Aus EnzyklopAtys
Das Zerschmettern eines Herzens
Von der Angst belagert.
Welle um Welle die Angst
Die zurückkehrt und sich bricht
An der zarten Gestalt
Und sich zurückgestoßen sieht.
Eine weitere Nacht der Wachsamkeit,
Eine weitere eiskalte Nacht
In den Himmel zu schauen
Rot vom vergossenen Blut.
Die Pflicht des Wächters.
Wenn sein Blick fahl ist
Tapfer und der Leere trotzend
Auf der Brücke von Jeniah
Die wiederholten Angriffe
ließen die Stärksten abstumpfen,
Zermalmten den Willen,
Zerfetzten die Körper.
Und immer mehr und mehr
Sie strömten aus dem Norden,
Riesige, hässliche Mauer.
Keine Hoffnung auf Verstärkung
Keine Hoffnung in den Herzen.
Jede neue Morgenröte
Ist die der Deserteure.
Zu Hunderten, zu Tausenden,
Ihre Schatten verblassen
Weit weg von der Brücke von Jeniah
Das Leben, das sie genommen hat
In ihr hallt es noch nach.
Der Speer an ihrer Seite
Trägt das Blut des Toten
Wie eine schwarze Fahne,
Ohne Bedauern, ohne Reue.
Die blasse Erinnerung
An seine Worte damals,
So voller Kummer
Daß sie ihr Einverständnis verrät
Und ihre Liebe umarmt sie.
Und doch würde sie ihn töten,
Noch einmal und jetzt
Für Jeniahs Brücke
Es war nur eine Legende
Von den Alten gewebt,
Ein wilder Sarabande
Der den Rhythmus der Refrains bestimmte.
Eine sinnlose Hoffnung,
Verheißung eines neuen Morgens:
Sie würden kommen, um uns zu retten,
Uns in die Ferne tragen
Auf den Flügeln der Winde
In den Himmel des Morgens
Über den Ozean hinweg.
Dann hält die Wacht
Wenn die Flut zurückkehrt
Auf der Brücke von Jeniah
Einen Moment lang spielt der Wind
Auf einer bitteren Träne.
Wo ist der sanfte Wind
Der ihn mörderisch sah
Im Glauben an eine Idee
Geboren aus so vielen Gebeten?
Auf der gefegten Brücke
Von diesem vergänglichen Hauch,
Ihre Augen starren in den Himmel.
Kein Luftrauschen
Keine Antwort auf den Ruf.
Dann kommt der alte Zweifel
taucht wieder auf; er ist nichts,
Als die Brücke von Jeniah
Im Morgengrauen plötzlich,
Die Alarmglocken läuten.
Auf den Mauern steht ein jeder
Auf seinem Posten greift er zu den Waffen.
Sie sind da! So viele!
Der ohrenbetäubende Lärm
Die zittrigen Soldaten
Übertönt die Schreie, die Tränen,
Die blutigen Schreie
Der Kinder und Frauen
Und die zitternden Herausforderungen
Der spitzen Soldaten.
Und die Flut bricht herein
Über die Brücke von Jeniah
Sie kennt die Nachtwachen nicht mehr,
Den Schwindel und die Kälte,
In dem halben Schlaf
Der sie schon mit sich reißt,
Schatten ziehen leicht vorbei,
Über die Brücke von Jeniah.
Während der Fluss
Stirbt, rot, unterhalb,
Verschwindet das Licht
In einem riesigen Freudenschrei
Von Tausenden von Trykern.
In ihren Augen die Sonne
Reflektiert die Regenbögen
Und die Brücke von Jeniah
Auszug aus Das Neue Blatt von Atys, Holeth, Medis 6, 2e CA 2528