Im Lichte Jenas

Aus EnzyklopAtys

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de:Im Lichte Jenas
en:In Jena's light
fr:Dans la lumière de Jena
 
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Gib nicht den Mitwirkenden die Schuld, sondern komm und hilf ihnen. 😎

Teil 1

Amerianas tiefe Wunde blutete stark. Das Blut war leuchtend rot und formte ein Totenbild auf der Rinde. Doch das war der jungen Matis egal. Sie spürte keinen Schmerz. Die Energie von Atys knisterte in ihren Händen. Das Sap lief in ihrem ganzen Körper zusammen, während sie sich auf ihre magischen, zerstörerischen Kräfte konzentrierte. Sie kämpfte zum ersten Mal im Namen Jenas. In ihren goldenen Augen leuchtete das Licht der Göttin.

Ameriana hatte lange auf diesen Tag gewartet. Seit ihrer Ankunft in Yrkanis, der Hauptstadt des Matisreiches, suchte sie nach Zeichen. Zeichen von Jena, Göttin der Sonne, Mutter von Atys und aller Homins. Sie hatte vergeblich nach einem Tempel gesucht, um zu beten. Die Auserwählten der heiligen Karavan hatten versucht, ihr ihre Zweifel auszureden – ohne großen Erfolg.
Denn die Flamme des Glaubens brannte tief in ihrem Herzen. So viele Homins hatten den Glauben an die Göttin schon abgelehnt! Die barbarischen Fyros, die trotz der Mahnungen der Karavan an der Rinde gruben, um den Drachen zu finden, den sie in ihrem Wahn besiegen wollen. Die geheimnisvollen Zorai, die sich hinter Masken verstecken, um die dämonischen Kamis zu verehren. Zahlreiche Tryker verirrten sich im Namen der Freiheit auf illusorischen Wegen. Sogar unter den Matis, dem noblen und gläubigen Volk, machten aufständische Stimmen sich laut, die gegen die Mächte aufriefen, die sie bisher geleitet hatten. Der näher rückende Ausbruch eines heiligen Krieges machte den Homins Angst und viele sahen lieber weg, anstatt der Wirklichkeit in die Augen zu sehen.
Doch Ameriana wollte der Mutter von Atys den Rücken nicht kehren. Sie wollte nur in ihrem Glauben bestätigt werden.
Als ein Sprecher der Karavan den Bau eines Tempels zu Ehren Jenas angekündigt hatte, war die Magierin äußerst erleichert. Endlich ein Zeichen der Göttin! Es war an der Zeit für die Gläubigen, sich zu versammeln. Ameriana war zum auserwählten Ort nahe Yrkanis geeilt, um ihre Hilfe anzubieten. Welche Mission auch immer ihr aufgetragen wurde, sie würde sie geehrt annehmen. Ein Karavanierkämpfer in schwarz hatte ihr die Aufgabe erteilt, die Rohstoffabbauer zu beschützen. Diese mussten Rohstoffe für die Handwerker sammeln. Wertvolle Ressourcen waren auf weit entfernten Inseln in den alten Landen geortet worden, doch dank der Kräfte der Technoweisen war die Entfernung kein Problem. Demnach war Ameriana in ein Lager im Herzen der Dünen von Aelius teleportiert worden, das in der Nähe der Quellen lag.
Der Ort war sehr belebt. Er war durch Schranken mit einer unbekannten Energie beschützt. Große Metallkolonnen standen wie Wachtürme auf dem Feld und waren von einem Leuchtschweif umgeben. Mehrere Schiffe der Karavan schwebten über den Baracken und zeichneten beruhigende Schatten in der Nachmittagssonne. Mit Piken bewaffnete Soldaten patrouillierten, um Angriffe abzuwehren. Die Gläubigen bildeten Gruppen, um auf Expedition zu gehen. Zuerst wollte die junge Matis sich einer dieser Gruppen anschließen, doch dann beschloss sie, die Insel alleine zu erkundschaften. Sie hatte das Lager verlassen, um den Westen zu erforschen und war der Felswand gefolgt, die sich entlang der Region erstreckte.
Es hatte ein rauer Wind eingesetzt, der den Dünensand mit seiner heißen Luft formte. Er verdeckte die Kampfgeräusche. Ameriana sah Lichter in der Entfernung. Gestalten liefen durcheinander. Die Rohstoffabbauer und ihre Beschützer wurden von Feinden angegriffen! Fyros-Kamisten versuchten, die Quellen für ihre Meister auszubeuten. Die Kamis ahmten die Karavan nämlich nach und bauten lächerliche Kopien ihrer Betstätten für ihren Chef. Ameriana hatte sich ohne nachzudenken in den Kampf gestürzt; angetrieben von einem eisernen Willen, der Göttin zu dienen.
Trotz der Schläge ihres Angreifers konnte die Magierin ihren Zauberspruch zu Ende bringen. Der Fyros mit dem Wuschelkopf schrie vor Schmerzen, als die sauren Wolken ihn trafen und seine Haut auffraßen. Trotz der schlimmen Verletzung, die er der jungen Matis zugeführt hatte, verstand er schnell, dass er seinen Überraschungseffekt verspielt hatte. Ameriana sah ihm sein Zögern an und appellierte erneut an die Elemente. Der Barbar erhob erneut seine Cleven-Axt, um dem Feind einen weiteren kräftigen Schlag zu verpassen und seine Konzentration zu stören, doch es war zu spät. Verstärkt durch die Handschuhe der Magierin ließ die Energie aus den Tiefen von Atys sich über ihm aus. Er fiel röchelnd zu Boden und verlor das Bewusstsein. Ameriana blieb auf der Lauer und fürchtete sich vor dem Eingreifen eines Kamistenheilers. Doch der Körper des Fyros verschwand bald darauf. Die Dämonen hatten ihn mit in ihre teuflische Unterkunft genommen, um ihn für ein neues Leben in der Unterdrückung auferstehen zu lassen.
Die junge Matis schaute sich um. Die Anhänger der Kamis schienen auf sicherer Entfernung zu kämpfen. Es lagen viele Homins in den Dünen herum und zeugten von der Gewalt der Kämpfe. Ameriana inspizierte ihre Wunde. Sie blutete nicht mehr. Die Magierin bedankte sich bei Jena für ihren Schutz und heilte sich eiligst. Sie war mit Stolz erfüllt. Sie hatte ihren Gegner erledigt und sich Jena würdig erwiesen.
Plötzlich hörte sie ein Knistern. Sie spürte, wie ihre langen schwarzen Haare sich sträubten. Ein durchdringender Geruch stieg ihr in die Nase. Ehe sie etwas unternehmen konnte wurde sie von einem Blitz getroffen. Sprachlos wäre die junge Matis fast zu Boden gefallen. Ein Zorai starrte sie an – ausdruckslos, mit einer Maske, die mit vier Angst einflößenden Hörnern geziert war. Funken tanzten um seine gehandschuhten Hände.
Der Kampf war noch nicht vorbei.

Teil 2

Ameriana konzentrierte sich. Die Magierin wusste, dass ihr Gegner ihr nur wenig Zeit ließ, um zu reagieren. Der Zorai-Elementalist versetzte sich in Trance und stieg mit der Grazie eines Tänzers in die Lüfte. Er drehte sich um seine Achse und entspannte sich dann abrupt, um einen Zauberspruch zu sprechen. Die junge Matis spürte, wie eine Welle sie und ihren Geist überrollte. Ihr Spruch war gebrochen. Der Matis hatte die mystischen Kräfte der Seen herauf beschworen und einen Betäubungszauber aufgesagt. Ameriana war im Netz ihres Gegners gefangen, wie ein Schmetterling in einem Spinnennetz. Sie war ihm ausgeliefert! Eine panische Angst überkam sie.
Der Kamisten-Hexer bereitete sich darauf vor, den Blitz erneut herauf zu beschwören. Trotz ihrer Ohnmacht konnte die Magierin sich das teuflische Grinsen hinter der blassen Maske gut vorstellen.
Der Zorai hob die Arme. Plötzlich schrie er vor Schmerzen. Hinter ihm war eine Figur aufgetaucht, die zwei blutende Linien auf seinen Rücken gezeichnet und seine Konzentration gestört hatte. Er drehte sich um. Jemand rammte ihm Fyler-Dolche in die Rippen. Hinter dem unaufhörlichen Angriff der zwei Messer ließ sich das hämische Gesicht eines Trykers erahnen. Der Hexer versuchte die Elemente herauf zu beschwören, doch sein Gegner war zu schnell. Die wiederholten Schläge und der stechende Schmerz machten jegliche Beschwörung unmöglich.
Der Betäubungszauber ließ nach. Ameriana kam wieder zu sich und dankte Jena. Sie kanalisierte die Kräfte der Tiefe. Ein saures Geschoss flog auf den Zorai zu. Der Kamist versuchte auszuweichen, doch es war zu spät. Er ging unter den gleichzeitigen Attacken der Messer und der Magie zu Boden.
Der Tryker jonglierte geschickt mit seinen Messern.
Ich habe mir erlaubt, Ihren Kampf mit dem Gesichtslosen zu unterbrechen, geehrte
Dame. Ich hoffe, Sie verzeihen mir. Doch Sie schienen keine Argumente mehr zu haben.
Er lachte los. Ameriana spürte, wie sie rot anlief.
Ich finde das gar nicht lustig, antwortete sie trocken. Ich wäre fast dabei ums Leben gekommen!
Der Tod ist ja nur ein Übergang, eine schmerzliche Auszeit in der glorreichen Geschichte Ihres Schicksals! Und der Schoß der Göttin ist sehr gastfreundlich…
Die Magierin runzelte die Stirn. So eine Unverschämtheit! Sie wollte antworten, doch der Messerspieler zog los.
* Wir können später weiter reden! Die Rohstoffabbauer brauchen unseren Schutz, sonst kommen die Baustellen nicht voran. Besuchen Sie mich ruhig nach Einbruch der Nacht im Lager – in allen Ehren versteht sich. Ich werde versuchen, Sie nicht so zu betäuben wie dieser verrückte Zorai!
Daraufhin verschwand er hinter einer Düne. Ameriana suchte den Körper des Kamistenhexers mit den Augen, doch er war schon von seinen gottlosen Meistern zurückgerufen worden.
Eine Gruppe Karavanier-Rohstoffabbauer auf der Suche nach Holz und Harz kam näher. Die Magierin ging auf sie zu, um ihnen ihre Hilfe anzubieten. Sie drehte sich noch mal um. Es zeugte nichts mehr von dem Kampf, in dem sie fast ihr Leben gelassen hatte.
Sie kannte nicht einmal den Namen des Homins, der sie gerettet hatte.

  • Caugan der Fyler? Sein Zelt steht im Norden des Lagers, in der Nähe der Energiebarren.
    Ameriana bedankte sich beim Wächter und näherte sich den Jurten. Die Sterne leuchteten wie goldene Fäden auf schwarzer Brokatseide am Himmel. Es war kein Problem, den Namen des Trykers heraus zu finden. Sein Ruf als starker Kämpfer war ihm zuvor gekommen. Er war einer der ersten Karavaniere gewesen, die das Projekt der Jenatempel unterstützt hatten. Er war in die Dünen von Aelius gezogen und hatte seine Dolche in den Dienst der Göttin gestellt. Ameriana war davon überzeugt, dass ihre Begegnung mit dem Tryker kein Zufall war.
    Die Funken schwirrten wie Glühwürmchen über den Lagerfeuern. Hier und da diskutierten Homins, wärmten sich beim Feuer auf und tranken durstig Löwenzahnwein. Die meisten kamen aus den Wald- und Seengebieten, doch es waren auch Fyros darunter, Anhänger Jenas, die in ihren sonnenverbrannten Kostom-Rüstungen etwas plump aussahen. Sie schienen sich auf eine Expedition vorzubereiten. Es war eine ruhige Nacht, doch die Magierin wusste, dass der Schein trügen konnte.
    Der Zeltvorhang war zur Seite geschoben und man erkannte das Profil eines Trykers, der im Schneidersitz vor einem Feuerplatz saß. Er schien in einen gelben Bernsteinwürfel vertieft zu sein.
  • Kann ich herein kommen, Meister Caugan?
    Ameriana hatte auf einem anderen Ton geredet, an den sie nicht gewohnt war, wenn sie mit anderen Homins sprach, in deren Adern kein Matissap floss. Sie war sich bewusst, mit einer großen Persönlichkeit zu reden, der sie etwas schuldete.
  • Siehe da. Unsere junge Arkanenanhängerin! Ich hatte nicht mehr mit Ihnen gerechnet. Kommen Sir ruhig, ich bin zahmer als ein Gnoof!
    Die Magierin stockte. Dieser Caugan brachte es jedes Mal fertig, sie aus der Fassung zu bringen.
  • Ich bin schon lange kein Neuling mehr. Dieser Zorai hat mich überraschend angegriffen und ich hätte sehr gut…
  • Ich wollte Sie nicht beleidigen, Dame Ameriana aus den Grünen Anhöhen. Nehmen Sie Platz und trinken Sie etwas Seenbier mit mir. Mit ein bisschen Honig schmeckt er nicht so bitter.
    Caugan stand auf, verbeugte sich und bot Ameriana ein Stoffkissen an. Die zwei Homins setzten sich ans Feuer. Der Krieger nahm einen Krug und füllte zwei Becher mit einer blauen Flüssigkeit.
  • Dieses Bier wird von meinem Freund Naroy gebraut. Er hat eine Bar in Avendale. Es ist eines der besten Biere aus ganz Aeden Aqueous! Seine besondere Farbe stammt von einer geheimen Mischung aus Beeren und Algen.
    Die junge Matis trank vorsichtig aus dem Holzbecher.
  • Ich habe gerade einen Bernsteinwürfel gelesen, den der Intendant von Fairhaven mir überreicht hat, fuhr Caugan fort. Er beinhaltet interessante Informationen zur Herkunft unseres Geldes…
  • Ich wollte mich bei Ihnen für ihren Einsatz von heute Nachmittag bedanken. Ihre Hilfe kam wie gerufen.
    Ameriana sah dem Tryker tief in die Augen. Sie erwartete sich Gelächter, doch Caugan war kein vorhersehbarer Homin. Er faltete seine Hände vor sich und grüßte sie nach der Art der noblen Matis.
  • Es war der Wille der Göttin, dass unsere Wege sich kreuzten, geehrte Dame. Ich stehe ihr zur Verfügung, genau so wie Ihnen.
    Jetzt war es Ameriana, die lächelte. Sie beobachtete ihren Gastgeber genauer. Auf seiner Stirn hingen purpurfarbene Strähnen, die ihn kämpferisch aussehen ließen. Für einen Tryker hatte er kleine Augen. Sie waren grün. Seine fülligen Backen waren durch ein grünes und rotes Tattoo geziert. Es stellte einen kurvigen Pfad dar.
    So vergingen einige Minuten im Knistern des Feuers. Caugan entfachte die Glut erneut und nahm wieder das Wort.
  • Wir haben unser voriges Gespräch noch nicht beendet. Darf ich Ihnen eine indiskrete Frage stellen, Dame Ameriana. Haben Sie den Atem des Todes schon gespürt?
    Die Magierin senkte den Blick.
  • Jena wollte mich noch nicht bei sich haben.
    Ameriana schaute hoch, um sich dem Blick des Kriegers zu stellen.
  • …und deshalb bin ich sehr dankbar. Denn manchmal fürchte ich, nicht auf der Höhe zu sein und nicht aus der Dunkelheit zurück zu kehren, in die der Tod mich schickt.
    Caugan drehte nachdenklich seinen Becher in den Händen.
  • Es ist normal, dass Sie Angst vor dem Unbekannten haben. Doch Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Die Kraft Ihres Glaubens wird Sie zurück auf Atys bringen. Jeder verfügt über eine bestimmte Zeit bei der Göttin und Ihre ist noch nicht um. Davon bin ich überzeugt.
  • Ich wollte, ich wäre mir da so sicher wie Sie, antwortete Ameriana traurig. Ich habe heute einen Fyros besiegt. Einen Kamisten, einen Anhänger der Dämonen. Als ich ihn bekämpfte, fühlte ich mich beflügelt, so als schwimme ich im Lichte Jenas. Doch dieses Licht ist verschwunden. Ich fürchte mich vor der Zunkunft…
    Der Tryker leerte seinen Becher in einem Zug. Sein Gesicht war durch die Flammen erhellt und seine Augen leuchteten wie Sonnen.
  • Nur die Mächte kennen unsere Zukunft. Und die Vergangenheit ruht bei den Toten.
    Die Gegenwart liegt in unserer Hand. Sie gehört nur uns, vergessen Sie das nicht.
    Caugan lächelte und schmiss seinen Becher ins Feuer. Er forderte Ameriana auf, das gleiche zu tun.
  • So verschwinden Zweifel und dunkle Gedanken. Im Rachen eines von Hominhand gezähmten Raubtiers!
    Die Magierin lachte. Sie machte es wie der Tryker und im Feuer explodierten die Funken.
    Draußen schienen die Sterne noch heller zu leuchten als zuvor. Sie begrüßten die neue Freundschaft.

Teil 3

In den drei Monaten nach ihrer Begegnung ließen Caugan und Ameriana sich nicht mehr aus den Augen. Als die heilige Karavan dem Rohstoffabbau in den Dünen von Aelius ein Ende bereitete, erkundschafteten sie zusammen den Olkern-See. Die Karavanier-Rohstoffabbauer durchforsteten die Quellen, um Fasern, Harz und Rinde zu finden. Diese Materialien wurden für den Bau der Tempelmauern benötigt, die zu Ehren Jenas errichtet wurden.
Die Auseinandersetzungen mit den Kamisten wurden heftiger, je weiter die Baustellen fortschritten. Es hatten mehrere Kämpfe statt gefunden und es war viel Homin-Sap geflossen. Die friedlichen Zeiten waren vorbei.
Die beiden Freunde nahmen auch an Kämpfen teil – beflügelt von einem Glauben, der jeden Tag stärker wurde. Der Tod schien sich nicht für sie zu interessieren und richtete seinen leeren Blick lieber auf leichtere Beuten.
Die Technoweisen gaben bekannt, der Olkern-See hätte die Baustellen mit allen nötigen Ressourcen versorgt. Die letzte Etappe des Rohstoffabbaus in den alten Landen wurde eingeleitet: Die Karavaniere wurden in den Almati-Wald gebracht. Dieser wilde Wald hegte außergewöhnliche Quellen in seinem Innersten.
Im Herzen dieser Gefilden traf der Blick des Todes Caugan und Ameriana.

Der erste Morgennebel verlieh den Bäumen einen perlmuttfarbenen Schleier. Die kleine Homin-Truppe machte an einer Lichtung Halt. Der älteste Abbauer rief den Tryker, der die Truppe anführte.
Sind wir noch weit von der Quelle entfernt, Meister Caugan?
Wir sind bald da. Wenn wir angekommen sind, müsst ihr euch beeilen. Anscheinend wurde eine große Gruppe Kamisten gestern Abend auf die Insel teleportiert. Sie versuchen wahrscheinlich, die Sternenbernsteinquellen an sich zu reißen.
Wir werden unser Bestes geben.
Als die Gruppe wieder aufbrechen wollte, erschien ein dünner Schatten zwischen den Bäumen.
Ameriana! Gibt es was Neues? fragte Caugan die Magierin und bot ihr eine Flasche frisches Wasser an.
* Ja, die Göttin ist mit uns, antwortete die junge Matis, nachdem sie getrunken hatte. Unsere Feinde haben mit ihren Vorbereitungen begonnen. Wir haben ein paar Stunden Vorsprung.
* Gelobt sei Jena! Machen wir uns sofort auf den Weg.
Die Karavaniere marschierten in Richtung Osten. Ein paar Augenblicke später erschien ein rasselnder Schatten in der Lichtung. Er blieb einen Moment lang stehen, so als wolle er die Geheimnisse des Waldes hören. Dann verließ er den Ort plötzlich und hinterließ in seiner Eile tiefe Spuren im Humus.

Die Quellen leuchteten wie Perlen, die auf dem Boden verstreut sind. Durch den Abbaustaub waren sie gut sichtbar und schienen im Rhythmus von Atys zu schlagen. Die Abbauer ernteten den Sternenbernstein, mit dem der Hauptteil des Jenatempels errichtet wurde.
Während die Abbauer arbeiteten, überwachte eine Hand voll Krieger die Gegend, damit keine Kamisten eindringen konnten.
Caugan saß auf einem Baumstumpf und blickte von einem Baum zum anderen. Er schien nervös zu sein.
* Du hast seit einer Stunde nichts mehr gesagt. Stimmt etwas nicht? beunruhigte sich Ameriana.
* Ich habe ein schlechtes Gefühl. Ich habe den Eindruck, als käme eine ganze Armee aus dem Wald, um uns anzugreifen.
* Die Anhänger der Dämonen sind nicht so zahlreich. Bis sie hier sind, sind wir längst mit Säcken voller Bernstein über die Berge. Und wir…
* Psst! Hör mal!
Die Magierin lauschte. Es war kein Geräusch zu vernehmen. Die Vögel hatten aufgehört zu singen. Der ganze Wald schien den Atem anzuhalten.
Caugan stand auf, aufmerksam. Er runzelte die Stirn.
Man könnte meinen…
Er wurde von einem Schrei unterbrochen. Aus dem Harnkraut kamen große grüne Gestalten, die sich auf die Homins stürzten. Es war, als hätten die Bäume ihre Wurzeln gehoben, um diejenigen zu bestrafen, die ihre Ruhe störten.
Der Tryker sprang in die Luft und zog seine beiden Messer.
* Kitins, Kitins!

Die großen Kirostas überrannten die Abbauer wie Strohmännchen. Die spitzen Stacheln durchbohrten die leichten Rüstungen und spritzten ein Gift ein, das die Adern verbrennt. Die Kitin-Soldaten, gut durch ihre dicken Panzer beschützt, schneideten den Homins die Gliedmaßen ab und klapperten gleichzeitig mit ihren Gebissen, um im Rhythmus ihres makaberen Tanzes zu bleiben.
Nach dem ersten Überraschungsmoment reagierten die Karavaniere. Unter der Leitung von Caugan positionierten sie sich zwischen den Monstern und den Rohstoffabbauern. Die Heiler sagten ihre Zaubersprüche auf. Die Krieger suchten nach den Schwachpunkten in den Panzern der Kirostas. Caugan stach unaufhörlich auf jede freie Fuge ein.
Ameriana ließ die Energie der Innereien auf die Kreaturen los. Doch die Kitins widerstanden ihren Säureschäden. Dann setzte sie die Magie ihres Volkes ein und beschwor vergiftete Flüssigkeiten herauf. Ein Kitin ging zu Boden und erlitt einen letzten Krampfanfall, so wie eine Hand die sich zusammenzieht. Ein anderes Monster nahm seinen Platz ein.
Die Homins waren terrorisiert. Würden sie alle ihr Leben hier lassen?
* Ameriana! Bring die Abbauer weit weg von hier! schrie Caugan und entledigte sich einer Leiche eines Kitinsoldaten. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen! Meine Truppe wird versuchen, sie so lange wie möglich aufzuhalten.
* Das kommt gar nicht in Frage! Ich lasse dich nicht allein!
* Wir haben keine Zeit mehr, um zu diskutieren! Der Sternenbernstein muss ins Lager der Karavan gebracht werden. Das ist unsere Mission!
Die junge Matis biss sich auf die Zähne. Ihr Freund hatte ja Recht. Jena hatte ihnen eine Mission auferlegt, sie musste alles daran setzen, diese zu erfüllen. Caugan kam zu ihr und nahm ihre Hände.
* Vergiss nicht, der Tod ist nur ein Übergang! Wenn ich nicht wiederkehre, sehen wir uns im Lichte Jenas wieder!
Ameriana hatte keine Zeit mehr, zu antworten. Der Tryker hatte schon angefangen, die letzten Kämpfer zu versammeln.
* Zeigen wir diesen Kreaturen, wie Karavaniere sterben! Für die Göttin!
Er stürzte sich in die Masse und machte die Kirostas auf sich aufmerksam. Seine Messer zeichneten Todesbögen. Er schien unbesiegbar zu sein.
Die Magierin versammelte schnell die Rohstoffabbauer. Die Homins folgten ihr, bepackt mit wertvollen Ressourcen und außer Atem, um den Monstern zu entkommen. Sie liefen Richtung Westen.
Tränen liefen über Amerianas Gesicht. Sie war wütend und verzweifelt zugleich.
Als der letzte Krieger fiel, schrien die klappernden Soldaten ihren Triumph in den Himmel. Dann verschwanden sie zwischen den Bäumen.
Kurz darauf sangen auch die Vögel wieder.

Das Wasser der Bucht von Avendale schimmerte im Lichte der untergehenden Sonne. Ameriana stieg von ihrem Mektoub ab und brachte ihn in den Dorfstall. Dann ging sie zum Steg. Die scharlachroten Fahnen wehten in der Abendbrise. Die Seenbewohner waren auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Ein paar Reisende auf dem Weg in die Lagunen von Loria sattelten ihre Lasttiere. Es war eine ruhige Gegend im Gegensatz zum Tumult der Tryker-Hauptstadt. Ameriana fragte nach der Bar von Naroy Ba’Dardan.
Die Magierin hatte die Hoffnung aufgegeben, Caugan noch einmal lebend wieder zu sehen. Nachdem sie die Abbauer sicher ins Lager des Almatiwaldes gebracht hatte, hatte Ameriana vergeblich auf die Rückkehr ihres Freundes gewartet. Sie war mit einer Gruppe Karavanieren zu den Bernsteinquellen zurückgekehrt und hatte eines seiner Messer in einer Kitinleiche gefunden. Da sie den Körper des Trykers nicht fand, hatte die junge Matis gehofft, Caugan sei von der Göttin erspart worden und dank des Wunders der Wiederauferstehung zurück auf Atys gebracht worden. Sie war nach Yrkanis und Fairhaven gegangen – ohne Erfolg. Niemand schien den Krieger mit den Messern gesehen zu haben.
Voller Kummer hatte sie sich an jene Nacht erinnert, in der ihre Freundschaft zu Caugan entstanden war und der Tryker ein Getränk aus seinem Land mit ihr getrunken hatte. Danach hatte sie sich auf nach Avendale gemacht, nordöstlich von Aeden Aqueous. Sie wollte dieses Seenbier noch einmal trinken, das mit Honig nicht so bitter schmeckt. Sie wollte in Erinnerungen schwelgen.

Ameriana ging zur Bar und winkte dem Barmann. Naroy Ba’Dardan bediente zwei Fischer, die Würfel spielten, ehe er zu ihr kam. Seine blonde Wuschelfrisur verbarg ein ehrliches und sympathisches Gesicht.
* Guten Abend, sagte die junge Matis höflich. Ich würde gerne etwas als Andenken an einen verstorbenen Freund trinken. Ich hätte gerne ein Glas Hausbier bitte.
* Gerne. Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Gasthaus, Ameriana.
Die Magierin riss überrascht die Augen auf.
Woher kennen Sie meinen Namen? Es ist das erste Mal, dass ich her komme.
Der Krieger am Tisch in der Ecke sagte mir, sie würden her kommen, antwortete der Barmann und füllte einen Krug, der aus einer Muschel geformt war. Es ist nicht gut, alleine in so einer wunderbaren Nacht zu trinken. Sehen Sie wie die Sterne scheinen. Das Seenbier trinkt sich unter alten Freunden.
Naroy deutete auf eine Gestalt in der Ecke des Saales. Ein Tryker mit purpurroten Haaren war in das Wasser der Bucht vertieft und spielte mit einem Messer.
Als er Ameriana sah, stand er auf und verbeugte sich, indem er die Hände kreuzte.
* Ich habe Sie erwartet, geehrte Dame. Würden Sie mir die Ehre erweisen, sich an meinen Tisch zu setzen? Wir könnten zusammen über das Schicksal der Homins diskutieren. Wer weiß, vielleicht können wir alle Zweifel und dunklen Seiten aus der Welt schaffen!
Als Ameriana auf ihn zu lief, lächelte Caugan wie ein Kind.

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