Wenn sich die feindlichen Säfte vermischen

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de:Wenn sich die feindlichen Säfte vermischen fr:Quand les sèves ennemies se mêlent
 
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Gib nicht den Mitwirkenden die Schuld, sondern komm und hilf ihnen. 😎



Heute hätte meine Axt meinen Erzfeind zerschmettern und ihn mit Schande zu seiner Göttin zurückschicken können. Doch mein Arm hielt seine Tat zurück. Meine Tapferkeit stand nicht zur Debatte, ebenso wenig wie meine Entschlossenheit und mein Mut. Warum also, werden Sie fragen? Warum habe ich dieses Wesen, das ich seit so vielen Jahren verfolge, nicht erledigt? Lesen Sie dies, und Sie werden verstehen...

Das Gras war zu Beginn des Frühlings bereits hoch. Die Bäume und Sträucher des Matis-Waldes, die endlich vom schweren Schnee befreit waren, hatten ihre Jahrestriebe wachsen sehen, die, obwohl sie noch zerbrechlich waren, ihr weiches Holz stolz in den Himmel streckten und ihr neues Laub verzückt dem Tagesgestirn darboten.

Die Verfolgung von Coriando Lagiardi von den Toren der Wüste aus war ein Kinderspiel gewesen. Spuren in ungleichmäßigen Abständen, eine etwas tiefer als die andere, zeugten von einem leichten, aber anhaltenden Hinken. Der alte Matis hatte sich noch nicht von meinem Axtschlag am Vorabend erholt. Die Kami sind meine Zeugen: Diesmal hatte ich ihn. Zumindest dachte ich das.

Obwohl ich erwartet hatte, dass er sich in Richtung Yrkanis bewegte, bogen seine Spuren kurz nach dem Kleinen Berg ab und führten in Richtung des Haines der Verwirrung. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Es war mir egal, wohin er ging, sein Lauf würde an der Klinge meiner Axt enden.

Tor zum östlichen Hain. Die Leichen der Jugulas lagen vor mir auf dem Weg, durchtrennt von der Klinge eines verhassten Schwertes. Ich werde dich kriegen, Coriando... Die Schmach, die du mir vor meinen eigenen Leuten zugefügt hast, wird teuer bezahlt werden!

Als ich durch das Labyrinth ging, wurde mein Blick von Spuren angezogen, die an diesem Ort ungewöhnlich waren. Ich hielt kurz inne und betrachtete die Spuren ungläubig und erstaunt. Das konnte nicht sein! Und doch waren es zweifellos Spuren von Kinreys, die vor mir lagen. Die frischen Spuren von drei Kinreys mitten im Matis-Land!

Ich verdoppelte meine Geschwindigkeit. Diese abnormale Kitin-Aktivität beunruhigte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Vor allem, weil ich ein Stück weiter hinten ein Kipucka-Trio entdeckte, das vor kurzem vorbeigekommen war. Aber in diesem Moment dachte ich nur an den Matis, den ich verfolgte und dessen Spur immer frischer wurde...

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ich ihn sah. Er saß in der Mitte des Ateliers am Ostboskett. In Deckung bleibend, beobachtete ich ihn. Eine gekrümmte Silhouette inmitten der geradlinigen Trümmer... Bei Ma-Duk, sind wir beide so alt geworden?

Ich schlich mich näher heran. Gleich würde mein langer Kriegsschrei die Frühlingsvögel verscheuchen und der Aufprall unserer Klingen würde über die Lichtung hallen.

Er wußte, daß ich da war, lange bevor ich die erste Bewegung machte. Ich spürte es an seiner Haltung. Sein leicht aufgerichteter Rücken, seine Füße fest im Boden verankert, seine Muskeln bereit, ihn bei der kleinsten meiner Bewegungen auf mich springen zu lassen. Ein würdiger Feind für mich.

Wir kämpften lange, er und ich, an diesem Tag. Meine Axt schlug mit unbeschreiblicher Wut auf ihn ein, die durch meine lauten Kriegerschreie noch verstärkt wurde. Er parierte und wich abwechselnd aus, wobei er die Beweglichkeit seiner Jugend wiedererlangte und mit einer Geschicklichkeit zurückschlug, die Anerkennung verdiente. Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet! Verflucht seist du, Coriando Lagiardi! Die Stunde der Gerechtigkeit war endlich gekommen! Meine Axtschläge wurden immer kräftiger, was ihre Präzision noch weiter erhöhte. Der Feind wich gegen seinen Willen zurück, da seine Verletzung vom Vortag ihm die Beweglichkeit nahm, die er brauchte, um mir im Kampf ebenbürtig zu sein. Als er schließlich taumelte und zu Boden ging, schrie ich laut auf, während meine Waffe zum tödlichen Schlag ausholte.

Dann sahen wir sie. Drei Augenpaare, die uns kalt anstarrten. Drei bläuliche Kinreys, die uns mit einem charakteristischen Geräusch ihrer Klauen angriffen. Zur gleichen Zeit griff auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung ein Trio gleichfarbiger Kipuckas an, angezogen von den lauten Geräuschen des Kampfes. Coriando und ich starrten uns einen kurzen Moment lang an. Dann vereinbarten wir stillschweigend einen Waffenstillstand. Ich half meinem Feind auf die Beine und wir kämpften Seite an Seite gegen die Kitins. Wir wußten, daß bei unserer Erschöpfung der Tod des einen den Tod des anderen bedeutet hätte. Als alte, erfahrene Homins entschieden wir uns daher für die Weisheit und schlugen die Kitin-Horde gemeinsam zurück.

Eines Tages würde ich Coriando Lagiardi mit meiner Axt spalten, aber nicht an diesem Tag. Im Moment fiel uns eine andere Aufgabe zu: Wir mußten unsere Leute warnen, daß die Kitins aus den Urwurzeln ausgebrochen waren und begannen, die Oberfläche zu überrennen...

— Auszug aus dem Tagebuch von Ebakus Lokeus, im II. CA von 2546

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