Horizon of Eternity, oder Wie ich von der Dunkelheit meiner Seele gereinigt wurde...

Aus EnzyklopAtys

Wechseln zu: Navigation, Suche

Horizon of Eternity, oder Wie ich von der Dunkelheit meiner Seele gereinigt wurde...

von Meister Mogwaï veröffentlicht im Neuen Blatt von Atys am Quinteth, Fallenor 5, 3. CA 2524.[1]


Thetenth :
"Heute Abend werde ich Euch eine ungewöhnliche Geschichte erzählen, eine Geschichte von Gut und Böse, eine Geschichte von Liebe und Hass, von Mitgefühl und Egoismus, lasst mich also erzählen .... meine Geschichte ....

Bis vor kurzem war ich ein stolzer Kriegermagier der edlen Rasse der Matis, ich lebte nur für den Kampf und hatte nur Verachtung für diejenigen übrig, die nicht dem Weg des Kriegers folgten. In meiner Unwissenheit dachte ich, daß nur ein Feigling ein so aufregendes und abenteuerliches Leben ablehnen könnte. In diese Verachtung schloß ich sogar meinen älteren Bruder ein, der mich nach dem Tod unserer Eltern allein großgezogen hatte und mir meinen Namen "Thetenth" gegeben hatte, in der Hoffnung, daß ich als zehntes von fünfzehn Kindern, von denen nur mein Bruder und ich überlebt hatten, eines Tages das Ende der Kitin-Plage erleben würde.

In dieser Hoffnung besorgte mir mein Bruder die besten Waffen, er war ein Handwerker, und zwar einer der besten, er bezahlte mir die besten Meister sowohl in der Magie als auch im Kampf und in meinem Wahn begann ich, in ihm nur einen Feigling zu sehen, der seinen jüngeren Bruder in den Kampf schicken würde, anstatt selbst zu den Waffen zu greifen. Ich war angewidert und dachte nicht einmal daran, ihn nach seinen Gründen zu fragen. Ich beschloß, vor diesem Menschen ohne Stolz zu fliehen, denn wenn er ein Feigling war, dann war ich es nicht und ich würde es beweisen. So verließ ich ihn im Alter von 13 Jahren, mitten in der Jugend, im selben Alter, in dem mein Bruder allein mit der Last, mich großzuziehen, zurückgelassen wurde, ohne die geringste Reue, aber mit der größten Verachtung!

Seitdem war ich ein unbarmherziger Krieger, selbst gegenüber Schwachen und Unterdrückten, die für mich nur Ungeziefer und Parasiten waren, führte ich das Leben eines Kriegers und setzte mein Leben in jedem Kampf auf eine immer gefährlichere Art und Weise aufs Spiel. Ich wollte auf keinen Fall, daß man mich nach meinem Tod vergißt, ich wollte nicht wie ein einfacher Bauer verschwinden.

Aber das war nur Flucht und Egoismus, ich lebte nur für mich selbst und niemals konnte sich jemand damit brüsten, meine Hilfe erhalten zu haben. Dieses Leben war nicht glorreich, aber das hatte ich nie geahnt. Eines Tages, als ich mit einer Söldnerkompanie einen Gegenangriff auf einen Kitin-Überfall am Rande des Goo südlich von Min-Cho im Zorai-Territorium durchführte, wurde mir klar, daß ich auf dem falschen Weg war.

Der Gegenangriff war eine Katastrophe und wir wurden von den Kitins dezimiert, und als einer ihrer Soldaten gerade dabei war, mir das Leben zu nehmen, schob mich jemand aus seiner Reichweite, um das Monster mit dem besten Matis-Schwert zu bekämpfen, das ich je gesehen hatte, leider, Ich bewunderte seinen Mut, sich in einen Kampf zu stürzen, den nicht einmal ich hätte gewinnen können, und als ich mich aufrichtete, um ihm zu helfen, hob ihn der Kitin hoch und schleuderte ihn in das umliegende Goo. Mit einer Stimme, die mir bekannt vorkam, rief er mir zu, ich solle das Tier mit seinem Schwert töten, es sei für mich geschmiedet worden. Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, hob die Waffe auf und stürzte mich auf das Monster.

Als der Kitin tot war, eilte ich meinem Retter zu Hilfe, der sich durch seine Willenskraft aus dem Goo befreit hatte, und noch bevor ich sein Gesicht erkennen konnte, sprach ich meinen besten Heilzauber. Im Blitz des Zaubers sah ich endlich seine Züge und war erstaunt, Edazior, meinen älteren Bruder, zu entdecken, wie sehr er auch in diesen zehn Jahren gealtert war.

- Das sind die Sorgen, die ich mir um dich gemacht habe." Er antwortete mir, als hätte er meine Gedanken gelesen. "Aber jetzt habe ich dich gefunden und ich bin stolz auf dich, du bist ein wahrer Krieger geworden, der nicht einmal den Tod fürchtet...
- Nein, ich fürchte nur das Vergessen!" antwortete ich.

Er sagte mir, daß er seit zehn Jahren nach mir gesucht habe, daß er nie verstanden habe, warum ich weggegangen sei, daß er zehn Jahre lang meiner Spur gefolgt sei und immer zu spät gekommen sei, aber das sei jetzt egal, er habe mich gefunden und könne mit mir nach Yrkanis zurückkehren. Ich konnte nicht nein sagen, er hatte so viele Gefahren auf sich genommen, um mich zu finden, und während ich ihn verachtete und für einen Feigling hielt, empfand ich plötzlich einen unsagbaren Stolz auf meinen Bruder, und es wurde beschlossen, daß wir am nächsten Tag aufbrechen würden.

Die Rückkehr nach Yrkanis verlief reibungslos, ich erzählte ihm von meinen Abenteuern und er von seinen, um mich zu finden, und im Laufe der Anekdoten erreichten wir bald den Matis-Kontinent und seine Hauptstadt Yrkanis.

Wir richteten uns wieder in unserem bescheidenen Baumhaus ein. Wir waren bereits seit einem Monat dort und ich dachte gerade darüber nach, wie ich die Schulden bei meinem Bruder loswerden und wieder auf Abenteuerreise gehen könnte, als die ersten Symptome auftauchten. Edazior fiel bewußtlos zu Boden und als ich die dunklen violetten Flecken auf seinem Nacken sah, wußte ich sofort, was es war: Es war das Goo, das ihn beim Sturz gegen den Kitin infiziert hatte; als er mich rettete, hatte mein Bruder sich selbst verurteilt. Das konnte ich nicht zulassen, ich hatte eine Ehrenschuld an ihn, er hatte mein Leben gerettet!

Ich nahm ihn auf meinen Rücken und rannte in die Stadt, wir wohnten am Stadtrand, ich schrie um Hilfe und Unterstützung, aber niemand antwortete, da sah ich ein beleuchtetes Gebäude und rannte hinein. Als ich hineinging, erkannte ich, daß es sich um das Herrenhaus einer Gilde handelte, aber ich hatte andere, wichtigere Dinge im Kopf! Ich betrat den ersten Raum, den ich offen vorfand, und fand eine junge Frau vor, die mit dem Sap ihrer Ahnen sprach. "Hilf mir", sagte ich, als hätte mich die Atmosphäre des Ortes beruhigt, und sie wandte sich mir zu, ihre Augen waren voller Freundlichkeit.

- Was kann ich tun, um dir zu helfen, junger Krieger?" fragte sie mich.
- Dieser Homin, er wurde mit dem Goo infiziert! Wir müssen ihn retten, ich bin ihm als Krieger zu Dank verpflichtet! Er hat mich gerettet und ich muß das Gleiche tun, bevor ich meinen Weg fortsetzen kann.

Sie beugte sich vor, um Edazior zu untersuchen, und wandte sich dann an mich.

- Es ist spät, aber wir können noch versuchen, ihn zu retten...
- Dann macht euch auf den Weg, ich werde euch entlohnen.
- Es ist jedoch notwendig, daß jemand, der ihm nahesteht, an dem Ritual teilnimmt, um ihm Kraft zu geben.
- Ich bin sein Bruder, reicht das?

Die junge Homina sah mich erstaunt an.

- Bist Du dir da sicher? Ihr seht euch doch nicht ähnlich!
- Ja, wir haben unterschiedliche Wege eingeschlagen...
- Nun, dann wollen wir mal weiter machen...

Sie nahm mich an der Schulter und legte ihre Hand auf die Stirn meines Bruders. Ich spürte ein vertrautes Gefühl, das ich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr erlebt hatte. Durch die Magierin spürte ich, wie die Seele meines Bruders meine Seele berührte, ich spürte seine ganze Zuneigung zu mir, die ich verleugnet hatte, was für ein Narr ich doch gewesen war. In diesem Moment zuckte die Magierin zusammen.

- Nein, er ist zu schwach, ich verliere ihn!" rief sie.
- Das kommt nicht in Frage!" antwortete ich und zog die Seele meines Bruders zu meiner, um sie mit meiner Kraft zu versorgen.

Da brach der Kontakt ab.

Die Magierin hob ihr tränenüberströmtes Gesicht zu uns hoch.

- Es tut mir leid, ich habe all eure Zuneigung gespürt und die Kraft, die ihr aufgebracht habt, um ihn zu retten, aber... es war zu spät...
- Nein, Sie haben ihn gerettet.
- Was? Was sagen Sie, aber nein, er atmet nicht mehr.....
- Doch, er ist bei mir, wir sind eins, ich kann es fühlen.
- Er sagt die Wahrheit." sagte eine andere Stimme aus meinem Mund. "Ich bin wirklich hier!"

Die Magierin sah uns verständnislos an.

- Wem soll ich danken, daß er mir die Liebe meines Bruders zurückgegeben hat?" fragte ich.
- Und wem soll ich danken, daß er mich gerettet hat?", fragte meine andere Stimme.
- Ich...Ich bin... Elevera, Spirituelle Wächterin der Gilde Horizon of Eternity. Sie befinden sich hier im Matis Manor der Gilde...

So gab Horizon of Eternity meiner Seele ihre Reinheit zurück, indem es mir das zurückgab, was mir unwissentlich am liebsten war. Später lernten wir Elevera näher kennen, die uns erklärte, worum es in Horizon of Eternity ging, und wir waren sowohl von der Freundlichkeit der jungen Priesterin als auch von den Gerechtigkeitszielen der Gilde begeistert und schlossen uns ihrer Sache an. Wir sind nun ein und derselbe Krieger, der für Dinge kämpft, von denen ich bislang nichts wußte: Gerechtigkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft..., Dinge, denen wir nun in der Gilde Horizon of Eternity nach besten Kräften dienen.

Hier endet meine Erzählung und ich hoffe, daß sie Euch unterhalten hat. Ihr könnt es glauben oder nicht, aber wenn Ihr jemals einen Matis trefft, der mit sich selbst spricht, lacht nicht über ihn, denn es könnte sein, daß es sich um meinen Bruder und mich handelt. Und ich lasse nicht zu, daß jemand über meinen Bruder lacht...".

Zwei Geister in einem Körper.
Der eine greift an, der andere beschützt. Aus dieser Symbiose entstand ein Kämpfer mit einem reinen Herzen voller Mitgefühl.
Autor: Thetenth/Edazior
Originaltext: Horizon of Eternity, oder wie ich von der Dunkelheit meiner Seele gereinigt wurde...



  1. Quinteth, Fallenor 5, 3. CA 2524 ist Donnerstag, 26. August 2004.