Aus EnzyklopAtys
Die Nachfolger - Achter Teil
Ein Tag war seit dem Zwischenfall in der Gasse vergangen. Nih’na hatte zwar aufgehört zu weinen, doch sie war still geworden. Auch Feuor gegenüber. Sie war beschämt, dass sie es nicht über sich gebracht hatte ihm zu erzählen, wie es in der letzten Zeit um ihre Gefühle bestellt gewesen war, und das erst so etwas Schlimmes hatte passieren müssen, bevor er es herausgefunden hatte. In dem Versuch wenigstens wieder etwas Normalität einkehren zu lassen war sie wieder an die Akademie zurückgekehrt, doch stellte sie nun sicher, dass sie sich immer in den weniger benutzten Korridoren zwischen den Klassenzimmern aufhielt. Sie versuchte sich selbst so klein und unauffällig wie möglich zu machen, aus Angst vor den Konsequenzen des Zwischenfalls. So wanderte sie auf ihrem einsamen Pfad dahin, als jemand sie plötzlich mit festem Griff am Arm ergriff.
„Nih’na? Warum versteckst du dich?“ fragte Feuor sie ruhig.
„Fe..Feuor, ich ..“ Sie wollte es erklären, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
„Ich bin dein Freund Nih’na, nicht dein Feind. Ich schwöre du kannst mir vertrauen.“ sprach er mit einer Stimme voller Güte, einer Stimme die sie zu gut kannte.
„Ich weiß, und es tut mir leid, ich dachte nur… . Ich wollte die, welche mir wichtig sind vor diesem Schmerz bewahren, es tut mir leid.“ sagte sie und spürte die Tränen kommen.
„Komm, lass uns gehen.“ meinte Feuor und führte sie, immer noch ihren Arm haltend, fort.
Sie gingen durch die Türen nach draußen, um eine Ecke herum und fanden sich bald auf einem kleinen Feld, ein paar hundert Meter hinter der Schule, wieder. Es war ein Ort der sporadisch zum Kampftraining oder für Lektionen in Magie benutzt wurde. Allerdings war er nicht so groß wie der Haupt-Trainingsplatz, so dass meist nur Studenten hier anzutreffen waren, die in Ruhe lernen wollten.
„Ich glaube hier sind wir ziemlich ungestört, Nih’na. Normalerweise kommt niemand hierher. Also, was willst du mir sagen?“
„Ich…ich weiß nicht, was ich sagen soll, Feuor. Ich dachte es war meine Schuld, ich bin die einzige Zorai in der Klasse, und dazu noch eine recht kleine. Ich dachte das es darum…“ begann sie ihr Geständnis.
„Du weist, dass das nur deiner Einbildung entspringt, Nih’na. Du bist nicht diejenige, die die Schuld trägt. Sie sind es, die auf alles einschlagen, was sie nicht verstehen und auf das sie eifersüchtig sind. So wie sie sich verhalten sind sie nichts anderes als schwache Feiglinge.“
„Ich bin alleine, ich habe keine Feunde, und tatsächlich sieht es so aus, als wolle niemand einen merkwürdigen, blauen Homin wie mich zum Freund haben.“ Tränen rannen ihr Gesicht herunter, als sie endlich über ihr Gefühle sprechen konnte.
„Du hast mindestens einen Freund. Da gab es jemanden, der nach dir gesehen hat, nicht war?“ sagte Feuor mit einem Lächeln. „Wir sind nun schon so lange Feunde wie ich zurückdenken kann, Nih’na. Denke nicht einmal eine Sekunde lang, dass ich diesen Kincher angegriffen hätte, nur damit dir irgend so ein reicher, matisianischer Aristokratensohn mit verdrehten Ansichten weh tun kann.“
„Aber…was wird nun passieren…Was wird beim nächsten Mal sein?“ fragte sie ihn, voller Angst vor der Reaktion, jetzt da ihnen jemand die Stirn geboten hat.
„Darum habe ich mich schon gekümmert. Ich habe ihn heute morgen während einer Übungsstunde gestellt und ihn dazu gebracht vor allen Anwesenden zu gestehen wie mutig er, zusammen mit zwei vertrauenswürdigen Gehilfen an seiner Seite, ein einsames Mädchen angriff. Ich glaube nicht, dass er dir noch einmal zu nahe kommen wird. Besonders nicht, wenn er seine Hände weiter an seinen Armen behalten will.“ sagte Feuor mit einem Zwinkern und lächelte sie an.
Nih’na dachte zurück an jenen Moment in der Gasse und auf einmal sah sie ihn nicht mehr als den schrecklichen Homin den sie dort in ihm gesehen hatte. Nun sah sie, dass hinter seiner Wut ein Grund gelegen hatte und verstand sein Verhalten. Auch wenn es erschreckend gewesen war ihn so zu sehen wurde ihr nun klar, das er ihr gegenüber niemals so handeln könnte, nur gegenüber jenen, die ihr etwas antun wollten. Er war ein Freund. Ein leichtes Lächeln begann sich hinter ihrer Maske zu formen, als sie darüber nachdachte.
„Uhmm, Entschuldigung, aber ich wollte…ehm…“ war da eine Stimme hinter ihnen zu hören.
„Oh, hallo Dinah, ich habe dich gar nicht gehört.“ sagte Feuor. „Es tut mir leid, aber ich bin momentan beschäftigt, könnten wir…“
„Ist schon in Ordnung, Feuor.“ meinte Nih’na und tatsächlich lächelte sie zum ersten mal seit einer Ewigkeit.
„Bist du sicher, Nih’na?“ fragte er, und sie nickte bestätigend. „Na dann, was gibt es Dinah?“
„Da ist, ehm..eine Aufgabe …für die Schule, bei der…ehm…“ begann sie zu erklären.
„Sei nicht so nervös. Sag es einfach, ja[[Image:“ sagte Feuor mit breitem Grinsen und einer leicht neckischen Stimme.
„Da gibt es eine Aufgabe für die Schule, bei der man mit jemand anderem zusammen arbeiten muss, und ich habe mich gefragt ob du vielleicht..ehm...mit mir zusammen arbeiten willst..“ sagte Dinah so schnell sie konnte und war selbst überrascht, das sie es tatsächlich gesagt hatte.
Feuor blickte sie an, dann zu Nih'na und lächelte erneut. Er hatte von dieser Aufgabe gehört. Es ging um die Vorbereitung einer Handwerkslektion, bei der sie Materialien erjagen und sammeln mussten mit denen sie arbeiten konnten. Was für Materialien es waren war dabei unwichtig. Die Idee dahinter war viel mehr, dass sie lernten in einem Team zu arbeiten und andere Homins zu bitten mit ihnen ein Team zu bilden.
„Nun, ich habe schon Nih'na hier so gut wie versprochen mit ihr zusammen zu arbeiten.“ sagte er, und es war eine offensichtliche Lüge, da er noch nichts davon Nih'na gegenüber erwähnt hatte. Tatsächlich hatte sie selbst die Aufgabe schon fast vergessen gehabt.
„Oh. Na dann, entschuldigt, das ich euch gestört habe.“ sagte Dinah, verbeugte sich und wand sich zum gehen.
„Hey Dinah, warte.“ Feuor warf Nih'na einen Blick zu der besagte, dass er irgendetwas vor hatte und sie blickte ihn nur an und nickte, ohne zu wissen warum. „Weist du, ein Team kann doch auch aus mehr als zwei Homins bestehen, willst du dich nicht Nih'na und mir anschließen?“
Dinah hielt mitten im Schritt inne und drehte sich auf der Stelle zu ihnen um.
„Bist du sicher, dass das in Ordnung ist?“ fragte sie. Nih'na war überrascht, das es Dinah nicht zu stören schien, in einem Team mit ihr zu sein.
„Haha, dann sieht es also so aus, als hätten wir ein Dreierteam|]]“ sagte Feuor glücklich und stand auf. „Ich werde euer Krieger sein, die Schläge einstecken und Hiebe austeilen.“
„Ich werde Heilen, das kann ich am besten…“ Nih’na sprach mit leiser Stimme, als rechne sie damit, dass durch ihre Einmischung die Blase der Fröhlichkeit zerplatzen würde, die sich in den letzten Minuten seit Dinahs Ankunft gebildet hatte.
„Das ist großartig! Also, was willst du machen, Dinah?“ fragte Feuor und grinste so breit, dass Nih’na dachte sein Kiefer müsse ihm abfallen.
„Ich habe….ehm…ich komme ganz gut mit Beeinflussung klar…und ich habe mich gefrag… mir gedacht, dass ich“ begann sie zu sprechen und ihre Stimme war fast noch leiser als die von Nih’na.
„Haha, wunderbar. Dann haben wir einen Krieger, das bin ich, die Heilerin Nih’na und einen Beeinflusser. Das klingt in meine Ohren ganz nach einen Team. Komm, setz dich zu uns. Wir sind doch nun ein Team!“ sagte Feuor.
Dinah tat wir ihr geheißen wurde und setzte sich zu ihnen während Feuor anfing über die Aufgabe zu sprechen und wie sie diese angehen sollten. Und schon bald fanden sie sich alle in einer erhitzten aber freundschaftlichen Diskussion. Nachdem sie sich geeinigt hatten was sie herstellen wollten überlegten sie sich einige Taktiken. Dinah und Nih’na einigten sich darauf, heraus zu finden welche Tiere sie jagen mussten um die benötigten Materialien zu bekommen, während Feuor herausbekommen wollte wo und was sie für die übrigen Teile sammeln mussten. Nach einer Weile schien es ihnen ganz natürlich, schnell Aufgaben unter sich zu verteilen und neue Ideen zu finden, während sie immer mehr zu einem wirklichen Team wurden.
Als Feuor und Nih’na sich für diesen Tag von Dinah verabschiedet hatten und sich auf den Heimweg begaben, machten sie eine Pause an einem Kliff und sahen der untergehenden, roten Abendsonne zu.
„Was sagst du, Nih’na. Freust du dich auf morgen und die bevorstehende Jagd?“ fragte Feuor und wandte den Blick nicht von dem sich verdunkelnden Abendhimmel ab.
„Das tue ich…. das tue ich wirklich, Feuor. Danke.“
„Heute ist eine schöne Nacht. Erinnere dich immer daran, Nih’na. Es gibt Tage, die sind trist und verregnet. Das ist nur natürlich. Doch es gibt auch Tage wie diesen. Und wenn es zu kräftig regnet, dann hast du Freunde bei denen du unter kommen kannst.“ Feuor wand sich wieder dem Pfad zu der nach Hause führte.
Nih’na stand noch einige Momente da und blickte auf die verschwindende Sonne, verblüfft von Feuor´s Worten. Manchmal konnte er so recht haben. Dann rannte sie ihm nach, ging schließlich gesellig neben ihm, und dachte darüber nach, dass die dunklen Zeiten die sie durchlebt hatte verblassten, im Vergleich zu den Ereignissen des heutigen Tages und ihrer Hoffnungen für die Zukunft.
Und sie freute sich auf den morgigen Tag.