Der Rindenkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Dezember 2021, 02:16 Uhr

Arme Matis.png

Mein Langschwert krachte in den dunkelgrauen Panzer des massiven Kipuka und hinterließ kaum eine Delle. Die Panzerung dieser Bestien war verdammt hart.
Neben mir fiel das königliche Zepterschwert Seiner Hoheit König Yrkanis wie ein Blitz nieder und richtete auch nicht viel mehr Schaden an, aber das war gleichgültig.
Die Streitkräfte der Matis wurden durch die Anwesenheit ihres Königs angespornt.
Er kämpfte mit ihnen Seite an Seite und Rücken an Rücken gegen die Eindringlinge und zeigte genauso wenig Gnade mit dem Feind wie jeder andere von ihnen.
Prachtvoll, in seine schwere, blattgrüne und erdbraune, kunstvoll lackierte Rüstung gehüllt, rannte König Yrkanis an der Spitze seines Heeres aus treuen Gilden auf den Feind zu.

Noch kurz zuvor hatte er die Matis für ihren Einsatz und ihre Ausdauer beim Lagerbau gelobt und ihnen Mut zugesprochen.
Denn nur die Hälfte der Lager war fertiggestellt worden. Schreckliche Explosionen hatten drei der sechs Baustellen erschüttert und alle bis dahin geleisteten Arbeiten zunichte gemacht. Es gab Gerüchte über Sabotage durch Kamisten, die Marodeure oder gar den Schwarzen Kreis, und vielleicht war auch ein fehlgeschlagenes Experiment schuld an den noch schwelenden Bränden. Niemand wusste es.

Und vorerst würde es auch niemand herausfinden können.
Alle Wege zu den Baustellen wurden von Kitin überrannt, die nach Homin-Blut dürsteten.
Verärgert und frustriert über ihre eigene Angst und ihre Unfähigkeit, an der eindringenden Armee vorbeizukommen, waren die Matis-Gilden und diejenigen, die sich ihnen angeschlossen hatten, dem Ruf des Königs gefolgt.
Sie waren gekommen, um seine Rede zu hören. Als er in der Mitte des königlichen Pavillons in der Nähe der Stadttore von Yrkanis stand, waren seine Worte nicht die eines besiegten Monarchen.
Nein, sie entfachten den müden Geist, lenkten unseren Zorn, richteten sich gegen diejenigen, die uns in unseren eigenen Städten gefangen hielten, und vereinten die Anwesenden unter seiner glorreichen Führung.
Gegen den wahren Feind, die Kitin.
Seine feurige Rede wurde nur noch von seinem Aufruf übertroffen, ihm auf der Stelle zu folgen.
In die Schlacht.
Zuerst waren wir überrascht, weil wir dachten, er würde im übertragenen Sinne sprechen.
Doch schon bald mussten wir rennen, um unseren König einzuholen, als wir ihm aus der Stadt und in Richtung des Feindes folgten.
Schnell trafen wir auf die ersten kleinen Gruppen der Kitin-Vorhut und schalteten sie aus.
Es schien beinah zu einfach.
Das war es auch.
Binnen wenigen Stunden würde ich mit einem Grauen konfrontiert werden, wie ich es noch nie gesehen hatte.

Ein kleiner Kader von Homins unterstützte die drei königlichen Wachen des Königs bei ihren Bemühungen, ihn zu schützen. Ich war unter ihnen.
Keine größere Ehre wurde mir an diesem Tag zuteil, als Seite an Seite mit meinem Lehnsherrn gegen den schrecklichen Feind zu kämpfen.
Unser Respekt vor dem König wuchs mit jedem Schlag, den er ausführte, und mit jedem Schweißtropfen, der ihm über die Stirn rann.
Natürlich wusste ich, dass er einst, als er noch jung war, gegen die Fyros und seinen verräterischen Onkel Jinovitch, den Mörder seines Vaters, gekämpft hatte. Dennoch war ich tief beeindruckt von seiner Geschicklichkeit und Ausdauer im Kampf mit den Bestien.
Einen Moment lang war ich durch seine imposante Gestalt abgelenkt und ließ meine Deckung fallen, als eine riesige Klaue auf meinen Kopf zuraste. Yrkanis stieß einen Schrei aus und trat ihr in den Weg. Er lenkte den schrecklichen Schlag ab, der mich sicher auf den schlammigen Boden geschickt hätte. Dann stieß er mehrmals nach vorne, in den Körper des großen Kinchers, der mir so gefährlich nahe gekommen war, und entledigte sich der Kreatur.
Das riesige Insekt sank in sich zusammen, als der König seine beeindruckende Waffe aus dem Kadaver zog.
Das große königliche Zepterschwert war sicherlich nicht leicht zu führen.
Es war fast so groß wie der König selbst. Aus seinen beiden langen Klingen strömte ständig grünes Gift. Dort, wo sie den Panzer der Bestien durchbohrten, tranken sie das Blut der Ungeheuer und verwandelten es in Ströme immer neuer, tödlicher Flüssigkeit. Das zwang die verwundeten Insekten schließlich in die Knie, selbst wenn ihre Wunden nur oberflächlich waren. Verbessert durch die Technologie der Karavan war es eine wahrhaft einzigartige Waffe. Ein Zeichen der Gunst der Göttin Jena für das Haus Yrkanis.
Er schwang die Klingen hoch über seinem Kopf und ließ sie herumwirbeln, als ob die Waffe nicht mehr als eine Feder wöge. Als er sich seinem nächsten Feind zuwandte, nickte er mir zu. Sein Gesicht war streng und mahnend angesichts meines Fehlers, aber dennoch voller Respekt.
Der Respekt eines Kriegers vor einem anderen. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und ich unter meinem Helm heftig errötete. Ich schaffte es gerade noch, ihm zuzunicken, aber er hatte sich bereits mit einer anderen Bestie vor ihm angelegt, die an seiner Seite mit einem Fyros-Krieger kämpfte.
Auch ich wandte mich meinem nächsten Feind zu, denn es gab immer mehr von ihnen.
Mehr als einmal in den Stunden des Kampfes rettete eine geschickte, schnelle Aktion des Königs mein Leben oder das der anderen, die an seiner Seite kämpften. Und ebenso oft konnte sich jeder Homin, der ihm zur Seite stand, für den Gefallen revanchieren. So zahlreich waren die Ungeheuer, die sich auf uns stürzten. Immer wieder deckten wir uns gegenseitig den Rücken oder schlugen Klauen und Mandibeln zurück, die dem verletzlichen Fleisch eines anderen Homin zu nahe kamen.

Gleichzeitig tobte um uns herum ein wahrer magischer Sturm.
Die Homins setzten die Kräfte des Sap in sich frei.
Ihre anmutigen Bewegungen wirkten inmitten von so viel Schrecken und Tod fast deplatziert. Aber diese komplizierten Tänze, die die Magier aufführten, bedeuteten entweder Rettung für einen verletzten Freund oder Verdammnis für unsere Gegner.
Magische Energien erfüllten die Luft mit dem stechenden, gemischten Geruch von aufgeladenem Sap, verbranntem Fleisch und dem zähflüssigen Blut sterbender Kitin.
Indem sie sich duckten, sprangen und drehten, verbreiteten diese Homins gleichermaßen Tod und Leben um sie herum.
Wütendes Feuer verbrannte die Insekten zu aschfahlen Schalen.
Eis fror ihre Bewegungen ein und durchbohrte ihr Fleisch.
Schockwellen sprengten ihren Panzer und ließen sie zerbröseln wie Papier, das zwischen den Händen zerdrückt wurde.
Gift ergoss sich über ihre Körper und ließ sie in ihrem Todeskampf brutzeln und zucken.
Magie ließ sie vor Schreck fliehen, um einem erschöpften Krieger eine kurze Atempause zu verschaffen, oder verlangsamte ihre hektischen Bewegungen, damit ein Schwert leichter sein Ziel finden konnte. Manche Bestien schliefen direkt vor den Spießen der Homins ein, um dann gnadenlos abgeschlachtet zu werden.

Immer wieder war der Kampfschrei der Matis zu hören:
"Jena Ayie! Yrkanis Ayie! Maita Ayie!" - "Gesegnet sei Jena! Gesegnet sei Yrkanis! Gesegnet sei Matia!"

Schließlich erreichten wir das neu errichtete königliche Beobachtungslager dieser Region, das sich in einer der Schluchten der so genannten "Torbak-Hügel" befand.
Von den Gipfeln dieser Hügel hat ein Homin einen guten Blick auf die darunter liegenden Ebenen. Im Süden reichte der Blick bis zur Kitin-Behausung, die als "Unglückstunnel" bekannt ist, und im Norden konnte man die hohen Klippen der "Verborgenen Quelle" erkennen. Im Osten konnte man den Blick über die nebligen Niederungen des "Hains der Verwirrung" schweifen lassen und im Westen über die "Kuppe der Uneinigkeit". Ein gut gewählter Ort und eine hervorragend befestigte Stellung.
Doch was wir an diesem Tag sahen, ließ uns fast das Blut in den Adern gefrieren.

Auf den Ebenen und den unteren Hügeln wimmelte es nur so von den bleichen Körpern der monströsen Insekten aus den dunkelsten Tiefen der Urwurzeln. Dazwischen tummelten sich, fast verloren in der Menge, normalfarbige Vertreter ihrer Art. Diese waren ebenso erpicht darauf, alles zu töten, was ihnen vor die Kiefer und Klauen kam.
Aus dem Stock in der Ferne strömten sie auf die Ebene, wie eine unheilige, rollende, flüssige Masse aus verdorbener Melasse. Alle anderen Tiere in diesen Teilen der Verdant Heights waren entweder tot oder tief in ihren Verstecken. Nichts Lebendiges bewegte sich, außer den monströsen Eindringlingen und uns.
Überall, wohin wir uns wandten, waren Kitin. Ihre Zahl unüberschaubar.
Manch ein Homin war angesichts ihrer schieren Übermacht der Verzweiflung nahe.

Doch König Yrkanis erhob einmal mehr seine Stimme und ermutigte seine Untertanen Durchzuhalten.
Er rief sie dazu auf, nicht aufzugeben und für ihre Freiheit, ihr Leben und das ihrer Nachkommen zu kämpfen. Für alles, was ihnen lieb und teuer war, und um Atys zu zeigen, dass ein Matis niemals aufgibt!

Seine Worte und sein Mut im Angesicht einer solch überwältigenden Macht gaben vielen von uns neuen Kampfeswillen, und nach einer kurzen Rast, um unsere Kräfte wieder zu sammeln, marschierten wir erneut los.
Wir dezimierten die Zahl der Bestien, bis keine mehr übrig war, die Matias Rinde beflecken konnte.
Zwei Armeen trafen in einer heftigen Schlacht aufeinander.
Ihr einziges gemeinsames Ziel: die Vernichtung der anderen.
Die riesige Armee der Homins war fast eine lächerliche Kraft gegen die Massen über Massen von Kitin.
Aber die Homins hatten den Vorteil ihrer Magie und Taktik.

Wir blieben dicht beieinander, so dass die heilende Magie der Magi uns alle erreichen konnte, und bahnten uns langsam einen Weg nach vorn. Sobald sich eine Wunde auftat, schloss die Heilmagie sie und ließ den Kämpfer wieder zu Kräften kommen, um seinen Feind niederzustrecken. Hellblaue Energiekugeln flackerten in hohen Bögen über den Köpfen der Homins, zerplatzten an einem von ihnen und versprühten Heilmagie rundherum. Andere formten den heilenden Sap zu großen, leuchtenden, blauen Klecksen, die von Homin zu Homin spritzten und Geist und Fleisch wiederbelebten.
Gleichzeitig donnerten die Kriegszauber erneut durch die Reihen der Insekten.
Knurrend und brüllend, fast wie die Monster, die sie töteten.
Sie hinterließen nur Tod und Zerstörung.

In all diesem Chaos kämpfte Yrkanis an der Seite seiner Untertanen.
Er nickte kurz und dankbar, wenn er erkannte, dass das Schwert oder der Schild eines Homin ihn vor Schmerzen oder Schlimmerem bewahrt hatte. Aber er hielt nie inne und gab kein Zeichen der Schwäche angesichts eines so anstrengenden und langwierigen Kampfes.
Schließlich erreichten wir den Waldrand und kehrten in die Tiefebene des "Majestätischen Gartens" zurück. Enges Gelände, ein natürlicher Engpass, in den sich die Kitin trotz ihrer großen Zahl anscheinend noch nicht hinein trauten.
Aber dieser Tag würde bald kommen. Dessen waren wir uns sicher. Wenn wir diese letzte, natürliche Grenze schon nicht verteidigen, das Gelände nicht zu unserem Vorteil nutzen und den Feind nicht zurückdrängen konnten, so konnten wir wenigstens die Monster hier aufhalten. Oder bei dem Versuch sterben.

Während wir kämpften, um den Schwarm daran zu hindern, in unser Kernland vorzudringen, hörten wir Berichte über massive Kitin-Kräfte, die sich im Süden, im "Vergänglichen Garten", sammelten.
Somit würde in den Grünen Anhöhen wieder einmal ein Zweifrontenkrieg geführt werden.
Erschwerend kam hinzu, dass die Versorgung der Lager aufrechterhalten werden musste. Die dort stationierten Soldaten der königlichen Armee würden ohne Nachschub nicht lange überleben. Also wurden Freiwillige gesucht, die Nachschubtransporte mitten durch die Schwärme der riesigen Insekten fahren sollten.

Ich werde helfen. Auch das werde ich tun.
Wenn es um das Überleben meines Volkes geht, werde ich mit meinen bloßen Händen Rohstoffe und Proviant aus der Rinde bergen und so viel wie möglich zu den königlichen Außenposten tragen. Ich werde wahrscheinlich einige Lasttiere und sogar einige Reittiere verlieren, aber ich werde helfen. Ich werde mich nicht von der Angst aufhalten lassen, wie ich es in meiner Jugend getan habe.
Und ich werde an der Seite meiner Brüder und Schwestern Homins stehen, ganz gleich, welchem Volk sie angehören. Gegen die Kitin.

Für die Homins! Tötet die Bestien!

Arme Matis- séparateur.png



Die Jahreszeiten hatten sich dem Winter zugewandt, und während die Grünen Anhöhen unter einer Schneedecke träumten, lauerte der alte Feind noch immer in unseren Landen und hielt einige der äußeren Regionen unseres Königreichs im festen, grausamen Griff seiner Klauen.
Wieder einmal würden sich Truppen der Homins aufmachen, um die Gefahr durch die Kitin zu bekämpfen.
Ranger-Späher hatten Informationen von besonderer Wichtigkeit mitgebracht.
Sie hatten den Riss gefunden, den die Bestien durch die Rinde gebrochen hatten und aus dem ihre Verstärkung kam, um tiefer in die Regionen vorzudringen.
Also riefen die Anführer der Nationen ihre Untertanen erneut auf, die Bestien direkt anzugreifen.
Diesmal mit dem Ziel, sie ein für alle Mal aus ihrem Land zu vertreiben.

In Matia wurden zwei Gruppen aus denjenigen gebildet, die sich für dieses gefährliche Unterfangen bereit hielten.
Eine Gruppe weniger erfahrener Magier und Kämpfer, die erst vor wenigen Wochen oder Monaten aus den Flüchtlingslagern gekommen waren, sollte unter der Führung seiner königlichen Hoheit selbst und seiner Leibwächter die Region des "Vergänglichen Gartens" von Kitin säubern.
Eine weitere Gruppe, bestehend aus erfahrenen Homins, sollte in das Herz des "Hains der Verwirrung" vordringen, um die stärksten der Monster zu vernichten.
Angesichts der geringen Zahl erfahrener Freiwilliger und der enormen Überlegenheit der Kitin zweifelten einige am Erfolg dieses Unterfangens, aber wir mussten es zumindest versuchen. Auch wenn wir nur etwa 30 Homins waren, im Gegensatz zu den Hunderten, die zu Beginn des Krieges gekämpft hatten.
Viele waren durch die gnadenlosen und unerbittlichen Angriffe der Kitin für immer verloren. Sie gingen auf einsamen, törichten Streifzügen verloren und wurden nie wieder gesehen oder Tage nach ihrem Verschwinden abgeschlachtet aufgefunden. Ihr Stolz wurde ihnen zum Verhängnis.
Das und ihre Ungeduld.
Ich gebe zu, ich war wütend auf diejenigen, die sich weigerten, dem Ruf zu den Waffen zu folgen und in der Stadt zurückblieben. Aber viele waren einfach zu erschöpft und zu verängstigt, um noch einmal in die Schlacht zu ziehen. Ich selbst hatte meine Zweifel, ob ich mein Schicksal in die Hände von nur diesen wenigen Homins legen sollte. Aber mein Gewissen verlangte, dass ich mein Bestes gab, um die zu schützen, die ich liebte, und das Land, das zu schützen ich geschworen hatte. Außerdem hatte ich mich selbst einmal hinter diesen Mauern versteckt, als die Kitin die Grünen Anhöhen überrannten. Damals war ich zu jung und unerfahren. Wie konnte ich jetzt über die urteilen, die genauso waren?

Ich schloss mich dem von Sorum, dem Anführer der Gilde "Jünger Jenas", angeführten Einsatzkommando an, das in den gefährlichen Hain aufbrechen sollte. Viele aus dieser Gilde waren an diesem Tag mit uns unterwegs.
Als wir dort ankamen, fielen unsere Blicke auf riesige Massen bleicher, Chitin bewehrter Körper, die durch den Schnee krochen, und unsere Herzen sanken.
Doch dank ihres taktischen Geschicks gelang es Sorum, kleine Gruppen von Monstern von der Hauptformation abzuspalten und sie zu vernichten.
Unsere Kämpfe waren hart und anstrengend.
Immer wieder drohten die Kitin uns zu überrennen, aber mit Beharrlichkeit, Mut und unbeugsamer Kraft schafften wir nach stundenlangen Kämpfen das Unmögliche.
Die schier endlosen Insektenschwärme lichteten sich.

Wir alle kämpften verbissen weiter. Schlag um Schlag, Zauberspruch um Zauberspruch wurden die Monster weniger, und obwohl ich in den letzten Monaten an mehreren Schlachten teilgenommen hatte, konnte ich mich nicht erinnern, jemals so viele von ihnen an einem Tag getötet zu haben.
Wie sehr hat sich die Welt seit meiner Ankunft in den Neuen Ländern von Borea aus verändert.
Damals hatte ich gerade erst den Weg zur Turmbrücke erreicht, als die Bestien zum ersten Mal zuschlugen. Ich hörte nur Geschichten über die Heldentaten der großen Krieger von damals und stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich selbst mächtig genug wäre, den Kitin mit meinem Schwert und meiner Magie furchtlos gegenüberzutreten. So wie es diese Homins taten.

Mit der Zeit und mit viel Training war ich stärker und geschickter geworden, aber nicht stark genug, um wirklich von Nutzen zu sein. Ein paar Mal waren die blassen Kitin seitdem in kleinen Vorstößen aus der Tiefe aufgetaucht. Niemals in einem großen Schwarm, aber dennoch gefährlich genug.
Obwohl ich mich weiter hinauswagen konnte, waren meine Kräfte und Fähigkeiten immer noch zu gering, um die wirkliche Herausforderung anzunehmen. Ohne Angst in den Krieg zu ziehen.
Heute war meine magische Kraft nicht mehr weit von ihrem Zenit entfernt, und meine Fertigkeit mit dem Langschwert war fast meisterhaft.
Aber trotzdem hatte ich Angst.
Beim Anblick jeder Gruppe weißer, bläulicher Albino-Insekten, die auf mich und meine Gefährten zustürmten, blieb mein Herz fast stehen, nur um kurz darauf fast aus meiner Brust zu springen.

Ich hatte das Einhandschwert und einen schweren Schild für den Kampf gewählt.
Ich dachte, ich könnte damit präziser und schneller zuschlagen als mit dem Langschwert.
Ich bereute meine Entscheidung in dem Moment, als ein riesiger Kipuka gegen meinen Schild krachte und ich sinnlos von hinter dem Schild auf ihn einstach. Schwer gepanzerte Insekten, fast dreimal so groß wie ich selbst, ... meine Waffe wirkte wie eine Nadel, lächerlich.
Die Klauen des Monsters krachten in meinen Schild, und nur mit größter Mühe konnte ich verhindern, dass es ihn mir vom Arm riss. Ganz zu schweigen von meinem Arm von seinem Schultergelenk.
Dann kreischte es vor Schmerz und kam zitternd zum Stillstand.
Ich spürte die schreckliche Kälte des Zaubers, der sein Blut gefrieren ließ, und hörte das unangenehme Knirschen, als die Spitze eines riesigen Eiskristalls die Bestie von unten durchbohrte. Ich stemmte mich gegen den massiven Körper des riesigen Insekts, als es über mir zusammenbrach. Ich hatte keine Ahnung, wer diesen Zauber gesprochen hatte, aber ich dankte Jena für jeden Magus, der in Zeiten wie diesen an meiner Seite kämpfte.
Als schwer gepanzerte Nahkämpfer bestand unsere Hauptaufgabe darin, die Bestien davon abzuhalten, die Magier zu erreichen. Mit unseren Äxten und Schwertern fügten wir den harten Panzern der Insekten kaum Schaden zu, aber unser tapferer Einsatz verschaffte den Magiern Zeit. Denn diese Bestien waren anfällig für Magie.
Einige Kitin waren widerstandsfähiger gegen Magie, aber diese wiederum waren nicht so stark gepanzert.

Stöhnend hievte ich den Kadaver des Kipuka von mir herunter. Als ich mich aufrichtete und mich umsah, stürzte etwas von hinten auf mich zu, und ein schrecklicher Schmerz schoss durch meine linke Schulter.
Ein fliegender, libellenartiger Kipesta war unbemerkt hinter mir aufgetaucht und hatte mit seinem Stachel das Schultergelenk meiner Rüstung durchbohrt. Als ich mich ruckartig von ihm löste und er seine Waffe zurückzog, standen wir uns gegenüber. Er schwebte nur ein oder zwei Meter von mir entfernt. Seine durchsichtigen Schwingen verschwammen in der klaren Winterluft. Das Biest war länger als ich groß war.
Sein grässlicher, augenloser Kopf zuckte nervös vor mir auf und ab, fast auf Höhe meines Helms. Als ob es nach etwas suchte.
Aus seinem weit aufgerissenen Rachen drangen quietschende, schrille Geräusche.
Der sich windende, abscheuliche lilafarbene Unterleib der Riesenlibelle peitschte erneut nach vorne, um einen weiteren Stich in meine Rüstung zu setzen. Ich konnte ich den Stich gerade noch rechtzeitig mit meinem Schwert abwehren, da mein Schild nutzlos an meinem verwundeten Arm hing. Meine Schulter war taub und blutete stark. Das Blut floss an meiner Rüstung herab und befleckte ihre goldene Oberfläche. Selbst Erouk'An war nicht völlig unempfindlich.
Plötzlich erfassten Wärme und glühende, energiegeladene Bänder meinen Körper. Helle Funken blendeten mich fast, aber die Taubheit verschwand aus meinen Gliedern und neue Kraft strömte durch meinen Körper.
Wieder einmal wusste ich nicht, wer von meinen Mitstreitern für meine Rettung verantwortlich war.
Sobald mein rechter Arm wieder meinem Willen gehorchte, duckte ich mich und rammte die Kante meines Schildes von unten in den ekelhaften Schädel. Ich stieß nach vorne, unter ihm hindurch, und rammte mein Schwert in den langen, segmentierten Unterleib des Insekts. Sein Körper war so breit wie mein eigener Oberkörper, und als ich meine Klinge nach oben und vorne drückte, schlitzte sie das Tier der Länge nach auf.
Es stieß einen schrecklichen Schrei aus und stürzte zu Boden.

Aber es blieb keine Zeit, um zu verschnaufen.
Nur wenige Schritte entfernt erblickte ich einen hochgewachsenen Krieger in einer schweren schwarz-goldenen Tryker-Rüstung, der in einen verzweifelten Kampf mit zwei schwerfälligen schwarz-weiß gefärbten Kinrey verwickelt war, die beide leicht dreimal so groß waren wie er.
Ich rannte vorwärts und ließ Schläge auf sie niederprasseln, um eines der Ungeheuer abzulenken. Es gelang mir, es von ihm wegzulocken.
So ging unser Kampf unvermindert weiter.

Die Schlacht erstreckte sich über das gesamte Tal und dauerte mehrere Stunden. Wir durchkämmten sogar die Pfade der tief bewaldeten, labyrinthartigen Schluchten, die der Region ihren Namen gaben.
Hin und wieder, in kurzen Kampfpausen, meldete sich jemand, der mit Hilfe der Karavan-Technologie mit der Einsatztruppe um den König in Kontakt stand, und gab ihren Status durch.
Die jungen Homins kämpften hervorragend und Stolz erfüllte die Herzen von uns "alten Kriegern". Wir, die wir auch hier um das Schicksal unserer Heimat kämpften. Wir waren stolz auf diese jungen Flüchtlinge, denn sie hatten bewiesen, dass sie bereit waren, ihrem König zu dienen und ihr eigenes Leben für das ihrer Landsleute zu riskieren.
Eines Tages würden wir vielleicht Seite an Seite hier oder anderswo auf Atys kämpfen.
Dann würden sie an den Tag zurückdenken, an dem sie sich zum ersten Mal einer großen Herausforderung gestellt und trotz unüberwindlicher Hindernisse den Sieg errungen hatten.
Auch aus den Seenländern, der Wüste und den tiefen Dschungeln der Zoraï kamen Berichte.
Alle kamen gut zurecht, aber in Zoraï waren die Kämpfe schwer und die Zahl der Homins, die zu den Waffen griffen, gering. Ihr Erfolg war ungewiss.

Schließlich gelang es uns, die letzten Ungeheuer auszurotten. Ich weiß nicht, wie lange wir gekämpft haben. Es fühlte sich an wie Tage und irgendwie auch, als wären nur Minuten vergangen. Die Kämpfe vergingen wie im Rausch der Bewegung und der magischen Lichter. Jeder gab alles, was er oder sie hatte, um den Tag zu gewinnen. Um noch einmal durchzuhalten und die Homins der Vier Länder vor der Vernichtung zu bewahren.
Wie ich später erfuhr, gingen einige von uns nach Zoraï, um an der Seite der Weisen zu kämpfen und auch die Verdorrten Lande zu retten.
Ich muss zugeben, dass ich zu müde war, um ihnen helfen zu können.
Ich ging nach Hause und schlief einen ganzen Tag lang.

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Nur wenige Wochen später trafen Berichte ein, dass in den Lagunen von Aeden Aqueous erneut eine Vorhut der bleichen Monstrositäten gesichtet worden war.
Beunruhigt verfolgte ich die Berichte aus den Seenlanden, und schließlich kam die Nachricht, dass die Bestien tatsächlich wieder in großer Zahl einfielen.
So schnell wie möglich mobilisierte das Königshaus alle Gilden, die bereit waren, für das verbündete Land zu kämpfen, und wir teleportierten uns zum Karavan-Schrein in der Region des Archipels, die als "Tautropfen" bekannt ist.

Als wir dort ankamen, bot sich uns ein grausiger Anblick.
Geschützt durch die Magie des Schreins konnten wir gefahrlos beobachten, wie sich die wogenden Korallenbänke und sanften Dünen der Lagunen mit einer riesigen Anzahl von Kitin füllten.
Ein fieser Vorstoß, wie es schien, ein Versuch, sich der Hauptstadt der Tryker zu nähern.

Entschlossen stellten wir uns den Monstern und begannen sofort, ein Feld um den Schrein herum zu räumen. Die Schlacht tobte bereits seit einigen Minuten, als ein Kontingent von Trykern und eine überraschende Anzahl von Kamist-Kriegern aus der Wüste und dem Dschungel eintrafen. Angeführt von einigen Rangern, neutralen Spähern, die sich aus dem Glaubenskonflikt der Homins heraushielten und lediglich die Bewegungen des Erbfeindes beobachteten.

Die Schlacht wurde mit großer Kraft und Geschicklichkeit geführt, und mehr als einmal retteten sich Homins beider Glaubensrichtungen gegenseitig das Leben. Die Bestien waren zäh und ihre Panzer hart. Seltsamerweise waren es meist nur Kirosta und einige wenige, kleinere Kincher, die mit effizienter Leichtigkeit abgefertigt wurden.
Doch gerade als wir dachten, wir hätten die Angreifer ausgerottet, tauchten riesige Kincher und Kipuka aus den nahe gelegenen Seen auf. Ein Hinterhalt!
Wie eine Flut von dunklen, massiven Beinen und harten Körpern schossen sie aus dem seichten Wasser und stürzten sich auf unsere Truppen.
Wo früher jeweils nur ein Homin gegen ein Insekt kämpfte, während andere sich zurückhielten, mussten nun mehrere von uns zusammenstehen, um eine der großen Bestien zu besiegen. In unserer Unachtsamkeit hatten wir zugelassen, dass wir uns über die Strände verteilten, und viele Homins fielen in den Sand oder in die Brandung. Sie wurden außer Gefecht gesetzt, bevor sie in die Reichweite der heilenden Energien ihrer Verbündeten gelangen konnten.
Die Monster schienen zu wissen, dass die Heiler für die Homin-Armee unerlässlich waren. Sie stürzten sich immer wieder auf die Magi, und unsere Nahkämpfer konnten sie nur mit Mühe abwehren.

Während wir weiter kämpften, war es einem Homin gelungen, durch die Reihen der Kitin zu schlüpfen, und er hatte weit mehr gefunden, als er oder sie für befürchtet hatte.
Eine riesige Gestalt ragte über einer der kleineren Inseln in der Region auf.
Ein titanischer Kibain.
Diese normalerweise harmlose Arbeitsdrohne der Kitin-Bienenstöcke war zu unvorstellbaren Dimensionen herangewachsen und schien die Rinde mit ihrem riesigen Rüssel und ihren Vorderklauen zu bearbeiten. Immer wieder spuckte sie Säure auf den Boden und grub das aufgelöste Holz auf. Das Insekt versuchte, eine Öffnung zu den Hauptwurzeln zu graben.

Wir konnten das nicht zulassen und warfen uns gegen die Armee der Rieseninsekten.
Ich war wirklich dankbar für die heilenden Energien der Zaubersprüche, die mich immer wieder umfingen. Das stärkte meine müden und verletzten Glieder und gab mir den Mut, weiterzukämpfen. In dem Wissen, dass immer jemand ein Auge auf mich hatte.
Seite an Seite mit Homins aus der Wüste, dem Dschungel und dem Seenland kämpfte ich mich der Bedrohung entgegen.
Als die Beschützer des Riesen endlich ausgeschaltet waren, konzentrierten die Magier ihre ganze Kraft auf ihn. Innerhalb weniger Minuten stürzte die Bestie mit einem lauten Kreischen und einem gewaltigen Platschen ins Wasser der Seen.
Unser Siegesjubel währte jedoch nicht lange.

Andere hatten bereits drei weitere dieser Titanen in der Mitte der Seenlandschaft entdeckt. Sie waren genauso gut geschützt wie der Erste, dem wir begegnet waren, wenn nicht sogar noch besser.

Wir mussten entweder unsere Kräfte aufteilen oder sie einen nach dem anderen töten. Es folgte eine kurze, aber heftige Debatte, aber die ruhigeren Geister setzten sich durch, und so wurde beschlossen, sie nacheinander anzugreifen, um die Bestien so schnell wie möglich zu töten. Wir waren uns sicher, dass keines von ihnen seine Aufgabe in der Zeit, die es brauchte, um die beiden anderen zu töten, erfüllen konnte.
Also griffen wir gemeinsam an, vereint gegen den gemeinsamen Feind.
Was für ein herrlicher Anblick!
Homins aller Nationen, die durch das kühle, blaue Wasser der Seen liefen. Sie eilten der Schlacht entgegen. Hunderte von uns. Wir eilten den fremden Kreaturen entgegen und hinderten sie daran, in einem der Neuen Länder Fuß zu fassen. Homins, die sich manchmal erbittert bekämpften, schlossen sich zusammen und halfen sich gegenseitig.

Wie ich später erfuhr, waren die riesigen Kibain aus den Gewässern um Fairhaven aufgestiegen, während wir in der Region "Tautropfen" kämpften. Sie hatten in einem groben Dreieck auf schmalen, kleinen Inseln in der Mitte des Archipels Stellung bezogen.
Das Ablenkungsmanöver hatte fast funktioniert.
Die Bestien waren gerissener, als wir erwartet hatten.

Die vereinigte Armee der Neuen Länder musste sich erneut durch die Fußsoldaten des Schwarms kämpfen, um an die riesigen, unermüdlich grabenden Bestien heranzukommen.
Wir wendeten dieselbe Taktik an, die uns zum Sieg über den ersten Schwarm geführt hatte.
Einer nach dem anderen fielen auch diese Borkenbohrer den Schwertern und der Magie der Homins zum Opfer.

Doch als der Letzte von ihnen sich unter dem unerbittlichen Angriff der Homins aufrecht zu halten versuchte, brachen plötzlich vier riesige Kipuka Exterminatoren aus den uns umgebenden Gewässern hervor und stürzten sich auf den hinteren Teil unserer Armee. Die Magier und Heiler. Unsere Verstärkung wurde fast ausgelöscht, wenn nicht einige von ihnen so schnell reagiert hätten, dass sie in tiefere Gewässer flüchten konnten und ihren Kameraden zu Hilfe eilten, als die Monster sich einer leichteren Beute zuwandten.

Die Hälfte der vereinigten Armee der Neuen Länder versammelte sich am Strand einer kleinen Insel.
Während die andere Hälfte immer noch gegen die Titanen kämpfte, gelang es uns, zu den Exterminatoren zu gelangen, indem wir auf einem Riff knapp unter der Wasseroberfläche entlang liefen oder eher rutschten.
Doch genau wie die Titanen zuvor, besiegten wir diese Einen nach dem Anderen.
Wir schnitten die Anderen von unserem jeweilgen Opfer ab, indem wir es auf eine der kleineren Inseln zwangen, während ein paar Mutige die verbleibenden Biester ablenkten.

Als schließlich der letzte der Titanen fiel und der letzte der Exterminatoren starb, brach aus den versammelten Homins ein riesiger Schrei der Freude und Erleichterung hervor.
Die Bedrohung für das Seenland war abgewendet und der Feind hatte schwere Verluste erlitten.
Überschwänglich fielen sich die Homins in die Arme und bis spät in die Nacht wurde in der Tryker-Hauptstadt gefeiert. Wir sangen, tanzten und lobten uns gegenseitig für unseren Mut.
Wieder einmal waren die Neuen Länder sicher.

Jetzt blieb nur noch die Frage, wie lange.

  Lylanea Vicciona, Barde der Vier Länder