Aus EnzyklopAtys
Leda (Diskussion | Beiträge) K (Leda verschob die Seite Ein ungewoehnliches Getraenk nach Ein ungewöhnliches Getränk: de) |
|
(kein Unterschied)
|
Version vom 15. April 2022, 19:04 Uhr
Vor ein paar Tagen konnte man in der Taverne in Pyr eine kurze Unterhaltung zwischen dem Barmann Lydix und einer ganz in Rot gekleideten Fyra mitanhören.
Um die Fyra herum lagen einige Taschen, voll gepackt mit Trinkschläuchen aus Yuboleder, am Boden. Sie hielt einen Becher in der Hand, in den sie grade eine leicht bräunliche Flüssigkeit füllte.
„So mein Freund, das hier ist Anichios Met. Eine Spezialität aus dem Ursprung im Seenland.“
Sie goss den hölzernen Becher halb voll und reichte ihn Lydix. Dieser griff danach, schnupperte daran und runzelte Leicht die Stirn.
„Hmhm, riecht nach Kräutern, Honig und noch etwas…„
Vorsichtig nippte er an der Neige des Bechers und ließ das Getränk auf seiner Zunge hin und her gluckern. Die Fyra sah ihm dabei gespannt zu.
„… Interessant, er schmeckt warm und weich. Würzig und nicht zu herb. Wirklich gut. - da ist allerdings etwas, das ich nicht einordnen kann. Wie wird er denn hergestellt? Von Anichois Met habe ich noch nie gehört.“
Die Fyra fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das feuerrote Haar und lächelte ein wenig steif. Lydix runzelte fragend die Stirn.
„Gut, dass er dir schmeckt! Wie viele Schläuche willst du?“
„Warum weichst du mir aus?“
„Ich weiche Dir doch nicht aus. Ich will nur, dass deine Gäste auch einmal von diesem guten Met kosten können. Du sagst doch selbst, dass er schmeckt.“
Sie beugte sich herunter und wuchtete einige der prall gefüllten Schläuche auf die Theke. Lydix Gesicht zeigte eine Spur von Verärgerung.
„Ich möchte wissen woher und von wem der Met kommt. Sonst kannst du dir dein Geschäft in die Haare schmieren.„ knurrte er.
Die Fyra blickte ein wenig verlegen drein.
„Haare ist gar nicht schlecht.„ murmelte sie.
„Wie bitte?„ verwundert schaute Lydix ihr ins Gesicht.
„Nunja, es ist so. Anichios Met hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Ich erzähle sie Dir da du darauf bestehst. Aber ich rate Dir davon ab, sie deinen Kunden zu erzählen. Es ist wahrscheinlich eh nur eine Legende.„ erwiederte sie leise.
„Na, dann schieß mal los.“
Sie beugte sich über die Theke und Lydix wurde es ein wenig warm in seiner Kluft, bei dem Anblick der sich bot: Medium Rüstung…
„Es gab da mal im Seenland einen Anführer der Schmuggler. Piro Anichio war sein Name und der Großvater des heutigen Stammesherren. Der war sehr eitel – nicht ungewöhnlich für einen Matis, aber für einen Schmuggler wohl sehr. Auch war er kein schlechter Geschäftsmann, sonst wäre er wohl kaum der Anführer der Schmuggler gewesen. Man erzählt sich, dass er dereinst ein Weingut besessen habe, welches aber von den Kitin vernichtet wurde. Auf jeden Fall, war er nun Schmuggler und versuchte aber immer noch einen guten Lebensstil und ein gepflegtes Äußeres zu bewahren.
Er benutzte zur Festigung seiner Frisur eine Tinktur, deren Rezept er von seiner Großmutter gelernt hatte. Dieses zähe Zeug bestand aus Honig und allerlei Kräutern, die wohl auch gut für die Kopfhaut seien sollten.
Eines besonders heißen Tages jedoch, als die Sonne die Strände der Seenlande erbarmungslos austrocknete, passierte etwas dummes. Piro hatte sich in seiner kühlen Hütte zurecht gemacht und wollte nun hinaus zu seinen Mannen und mit ihnen auf Tour. Als er vor die Tür in die glühende Sonne trat, kamen schon die ersten Käfer und Fliegen, die er jedoch nicht sonderlich beachtete, da dies normal war an einem solchen Tag. Leider ging er etwas später an einem in den Büschen verborgenen Bienenstock vorüber und die Tierchen, die ohnehin an einem solch heißen Tag schon sehr aufgeregt waren, konnten der herrlich duftenden Verlockung, die dort entlang lief, nicht wiederstehen. - Anichio rette sich unter dem Gelächter seiner Männer in seine Hütte und nachdem er schmerzhaft erfahren hatte, dass sein Wässerchen wohl sehr delikat war, wusch er sich die Haare in einer herumstehenden Tonne voll Wasser aus und warf in seiner Wut das Tiegelchen, in dem er seine Tinktur aufbewahrte, gleich hinterher - seine Großmutter und ihr Rezept verfluchend, während sich einer seiner Männer um sein geschwollens Gesicht kümmerte.“
Lydix Gesicht zeigte keine Regung als die Fyra ihn prüfend anblickte.
„Einige Tage später nun, nachdem seine Wut und die Belustigung seiner Männer vergangen waren, stellte einer der Kerle fest, dass es um die alte Tonne herum recht angenehm roch. Es war noch immer recht heiß und da er durstig war, nahm er eine Schale und trank einen Schluck aus der Tonne, wie man es immer getan hatte.
Überrascht stellte er fest, dass das Wasser diesmal ganz anders schmeckte. Er rief seine Kumpane und den Anführer herbei, die schnell erkannten, was sich da ereignet hatte. Dem Stammesherren kam nun eine brillante Idee… - Nunja und seit dieser Zeit gibt es„Anichois Met" für ausgesuchte Händler zu erstehen.“
Lydix starrte sie an. Seine Stirn lag in tiefen Falten. Dann zuckten seine Mundwinkel und schallendes Gelächter brach aus ihm hervor.
„Nein, das sollte ich wirklich keinem Kunden erzählen. - Eine herrliche Geschichte. Gut, ich kaufe dir die Ladung ab. Hilf mir, sie in den Keller zu bringen.“
Er öffnete die Tür neben der Theke und gemeinsam trugen sie die Schläuche die Treppe hinab.
Ein Schlauch blieb auf dem Tresen neben dem halb geleerten Becher liegen. Ein neugieriger Zeitgenosse hätte nun das folgende gesehen, wenn er einen Blick auf das Schild aus dickem Pergament geworfen hätte, das am Verschluss des Schlauches baumelte. Darauf war in bester Tusche-Zeichnung eine verwegen dreinblickende Gestalt zu erkennen, gekleidet in die klassischen Gewänder eines Schmugglers, mit einer Pistole im Gürtel, einem kleinen Tiegelchen in der linken und einem Schlauch ähnlich diesem in der rechten Hand. Die Haare des Mannes sind triefend nass, wie von Schweiß oder Wasser und hinter ihm ist eine hölzerne Tonne zu erkennen. Unter dieser Zeichnung steht in schwungvollen Lettern geschrieben:
„Captain Anichois Met. In traditionellem Verfahren nach altem Familienrezept hergestellt!“