Im Lichte Jenas

Aus EnzyklopAtys

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Im Lichte Jenas – Teil 1

Amerianas tiefe Wunde blutete stark. Das Blut war leuchtend rot und formte ein Totenbild auf der Rinde. Doch das war der jungen Matis egal. Sie spürte keinen Schmerz. Die Energie von Atys knisterte in ihren Händen. Das Sap lief in ihrem ganzen Körper zusammen, während sie sich auf ihre magischen, zerstörerischen Kräfte konzentrierte. Sie kämpfte zum ersten Mal im Namen Jenas. In ihren goldenen Augen leuchtete das Licht der Göttin.

Ameriana hatte lange auf diesen Tag gewartet. Seit ihrer Ankunft in Yrkanis, der Hauptstadt des Matisreiches, suchte sie nach Zeichen. Zeichen von Jena, Göttin der Sonne, Mutter von Atys und aller Homins. Sie hatte vergeblich nach einem Tempel gesucht, um zu beten. Die Auserwählten der heiligen Karavan hatten versucht, ihr ihre Zweifel auszureden – ohne großen Erfolg.
Denn die Flamme des Glaubens brannte tief in ihrem Herzen. So viele Homins hatten den Glauben an die Göttin schon abgelehnt! Die barbarischen Fyros, die trotz der Mahnungen der Karavan an der Rinde gruben, um den Drachen zu finden, den sie in ihrem Wahn besiegen wollen. Die geheimnisvollen Zorai, die sich hinter Masken verstecken, um die dämonischen Kamis zu verehren. Zahlreiche Tryker verirrten sich im Namen der Freiheit auf illusorischen Wegen. Sogar unter den Matis, dem noblen und gläubigen Volk, machten aufständische Stimmen sich laut, die gegen die Mächte aufriefen, die sie bisher geleitet hatten. Der näher rückende Ausbruch eines heiligen Krieges machte den Homins Angst und viele sahen lieber weg, anstatt der Wirklichkeit in die Augen zu sehen.
Doch Ameriana wollte der Mutter von Atys den Rücken nicht kehren. Sie wollte nur in ihrem Glauben bestätigt werden.
Als ein Sprecher der Karavan den Bau eines Tempels zu Ehren Jenas angekündigt hatte, war die Magierin äußerst erleichert. Endlich ein Zeichen der Göttin! Es war an der Zeit für die Gläubigen, sich zu versammeln. Ameriana war zum auserwählten Ort nahe Yrkanis geeilt, um ihre Hilfe anzubieten. Welche Mission auch immer ihr aufgetragen wurde, sie würde sie geehrt annehmen. Ein Karavanierkämpfer in schwarz hatte ihr die Aufgabe erteilt, die Rohstoffabbauer zu beschützen. Diese mussten Rohstoffe für die Handwerker sammeln. Wertvolle Ressourcen waren auf weit entfernten Inseln in den alten Landen geortet worden, doch dank der Kräfte der Technoweisen war die Entfernung kein Problem. Demnach war Ameriana in ein Lager im Herzen der Dünen von Aelius teleportiert worden, das in der Nähe der Quellen lag.
Der Ort war sehr belebt. Er war durch Schranken mit einer unbekannten Energie beschützt. Große Metallkolonnen standen wie Wachtürme auf dem Feld und waren von einem Leuchtschweif umgeben. Mehrere Schiffe der Karavan schwebten über den Baracken und zeichneten beruhigende Schatten in der Nachmittagssonne. Mit Piken bewaffnete Soldaten patrouillierten, um Angriffe abzuwehren. Die Gläubigen bildeten Gruppen, um auf Expedition zu gehen. Zuerst wollte die junge Matis sich einer dieser Gruppen anschließen, doch dann beschloss sie, die Insel alleine zu erkundschaften. Sie hatte das Lager verlassen, um den Westen zu erforschen und war der Felswand gefolgt, die sich entlang der Region erstreckte.
Es hatte ein rauer Wind eingesetzt, der den Dünensand mit seiner heißen Luft formte. Er verdeckte die Kampfgeräusche. Ameriana sah Lichter in der Entfernung. Gestalten liefen durcheinander. Die Rohstoffabbauer und ihre Beschützer wurden von Feinden angegriffen! Fyros-Kamisten versuchten, die Quellen für ihre Meister auszubeuten. Die Kamis ahmten die Karavan nämlich nach und bauten lächerliche Kopien ihrer Betstätten für ihren Chef. Ameriana hatte sich ohne nachzudenken in den Kampf gestürzt; angetrieben von einem eisernen Willen, der Göttin zu dienen.
Trotz der Schläge ihres Angreifers konnte die Magierin ihren Zauberspruch zu Ende bringen. Der Fyros mit dem Wuschelkopf schrie vor Schmerzen, als die sauren Wolken ihn trafen und seine Haut auffraßen. Trotz der schlimmen Verletzung, die er der jungen Matis zugeführt hatte, verstand er schnell, dass er seinen Überraschungseffekt verspielt hatte. Ameriana sah ihm sein Zögern an und appellierte erneut an die Elemente. Der Barbar erhob erneut seine Cleven-Axt, um dem Feind einen weiteren kräftigen Schlag zu verpassen und seine Konzentration zu stören, doch es war zu spät. Verstärkt durch die Handschuhe der Magierin ließ die Energie aus den Tiefen von Atys sich über ihm aus. Er fiel röchelnd zu Boden und verlor das Bewusstsein. Ameriana blieb auf der Lauer und fürchtete sich vor dem Eingreifen eines Kamistenheilers. Doch der Körper des Fyros verschwand bald darauf. Die Dämonen hatten ihn mit in ihre teuflische Unterkunft genommen, um ihn für ein neues Leben in der Unterdrückung auferstehen zu lassen.
Die junge Matis schaute sich um. Die Anhänger der Kamis schienen auf sicherer Entfernung zu kämpfen. Es lagen viele Homins in den Dünen herum und zeugten von der Gewalt der Kämpfe. Ameriana inspizierte ihre Wunde. Sie blutete nicht mehr. Die Magierin bedankte sich bei Jena für ihren Schutz und heilte sich eiligst. Sie war mit Stolz erfüllt. Sie hatte ihren Gegner erledigt und sich Jena würdig erwiesen.
Plötzlich hörte sie ein Knistern. Sie spürte, wie ihre langen schwarzen Haare sich sträubten. Ein durchdringender Geruch stieg ihr in die Nase. Ehe sie etwas unternehmen konnte wurde sie von einem Blitz getroffen. Sprachlos wäre die junge Matis fast zu Boden gefallen. Ein Zorai starrte sie an – ausdruckslos, mit einer Maske, die mit vier Angst einflößenden Hörnern geziert war. Funken tanzten um seine gehandschuhten Hände.
Der Kampf war noch nicht vorbei.

Fortsetzung folgt…