Zusammenfassung
- Anführer der Karavia-Gilde
"Raus aus den Schatten"
"Miana schloss die Tür hinter sich.
Sie hielt einen Moment inne und bewunderte die hohen Kolonnaden, die das Gerüst des Flurs, der zu ihren Wohnungen führte, stützten. Schon oft war sie durch diesen Ort gelaufen, ohne daß jemand wußte, wer sie war. Eine schlanke Gestalt, ein leichter und unauffälliger Schritt, kein Klirren einer schweren Rüstung auf ihrem Weg, morgen würde sie erkannt werden. Es stimmt, daß sie die Gabe des Wissens für ihr Volk im Rahmen einer Mission erhalten hatte. Doch damit wollte er ihr das Privileg des Unbekannten nehmen. Nach diesem Tag würde sie ihm nicht mehr auf dieselbe Weise dienen. Ihr Gesicht würde nicht länger die leere Leinwand sein, die es ihr ermöglicht hatte, sich so leicht zu verstecken. Sie würde diejenige sein, durch deren Mund die Menschen es erfahren würden.
Milvia war auf der Hut und Valfyr auch, denn beide wußten durch ihre Blicke auf die Vertreterin der Karavia-Gilde und das, was sie in den Händen hielt, bereits, daß der morgige Tag für alle Anhänger Jenas ein wichtiger sein würde.
Die Karavia-Gilde war den Matis noch unbekannt. Fast hundert Jahre lang hatte sie im Verborgenen gearbeitet und ihrem Herrscher in allen diplomatischen und spionagetechnischen Missionen treu gedient. Morgen sollte Miana bekannt sein, denn es war ihre große Ehre, die Worte Jenas unter das Volk zu bringen.
Miana presste ihre Hand auf das Pergament und ließ ihre Finger über das königliche Siegel des Homin streichen, für den sie ihr Leben geben würde. Mit dem Herzen im Hals und hoch erhobenen Hauptes ging sie zu Milvia hinüber.
"Hauptmann, die Gebote werden morgen hier in Yrkanis verlesen und verkündet werden, und Ihre Aufgabe wird es sein, die Tryker zu begleiten, die diesen großen Augenblick mit uns teilen wollen. Ich werde hier auf Sie warten, bevor ich die Gebote lese.
Milvia versteifte alle ihre Gliedmaßen zu einem militärischen Salut.
"Ja, Ma'am."
Miana bewegte sich vorwärts, weg von dem Hauptmann der Wache und seinem Soldaten, sie dachte an ihre Anhänger, die Homines, die morgen in der Menge sein würden. Diejenigen, die niemand erkennen kann, diejenigen, die immer in den Schatten präsent sein werden, die Schatten, die sie morgen verlassen würde, um Jenas heilige Worte zu überbringen.
Sie lächelt."
