Das Mektoub wartete geduldig, ruhig auf allen vier Pfoten stehend. Es wusste aus Erfahrung, dass seine Herrin einige Zeit an diesem Ort verweilen konnte, praktisch regungslos, nur ein liebliches, beruhigendes Singsang auf den Lippen.
Ich blickte zum Mektoub, das sich durch die Mantras der Zoraï einlullen ließ und war selbst halb hypnotisiert durch die surrealen Lichter, in denen das bemerkenswerte weiße und organgefarbene, harmonisch von Wurzeln umschlungene Gebäude erstrahlte, dessen Spitze majestätisch bis in den Himmel zu reichen schien.
Es war der erste Ausritt der Dynastischen Heilerin Tao Sian seit ihrer Bettlägerigkeit einige Wochen zuvor. Sie hatte diesen schönen Frühlingsmorgen dieses Folially im zweiten Zyklus des Jahres 2574 genutzt um sich zum Tempel von Zora zu begeben. Ich, ihr junger Schreiber, habe sie begleitet um diskret auf sie und ihrer noch gefährdeten Gesundheit zu wachen. So saß ich also dort, nicht weit von ihrem Mektoub entfernt, halb beim Klang des Gemurmels ihrer süßen Stimme wegdösend…
Die männliche Stimme ließ mich hochfahren. Als ich die Augen öffnete erblickte ich eine hoch aufragende Silhouette, die, keine Ahnung woher sie gekommen war, neben der Heilerin betend Aufstellung genommen hatte.
"Ochi Kami no|]]”, hallte Tao Sian zurück und fügte mit Respekt hinzu: :— „Kamia’ata, Sage Sens.”
Ohne lange zu zögern griff ich nach meinem Schreibzeug, das von meinen Knien gerutscht war und schrieb, so getreu wie möglich, die entstehende Konversation nieder.
Ich fühlte die Sorgen in ihrer Stimme und erst nach einigem Zögern fügte sie hinzu:
:— „Warum unterziehen mich die Kamis bei jeder Teleportation solch einer Prüfung? Bringe ich ihnen nicht genügend Ehrerbietung entgegen?”
Der Weise blieb still und schien mit seinem durchdringenden Blick die Seele der Obersten Dynastischen Heilerin auszuloten.
Ich hörte Tao Sian seufzen.
Ich sah, wie Sens beruhigend seine Hand auf die Schulter der Dynastischen Heilerin legte.
Mit diesen weisen Worten verschwand Sens so diskret, wie er gekommen war und überließ Tao Sian ihrer Meditation.
Auszug aus Band 1 von Im „Schatten von Tao Sian”, einsehbar in der öffentlichen Bibliothek des Tempels des Wissens, aufgezeichnet im Laufe des Winters 2574 durch den Schreiber Kuangi Wu Shi.