“Ein Sonnenaufgang an einem Sommermorgen. Was könnte banaler sein? Und doch, als das Tagesgestirn seine Strahlen durch die majestätischen Blätter der Stadt Yrkanis zog, wie Jenas göttliche Finger, die mit ihren Fingerspitzen die Baumkronen der Matis-Hauptstadt streichelten, schienen die Seelen der Zuschauer von Anmut berührt zu sein ...
In diesem Gemütszustand befand sich Melario Estriano in diesem Moment. Der junge Matis mit dem feinen Gesicht und den langen, blassgrünen Haaren, die im Wind flatterten, stand neben dem Teleporter der Stadt, wo ihn die Karavan vor einigen Minuten hingebracht hatte. Er genoss die Luft und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen, die das Juwel des Waldes war. Er hatte so lange auf diesen Moment gewartet! Er hatte so viel über das Matis-Königreich gehört, so viel davon geträumt, hier am Fuße des Teleporters zu stehen und die schönste aller Hauptstädte zu betrachten! Und nun war er endlich da! Er, der Flüchtling aus Silan, würde endlich in das Herz des Matis-Lebens eindringen, sich unter die Menschen seiner Rasse mischen, alles von ihnen lernen und ... vielleicht würde er eines Tages, wer weiß, wenn er sich gut anstellte, das Vertrauen seines Königs gewinnen?
Nur Jena wurde Zeuge von Melarios ersten Worten über die Neuen Länder, als er, vollkommen aufrecht und unbeweglich, in den Wind flüsterte. Dann ließ er seinen Blick über die Landschaft der Stadt gleiten, die nun seine eigene war ...
In der Nähe des Karavan-Transporters befand sich ein unbefestigter Weg, der von einer Doppelreihe gebogener Pfähle gesäumt war, deren Spitzen wie die Körper von Glühwürmchen aussahen. Körper, von denen ein sanftes Licht ausging ...
Jena ...
Ein Schmetterlingsflügel, höher als ein Homin, in einem majestätischen Violettblau, zierte jeden Pfosten. In der Nähe der Stelle, an der sich der Matis befand, erhob sich eine seltsame Plattform, die aus einem lebenden Baumstumpf gefertigt zu sein schien und deren sechs geschwungene Arme eine Kuppel über einem Brunnen bildeten. Wohin man auch blickte, überall waren nur Bäume, Baumhäuser und Grün.
Mit einem tiefen Atemzug füllte der junge Flüchtling seine Lungen mit der edlen Luft des Königreichs. Er schloss für einen Moment die Augen und erinnerte sich an die Worte seines Vaters, die er kurz vor seiner Abreise gehört hatte:
« Erinnere dich immer daran, dass unter allen Umständen der edle Saft deiner Vorfahren in dir fließt, mein Sohn..
- Aber ... Ich dachte, unsere Familie sei nicht adlig, Vater. ?
- Der Adel fließt in jedem Matis des Saftes, mein Sohn. Vergiss ihn nie … »
Mit einem Lächeln auf den Lippen reckte Melario stolz seinen Kopf in die Höhe und ging ohne Rücksicht auf die Flüchtlingslumpen, die er trug, den unbefestigten Weg entlang und schritt stolz seinem Schicksal entgegen …
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“Vater,
Ich bin stolz, Ihnen meine Ankunft in Yrkanis mitteilen zu können. Ich habe meine ersten drei Tage hier damit verbracht, die Matis-Einwohner zu beobachten, und ich beginne, einige von ihnen ausfindig zu machen, die eine wichtige Rolle unter ihnen spielen. Sie sind angesehene Homins und Hominas, die perfekte Sprungbretter für jeden mit Ambitionen sind. Auf Ihren Rat hin werde ich einen von ihnen auswählen und ihm meine Dienste anbieten. Bei ihm werde ich lernen …
Sie haben mir auch geraten, mich nicht mit meinen alten Kleidern aufzuhalten. Seien Sie versichert, daß Ihr Sohn jetzt mit der Eleganz gekleidet ist, die den hier lebenden Menschen angemessen ist. Meine neue Garderobe verdanke ich einer Matis-Frau mit dem schönen Namen Eleria Di Caliano.
Wenn Sie mich nicht vor den Verführungskünsten der Matis aus den Neuen Ländern gewarnt hätten, wäre ich zweifellos wie ein säugender Yubo in die Falle gegangen, der sich dem Geschick eines Jägers ausgesetzt sieht. Ihr bezauberndes Lächeln, ihre sanfte und zarte Stimme, die Art und Weise, wie sie ihr wunderschönes rotes Haar elegant nach hinten warf, ihr schwarzes Outfit mit grünem Rand, das ihre tiefgrünen Augen betonte, hätten jedes unwissende Herz höher schlagen lassen. …Serae Eleria ist eine angesehene Schneiderin und trotzdem hat sie mir eine komplette Garderobe geschenkt, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Ich weiß nicht, ob es richtig war, das Angebot anzunehmen. Ich befürchte, dass ich ihr jetzt etwas schulde. Aber ist es etwas Schlechtes, einer so schönen Frau verpflichtet zu sein ?
Vater, ich muss noch so viel lernen! Wie sehr hätte ich mir gewünscht, daß du an meiner Seite wärst, um mich zu führen! Doch fürchte dich nicht, ich werde mich deiner würdig erweisen.
Ihr Sohn,
Melario Estriano
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