meines Lebens schon oft diesen letzten und geschwätzigen Zeugen befragt und es gibt noch vieles, das ich ihn fragen möchte. Aber nun, da die Jahre beginnen, meine Knochen zum stöhnen zu bringen, fühle ich meinerseits das Bedürfnis in mir, ihm die Geschichte meiner Epoche anzuvertrauen. Über meine Schritte Spuren zu hinterlassen, die von dem Atys erzählen, das ich kenne. Welchen größeren Wunsch kann ich äußern als jenen, dass meine Aufschriebe eines Tages Teil der großen Überlieferung der Chronisten wird? Heute wage ich schließlich, von all jenem zu erzählen, dessen Zeuge ich war und meinerseits einige Kapitel der Chroniken von Atys niederzuschreiben.— Erlan, der Chronist
Die Offenbarung des Elias
Das Jahr 2528 markiert einen tiefen Einschnitt im Leben der Völker von Atys. Da die Mächte sich zurückzuhalten schienen und zahlreiche Flüchtlingsgilden an Einfluss gewannen, hob ein Ereignis den wahren Ausgangspunkt hervor: das Schicksal der Homins und ihre beschützenden Gottheiten.
Während mehr als zwei Jahrzehnten war eine Gilde im Hintergrund geblieben und tauchte jetzt wieder auf: die Gilde des Elias. Es handelte sich um eine Gruppe Homins, die dem geheimnisvollen Elias Tryton auf der Spur war, einem legendären Charakter, der während der dunklen Zeit des Großen Schwarms erschienen war. Mitglieder dieser Gilde waren in mehreren Städten gesichtet worden und schienen Informationen zu sammeln. Sie wurden von den Anhängern der Karavan verfolgt, da die Gilde als eine Gruppe gefährlicher Ketzer angesehen wurde. Die Anbeter der Kami stellten sich dazwischen und die Spannungen zwischen den Anhängern Jenas und Ma-Duks spitzten sich zu.
Die Gilde des Elias organisierte ein geheimes Treffen, an dem mehrere Homin-Vertreter Teil nahmen. Im Namen Trytons enthüllte die Gilde ein Geheimnis: die Göttin Jena werde bald höchstpersönlich auf Atys auftauchen und ihre göttlichen Truppen anführen, um Ma-Duk und die Kamis zu zerstören. Mit dieser Nachricht kündigte Tryton einen heiligen Krieg zwischen den Mächten an – ein Krieg, der Atys zerreißen und zahlreiche Homins das Leben kosten würde. Die Gilde des Elias forderte die Völker auf, sich zu einen, um sich auf das Schlimmste vorzubereiten.
Die Ankündigung Trytons verbreitete sich schnell auf Atys und die Reaktionen ließen nicht auf sich warten. Die Kamis riefen ihre Anhänger auf, sich zu versammeln, um den Planeten gegen Jena und ihre Kumpanen zu verteidigen, die nur Tod und Sklaverei mit sich brachten. Die Karavan hasste Tryton dafür, dass er den Willen der Göttin Jena Preis gegeben hatte und gaben bekannt, das wahre Schicksals Ma-Duks sei es, die vitale Kraft der Homins aufzusaugen, um sein eigenes Überleben gegen das Goo zu sichern. Die vier Staatschefs der Homins, der Große Weise Mabreka, König Yrkanis, Imperator Dexton und Gouverneur Still Wyler wandten sich an ihre Völker, um sich ihre Unterstützung im kommenden Krieg zu sichern. :Offiziell verweigerten ein paar Homins jegliche Verwicklung, während andere Einheit und Freiheit der Hominheit predigten und sich manchmal den Anhängern Trytons anschlossen.
So begannen schwierige Zeiten, während denen schwere Entscheidungen getroffen werden und vergessene Konflikte der Vergangenheit wieder entfachten. Ein paar Jahrhunderte nach Entstehung der Zivilisationen waren die göttlichen Mächte, die die Homins geleitet hatten, drauf und dran, sich zu bekämpfen.
Erlan, Chronist
in den Chroniken von Erlan, 2528
Der Aufruf der Mächte
Einige Zeit nachdem Elias Tryton die Homin-Völker gewarnt hatte, bewahrheiteten seine Prophezeiungen sich. Der heilige Krieg ging von der Vorbereitungsphase auf das Schlachtfeld über.
Die Gesandten der Karavan organisierten einen großen Rat in Yrkanis, während die Sprecher der Kamis ihre Anhänger in Zora versammelten. Es folgten zahlreiche um ihr Schicksal besorgte Homins ihrer Einladung. Jede Macht forderte ihre Zuhörer auf, für sie zu kämpfen und warf der Gegenmacht vergangene Fehler und zukünftige Vorhaben vor. Die Karavan versprach den Homins, sie gegen die gefährlichen Dämonen der Natur zu schützen, die sie „anpassen“ wollten. Die Kamis hingegen versprachen, Atys zu erhalten und die Freiheiten der Homins zu verteidigen.
Die Homins hörten diesen Reden ihrer Lehnsherren begeistert zu. Viele schlossen sich den Kamis oder der Karavan an und waren bereit, ihren Glauben und ihre Zukunft mit Waffen zu verteidigen. Andere waren bestürzt über das Unglück, das der Krieg verursachen würde.
Nach den beiden großen Kami- und Karavanräten predigten ihre Vertreter erneut bei den vier Völkern. Die Karavan bat ihre Anhänger darum, Tempel für Jena zu errichten. Die ersten Tempel waren während des Großen Schwarms von den Kitins zerstört worden. Diese Tempel hatten einen dreifachen Zweck: Haus der Göttin, Dach für die Gläubigen und Pfeiler, auf den Jena ihre Kirche erneut stützen könnte. Ma-Duk bat seine Anhänger ebenfalls, Heiligtümer zu errichten, damit er seinen Anhängern näher sei und sie besser beschützen könne. Die Gläubigen waren zutiefst erfreut über die göttlichen Worte. Der Imperator Dexton und der Große Weise Mabreka versprachen, Ma-Duk Heiligtümer zu errichten und sie verurteilten Jenas Tempel. König Yrkanis hingegen sprach sich gegen die Ma-Duk Heiligtümer aus und versprach der Göttin Jena einen Tempel. Die Tryker waren die einzigen Homins, die beiden Gottheiten eine Betstätte errichteten.
Dann kam der lang ersehnte oder gefürchtete Tag. Es konnte mit der Errichtung der Tempel begonnen werden. In der Gegend von Zora, Pyr und Fairhaven entstanden Tempel- und Heiligtümerbaustellen, die auf die Homins warteten. Diese folgten dem Ruf ihrer Götter zahlreich und erfuhren, welche Missionen sie erfüllen sollten. Sie machten sich auf lange Reisen, weit weg von ihrer Heimat, in verlassene Regionen, die einst vom Großen Schwarm heimgesucht worden waren. Zum ersten Mal seit langer Zeit betraten die Homins wieder den Boden ihrer alten Lande. Doch manche Homins waren nicht so begeistert davon – sie waren sehr besorgt und hofften insgeheim auf eine Nachricht von Elias Tryton.
Erlan, Chronist
in den Chroniken von Erlan, 2530
Die Aelius-Dünen
Es war ein emotionsreicher Tag für die Homins. Zum ersten Mal nach langer Zeit betraten sie wieder den Boden ihrer Vorfahren: Einige verlassene Dünen in der Wüste, wo die Fyros vor dem Großen Schwarm gelebt hatten. Aber die Homins waren nicht hergekommen, um dieses Land zurück zu erobern und erst recht nicht, um zu feiern! Sie waren von den Gottheiten hierher geschickt worden, um die nötigen Rohmaterialien für die Errichtung ihrer Tempel zu beschaffen. Diese Rohstoffsuche richtete ein regelrechtes Blutbad auf den Aelius-Dünen an.
Für den Bau der Tempel zu Ehren der Göttin Jena und für den Bau der Heiligtümer von Ma-Duk wurden die gleichen Rohmaterialien benötigt. Nach einigen Minuten fingen die Kami-Rohstoffabbauer an, den Karavan-Rohstoffabbauern die Rohstoffquellen streitig zu machen, die sie entdeckt hatten. Die Krieger griffen zu ihren Waffen, die Magiere riefen die übernatürlichen Kräfte an und es brach eine offene Feldschlacht aus.
Die Homins bekriegten sich tage- und nächtelang im Namen von Jena und Ma-Duk. Die Kampflinie schwankte. Jede Partei gewann zeitweise die Oberhand und wurde dann durch eine gelungene Gegenoffensive wieder zurückgeschlagen. Währenddessen füllten die Rohstoffabbauer ihre Säcke mit Panzern, Harz und Holz aus Aelius. Diese Arbeit war aufgrund der Anwesenheit der Kitins sehr gefährlich. Einige Kämpfer blieben außerhalb der Frontlinie und wehrten die Angriffe der Kitins ab. Glücklicherweise löste dieses Eindringen der Homins bei den Kitins keine Reaktion aus.
Die mit Rohstoffen beladenen Rohstoffabbauer kehrten zu den Baustellen zurück und übergaben ihre kostbaren Funde den Handwerksmeistern. Diese verteilten die Baustoffe an die Handwerker, die daraus die Teile für die zukünftigen Tempel herstellten. Die Herzen der Helden waren voller Freude und Stolz. Die Götter errichteten Gedenksteine, auf denen die Namen der Helden verewigt wurden, damit diese nicht wie die gewöhnlichen Homins in Vergessenheit gerieten.
Aber diese Freude und dieser Stolz wurden nicht von allen geteilt.
Einige Homins waren über das durch den Streit der Götter angerichtete Leiden und Sterben erschüttert.
Die Unglücklichen jammerten und klagten, da ihr Traum von der Brüderlichkeit zwischen allen Homin-Völkern durch göttlichen Willen zerstört wurde. In diesem Moment der Verzweiflung schickte Tryton ihnen Gesandte. Aber die von ihnen verkündete Botschaft rief Wut und Verärgerung hervor und wurde mit Protest und Geschrei empfangen. Tryton warnte die Homins ein weiters Mal vor Jena und Ma-Duk. Er bekräftigte außerdem, dass es für die Homins nur solange Hoffnung gäbe, wie diese beiden Mächte gegeneinander kämpften. Wenn aber eine der beiden Mächte gewinnt, würden die Homins für immer unterjocht werden… Tryton forderte die Homins auf, sich an dem Kampf zu beteiligen, um das Kräftegleichgewicht zu wahren und die Hoffnung am Leben zu erhalteen.
Einige Zeit später begannen die Rohstoffquellen auf den Aelius-Dünen zu versiegen. Die Homins waren mit dem Bau der Teile für die Tempel, für die sie die aus den Dünen abgebauten Rohstoffe verwendeten, noch lange nicht fertig. Mittlerweile herrschte zwischen den beiden Kriegsparteien Gleichstand, da keine der beiden Fraktionen es geschafft hat, die andere zu bezwingen. Jena und Ma-Duk waren von der aufopfernden Frömmigkeit ihrer Gläubigen beeindruckt und halfen ihnen. Durch diesen göttlichen Eingriff vermehrten sich auch die Teile für die Errichtung der Tempel! Durch dieses Wunder wurde der Eifer der Gläubigen noch verstärkt! Es war jetzt an der Zeit, die Aelius-Dünen zu verlassen. Die Rohstoffe für den Bau der Tempel waren nun an einem anderen Ort zu suchen - an den friedlichen Ufern eines vergessenen Sees.
Erlan, Chronist
in den Chroniken von Erlan, 2531
Vergessene Orte
Auf Wunsch der göttlichen Mächte hin wurden Homins in die alten Lande gesandt, um unentbehrliche Ressourcen für den Bau der Tempel zu sammeln. Bei diesen Expeditionen wurden seit dem Großen Schwarm in Vergessenheit geratene Orte wieder entdeckt: die Aelius-Dünen, der Olkern-See oder der Almati-Wald. Jede dieser Regionen war zu den blühenden Zeiten der Zivilisationen nach einem berühmten Homin benannt.
Aelius war ein renommierter Fyros-General.
Das Training der jungen Fyros-Rekruten lag ihm sehr am Herzen. Sein Lieblingsspruch war “Schweiß erspart Blut”. Nach seinem Geschmack war kein Training zu hart, um aus den Fyros die besten Krieger auf Atys zu machen.
Nachdem er jahrelang vergeblich versucht hatte, die Fyros-Traditionen zu ändern, gab Aelius seinen Posten in der imperialen Armee auf und widmete sich der verbesserten Ausbildung von Fyros-Kriegern. Er machte sich mit ein paar Freunden in die Wüste auf, um einen geeigneten Ort für die Ausbildung zukünftiger Fyros-Krieger zu finden. Seine Wahl fiel auf eine von Dünen umgebene Ebene. Ein paar Monate später stand das Ausbildungslager bereit.
Über viele Jahre kamen zahlreiche Fyros in die Aelius-Dünen, um ihre Kriegerausbildung zu vervollständigen.
Das Werk von Aelius und seinen Helfern machte sich so einen Namen. Sein Trainingsprogramm wurde offiziell eingeführt und besteht heute noch im Fyros Imperium.
Die Einrichtung des Trainingslagers wurde durch die Kitin-Invasion zerstört. Die Überreste dürften sich unter dem Lager befinden, das von den Kamis eingerichtet wurde.
Olkern war einer der größten und abenteuerlichsten Dichter des Tryker-Volkes.
Seine wirklichen oder fiktiven Leistungen, die er in seinen Versen schilderte, waren zu seiner Zeit sehr geschätzt. Manche Erzählungen wie “Matis und König der Bodocs” waren sehr beliebt bei den Homin-Völkern, außer vielleicht bei der Matis-Aristokratie selbst.
Olkern hatte sich ein friedliches Fleckchen ausgesucht, um seine Gedichte zu schreiben: einen abgelegenen See. Er hatte sich dort selbst ein schwimmendes Haus gebaut.
Olkern, sein Haus und viele seiner Werke fielen dem Großen Schwarm zum Opfer.
Almati war ein renommierter Matis-Botaniker.
Am Ende seines Lebens wurde er zum Botanik-Meister des königlichen Hofes ernannt. Diese Aufgabe beinhaltete auch die Forstwirtschaft der Setzlinge, die die königlichen Wohnungen der zukünftigen Generationen beherbergen sollten. Almati wählte einen Ort aus, der sich für die Entwicklung dieser Setzlinge eignete. In ein paar Jahren pflanzte er hunderte von jungen Pflanzen an einem Ort, der bald nach ihm benannt wurde.
Er verfügte über das nötige Wissen, um das Wachstum der jungen Bäume zu beschleunigen. Durch die Schönheit dieser Bäume und die gedämpfte Atmosphäre, das durch das dicke Laub entstand, wurde der Wald schnell zu einem Ausflugsort für melancholische Matis.
Es ging das Gerücht um, Almati sei auch Alchimist gewesen und habe verwerfliche Arbeiten durchgeführt. Seine Nähe zum König ersparte ihm Nachforschungen und verlieh ihm große finanzielle Mittel. Ein paar neugierige Homins verschwanden auf mysteriöse Art und Weise im Almati-Wald. Die Gegner von Almati behaupteten unter vorgehaltener Hand, der alte Mann und seine jungen, ergebenen Assistenten würden in einem geheimen Labor in mysteriösen Grotten arbeiten, die sich unter den Baumwurzeln befänden. Doch keiner seiner Gegner entdeckte den Zugang. Das Gerücht gewann an Glaubwürdigkeit, als melancholische Bürger verschwanden. Da rang der König sich dazu durch, seinem Palastmeister aufzutragen, Ermittlungen über diese schwer tragbar gewordene Person anzustellen. Glück im Unglück für Almati: Ein paar Tage später fiel der Große Schwarm über das Matisreich ein. Wie viele andere verschwand auch Almati im Chaos und seine Grotten wurden zu einem begehrten und unzugänglichen Schatz für Alchimisten und Botaniker.
Erlan, Chronist
in den Chroniken von Erlan, 2531
Der Vertrag der vier Länder
p<>. Es war eine bewegte Zeit. Die Außenposten waren gerade geöffnet worden, schon entbrannte ein Kampf der Gilden, Häuser und auch einzelner Homins um die wertvollen Ressourcen, die durch sie gefördert werden konnten. Es dauerte nicht lange, da drohten die vier Nationen mit in den Strudel der Gewalt hinein gezogen zu werden.
Doch die Herrscher reagierten auf die veränderte Situation mit Bedacht und unterzeichneten schließlich ein Abkommen, das unter dem Namen “Vertrag der vier Länder” bekannt werden sollte.
p<>. Während der zeremoniellen Unterzeichnung wurde Still Wyler, der Gouverneur der Tryker, der maßgeblich an dem Entwurf und der Verabschiedung des Vertrags mitgewirkt hat, heimtückisch ermordet. Dennoch wurde der Vertrag noch von allen vier Herrschern unterzeichnet, so dass das Original-Dokument ein wahres Zeugnis des Tathergangs wurde:
Der Frühling, der die Zelte brachte
— Chroniken von Erlan/Der Frühling der die Zelte brachte, zur Errichtung der Vorposten im Jahre 2547 (JJ), 2. Zyklus.
- — Anhang: Die Reden der Anführer, Anlässlich des Lagerbaus im Jahre 2547.
Zu jener Zeit, da der Spätsommer des zweiten Zyklus die Früchte der Salina in den duftenden Matiswäldern zu voller Reife brachte, zeigte das Volk der Fyros erneut, wie gefährlich seine Neugier ist, und wie schnell sie die Vergangenheit vergessen.
Die Ranger meldeten zu jener Zeit das Erscheinen eines Kizarak, gewaltig und von einer Gefährlichkeit, die seinesgleichen suchte. Wie die Bewohner der Brennenden Wüste ihn so schnell entdecken konnten - das ist heute unmöglich zu sagen. Aber er lockte die Fyros an wie ein Feuer die Motten anlockt.
Ermutigt durch die Erfahrungen der Vergangenheit rüstete Daeronn Cegrips, Kitinexperte des Fyros-Imperiums, eine Expedition in die Tiefen der Urwurzeln aus, versammelte weitere Kämpfer vor dem Dämonenschoß um sich und metzelte sich mit weit ausholenden Schlägen scharfer Stavon-Schwerter und Cleven-Äxte durch die Kitinhorden. Nichts deutet in den Chroniken daraufhin, ob es ihnen gelang, die Bestie zu töten, aber die Folgen dieses Vorstoßes sind wohl bekannt.
Die Hominheit musste den Preis für dieses Eindringen zahlen, denn die Kitin, rasend vor Zorn, zögerten nicht mit ihrer Antwort. Der Boden selbst tat sich auf, die Kitin stiegen aus ihren verborgenen Nestern hervor und erinnerten auf schreckliche Weise jedwedes Leben daran, dass das Innere von Atys ihr alleiniges Reich sei.
…
So fegten nun also die Folgen der erneuten Fahrlässigkeit der Fyros wie ein Sturm über die Neue Lande. Getrieben von der panischen Angst, die unsagbaren Schrecken des Großen Schwarms könnten erneut über jedwedes Leben hereinbrechen, ließen die Anführer der Homins ihre Völker zusammenrufen*. In der Agora von Pyr, im Pavillon zu Yrkanis, auf dem Frogmore-Platz von Fairhaven, auf dem Fahnenplatz von Zora, überall strömten die Homins zusammen. Die Angst im Nacken, doch die Waffen in den Händen, waren sie fest dazu entschlossen, das bisher Erreichte nicht zwischen Kitinzangen enden zu lassen.
Erlan, Chronist
in den Chroniken von Erlan, 2. Zyklus 2546
Der Frühling, der die Zelte brachte
“So erwiesen sich die Reden der Anführer als nahezu gleichlautend zueinander und die gesamte Hominheit schien von dem Willen erfüllt zu sein, jene Länder, die sie für den Neubeginn auserwählt haben, zu verteidigen und ihren Griff um sie zu festigen.
Sogar nach zwei Generationen sitzt das Trauma des Großen Schwarms noch so tief den Homins in den Knochen, dass die Homins ohne zu zögern handelten, nachdem Kundschafter berichteten, dass ungewöhnliche Kitin in den Neuen Landen aufgetaucht seien, wie die Anführer es verkündeten.
Die Bedrohung stellte sich als harmloser als zunächst gedacht heraus, dennoch beschlossen die Anführer den Bau von Lagern quer über jene Lande, die ihre Völker vor über sechzig Jahren Jenas als neue Heimat auserkoren haben, um in Sicherheit vor den Kitins zu leben. Bald konnte man Mektoub-Karavanen durch die Neuen Lande ziehen sehen, angeführt von Patrioten, Vasallen, Bürgern und Initiaten, um die überall aus der Rinde wachsenden Militärlager mit Baumaterial zu versorgen.
Um diese Vorposten zu errichten, bedurfte es vieler helfender Hände, die die für den Bau und die Verteidiger notwendigen Rohmaterialien beschafften und die schweren Werkstücke auf den Rücken ihrer Mektoubs transportierten, die von den Handwerkern in den Städten gefertigt wurden. Und die Werkmeister waren bald äußerst gefragt, denn alle wollten sich am Bau der Vorposten beteiligen; Ihre Namen waren Abytheus Abygrian, der die Patrioten auf dem Fremdenbasar in Pyr erwartete, Anibro Listi, die die Fragen bei den Ställen von Pyr beantwortet, Ba’Darins Baksan am Eingang von Fairhaven zum Trödelmarkt und auch Ba-Ci Du, die die Zoraï an den Ställen von Zora finden können.
Anhang: Aufzeichnung der Reden des Imperators, des Königs, der Gouverneurin und des Großen Weisen
Erlan, Chronist
in den „Chroniken von Erlan“, 2. Zyklus 2547.
“Die Zeit verging, und trotz der Anstrengungen der Rohstoffsammler und der Lieferanten wuchsen die Militärlager nur langsam aus dem Boden. Sicherlich, Patrioten, Vasallen, Bürger und Initiaten arbeiteten hart, um die Baustellen so schnell wie möglich fertigzustellen, aber der Fortschritt bei manchen von ihnen war weit von den Vorstellungen der Ingenieure entfernt. Jene, die gegen die Kitins mit Schwert und Schild antraten kehrten jeden Tag bedeckt von Narben und Blessuren zurück und legten so beredtes Zeugnis darüber ab, dass die Kitin aus den Tiefen, so wenige sie auch waren, doch nicht einen Fuß breit auf der Rinde zurückweichen wollten.
Es gab einige bemerkenswerte Vorkommnisse, die die Arbeiten beschleunigten, als die Lager schon guten Fortschritt zeigten. Nach Verhandlungen zwischen Imperator Dexton und dem Stamm der Rindengräber stimmten diese zu, ihre Erfahrungen mit den Baumeistern zu teilen, was einen sprunghaften Anstieg auf dem Weg zur Vollendung der Baustellen in der Brennenden Wüste verursachte. Die Trykerbaustellen erhielten unerwartete Hilfe vom Stamm der Lehmbildhauer. Überrascht sahen die Handwerker eine große Mektoub-Karawane die Baustellen erreichen, beladen mit Werkstücken, die jeder der Baumeister wie einen Schatz hütete. Und bei den Baustellen der Verdorrenden Lande waren es ohne Zweifel die Kamis selbst, die mit ihren ungeheuren Kräften dem Volk der Masken halfen und es näher an die Vollendung ihrer Arbeit heranrückte. Im bewaldeten Herrschaftsgebiet von König Yrkanis machte sich der königliche Botaniker Perinia daran, neuartige Gewebe für die Zelte der Vorposten zu entwickeln, die die Arbeiten um ein Vielfaches beschleunigen sollten.
Alles schien also auf eine zügige Vollendung der Lager hinzuweisen, bis ein Unfall die Matis schwer traf. Von den vier Großwerkstätten, die die Baustellen versorgten, wurden zwei von schweren Explosionen verwüstet, ohne offensichtlichen Grund, aber mit gravierenden Folgen für die Pläne des Königs und die Arbeit seines Volkes. Voller Grimm wusste dieser, dass er der Verzweiflung und Enttäuschung seiner Vasallen begegnen musste, die in ihrer Arbeit trotz der Hilfe Perinias so sehr zurückgeworfen wurden, während die anderen Völker sich über einen beispiellosen Fortschritt freuten.
Freud und Leid lagen nahe beieinander, manche Episoden waren nur kurze Schübe in der Erbauung der Vorposten, andere hingegen verletzten den Stolz eines ganzen Volkes. Doch allen gemein ist, dass es vor allem die Hartnäckigkeit der Völker war, die die Baustellen vorantrieb und schließlich ermöglichte, dass sich im Herbst des 3. Zyklus 2547 immer mehr Zelte und Türme in den Himmel recken konnten.
Erlan, Chronist
in den „Chroniken von Erlan“, 3. Zyklus 2547
“Bereits im Winter des selben Zyklus bewiesen die Kitins einmal mehr ihren Hunger nach Eroberung der Rindenoberfläche.
Langsam, aber sicher, begannen die Kitins mit ihrer Invasion aus den Tiefen heraus.
Langsam, ohne zurückzuweichen, wurden sie in den Homin-Territorien immer und immer zahlreicher.
Langsam ergriff Furcht die Herzen aller. Eine neue Invasion hatte begonnen.Einigen Völkern war es gelungen, ihre Baustellen zu vollenden, bevor die Invasion ihr ganzes Ausmaß zeigte. Die Türme der Fyros und Tryker waren allesamt errichtet worden, bevor die Kitins sich aus den Tiefen ergossen wie Wasser aus einer Quelle in der Wüste. Zurückgeworfen von Unfällen gelang es den Matis, drei der Türme vor der Invasion fertig zu stellen, während sich in den Verdorrenden Lande nur zwei Türme in den Himmel hoben, doch wichen die Gerüchte alsbald der Bestürzung und dem Fließen von Blut, sowie trotzigen Kriegsschreien gegen die sich erhebende Bedrohung.
Bald waren die neuen Lager eingeschlossen und keiner Karawane gelang es, sie zu erreichen und ihnen die notwendigen Versorgungsgüter zu liefern, um die Garnisonen am Laufen zu halten.
Die Anführer der Länder reagierten schnell, jeder von ihnen hob einen Stoßtrupp aus, um Pfade für die Reiter zu öffnen und den Kampfgeist ihrer Völker zu schüren. Dexton selbst stellte sich an die Spitze einer Gruppe von Fyros-Patrioten. König Yrkanis selbst versammelte seine Vasallen und warf sich an ihrer Seite den Kitinhorden entgegen. Jorty Mappan von den Atys Rangern zog mit bewaffneten Tryker-Bürgern im Auftrage Gouverneurin Ailans aus, um die Kitins in den Seenlanden zu bekämpfen. Und schließlich schickte auch Mabreka die Gilde von Cho zu den Initiaten, und Fuan brach mit entschlossenen Kriegern der Zoraï auf, um der Invasion in den Dschungellanden entgegenzutreten.
In den Wochen, die folgten, setzten die Homin-Völker ihren Kampf gegen die Kitins in ihren Ländern fort, auch in dem Bemühen, die Vorposten, die sie selbst errichteten, mit Vorräten zu versorgen.
Erlan, Chronist
in den „Chroniken von Erlan“, 3. Zyklus 2547