Teleportations-Krankheit

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Auszug aus Band 1 von „Im Schatten von Tao Sian”, einsehbar in der öffentlichen Bibliothek des Tempels des Wissens, aufgezeichnet im Laufe des Winters 2574 durch den Schreiber Kuangi Wu Shi.

Teleportations Krankheit

Das Mektoub wartete geduldig, ruhig auf allen vier Pfoten stehend. Es wusste aus Erfahrung, dass seine Herrin einige Zeit an diesem Ort verweilen konnte, praktisch regungslos, nur ein liebliches, beruhigendes Singsang auf den Lippen.

Ich blickte zum Mektoub, das sich durch die Mantras der Zoraï einlullen ließ und war selbst halb hypnotisiert durch die surrealen Lichter, in denen das bemerkenswerte weiße und organgefarbene, harmonisch von Wurzeln umschlungene Gebäude erstrahlte, dessen Spitze majestätisch bis in den Himmel zu reichen schien.

Es war der erste Ausritt der Dynastischen Heilerin Tao Sian seit ihrer Bettlägerigkeit einige Wochen zuvor. Sie hatte diesen schönen Frühlingsmorgen dieses Folially im zweiten Zyklus des Jahres 2574 genutzt um sich zum Tempel von Zora zu begeben. Ich, ihr junger Schreiber, habe sie begleitet um diskret auf sie und ihrer noch gefährdeten Gesundheit zu wachen. So saß ich also dort, nicht weit von ihrem Mektoub entfernt, halb beim Klang des Gemurmels ihrer süßen Stimme wegdösend…

— „Ochi Kami no[[Image:"

Die männliche Stimme ließ mich hochfahren. Als ich die Augen öffnete erblickte ich eine hoch aufragende Silhouette, die, keine Ahnung woher sie gekommen war, neben der Heilerin betend Aufstellung genommen hatte.

"Ochi Kami no|]]”, hallte Tao Sian zurück und fügte mit Respekt hinzu: :— „Kamia’ata, Sage Sens.”
Ohne lange zu zögern griff ich nach meinem Schreibzeug, das von meinen Knien gerutscht war und schrieb, so getreu wie möglich, die entstehende Konversation nieder.

— „Ata’Kami, Tao. Wie fühlst du dich?”
— „Bei der Gnade der Kamis, es geht mir besser. Aber mehrere Teleportationen über mich ergehen lassen zu müssen, wo mich doch schon eine einzelne für mehrere Tage krank werden lässt… war eine Erfahrung, die ich nicht erneut machen zu müssen erhoffte. Aber ich hatte keine Wahl, die infizierten Ranger im Kitin-Nest des Almati-Waldes brauchten meine Hilfe! Und… sie brauchen sie immer noch…”

Ich fühlte die Sorgen in ihrer Stimme und erst nach einigem Zögern fügte sie hinzu:

— „Warum unterziehen mich die Kamis bei jeder Teleportation solch einer Prüfung? Bringe ich ihnen nicht genügend Ehrerbietung entgegen?”

Der Weise blieb still und schien mit seinem durchdringenden Blick die Seele der Obersten Dynastischen Heilerin auszuloten.

— „Deine Frage ist zugleich legitim und erfüllt mit Angst, Tao. Ich könnte dir eine Antwort geben, aber sie würde dir wenig helfen. Es ist wichtig, dass du deine eigene Antwort findest. Befrage dich selbst, Tao. Du beherrschst das bis zur Perfektion, wo es um den medizinischen Bereich geht, aber nicht, wenn es um dich selbst geht.”

Ich hörte Tao Sian seufzen.

— „Bei den Kamis, ich muss die Antwort wissen! Ich habe versucht, mich zusammenzureißen und meine Angst vor der Teleportation zu überwinden, um die vom Goo kontaminierten Ranger zu heilen, es war meine Pflicht als Heilerin! Aber sieh’, wohin es mich gebracht hat! Lange Wochen voller Kopfschmerzen, so starke, dass ich allen gegenüber reizbar und rastlos war! Kann ich den Homins jemals wieder unter die Augen treten? Und vor allem… den Rangern?”

Ich sah, wie Sens beruhigend seine Hand auf die Schulter der Dynastischen Heilerin legte.

— „Verschließe nicht dein Herz, Tao. Die Homins kennen deinen Wert und vertrauen dir, also vertraue auch ihnen…”

Mit diesen weisen Worten verschwand Sens so diskret, wie er gekommen war und überließ Tao Sian ihrer Meditation.

  „Im Schatten von Tao Sian”, 2574, Kuangi Wu Shi (Schreiber).