Die Legende vom ersten lebenden Schwert: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. November 2020, 00:51 Uhr

In einer Zeit lange vor den Tempelkriegen. Einer Zeit in der Atys noch jung war und die Rivalität zwischen Kami und Karavan noch nicht zu vielen offenen Konflikten geführt hatte. Da lebten zwei Homins in unterschiedlichen Völkern. In Fyros und in Matis, doch ihre Schicksale waren unveränderlich verwoben.


Im sonnenverbrannten Imperium der Fyros lebte Maidakka Bynx, sie war dem Imperium eine treue und ehrenvolle Dienerin. Sie liebte ihr Volk und diente den Kami voller Hingabe und Leidenschaft. In vielen Schlachten hatte sie Ruhm erworben und der Imperator selbst hatte sie ausgezeichnet für ihre Tapferkeit und ihren Mut. Doch etwas betrübte Maidakka, sie fand keinen passenden Mann. Viele Krieger ihres Volkes hatten ihr bereits Opfer dargebracht und Schätze zu Füßen gelegt, um ihr auch nur ein wohlwollendes Lächeln zu entlocken. Doch interessierte sie all dieses krude Gehabe nicht. Alle waren ihr zu grobschlächtig und ordinär. Denn wenngleich sie auch eine große Kriegerin war, so hasste sie es mit ihren Taten anzugeben und im vergänglichen Ruhm zu baden. Was bei den Männern ihres Volkes an der Tagesordnung war. Und doch sehnte sie sich nach einem Gefährten. In ihrer Verzweiflung suchte sie eine alte Seherin tief in der Wüste auf und fragte sie um Rat.

In der Düsternis der kleinen Hütte sprach die uralte Frau, deren Haut Maidakka an die Borke der ältesten, trockensten Bäume erinnerte, mit rauchverhangener Stimme: „Kind des Krieges.“ „Du wirst deinen Mann finden. Aus den blauen Schatten wird ein weißer Künstler kommen und dein Herz erobern im Kampf.” “Doch, sei vorsichtig Kind.” “Denn wenn du dein Herz gibst, so wird es für immer sein.” “Und du musst entscheiden ob der Preis es wert ist.“ Wütend sprang die Kriegerin auf. „Ein Preis? Was für ein Preis? Und wie könnte ein Künstler mich im Kampf besiegen?” “Blaue Schatten? Sag mir Alte, was soll das heißen?“ Doch die uralte Seherin war bereits auf ihrem Diwan zusammengesunken und atmete rasselnd im tiefen, magischen Schlaf.

Verwirrt und ein wenig wütend verließ Maidakka die baufällige Hütte und trat hinaus in die sonnendurchflutete Ebene. Als ihr Blick über das Land glitt fiel ihr auf, das kaum ein Schatten zu sehen war. So schwor Sie, von nun an nur mehr am Tage zu kämpfen. Wenn die Sonne jeden Schatten aus der Wüste verbannte. Ob blau oder schwarz. Sie würde noch mehr trainieren, denn sie wollte es keinem Mann zu leicht machen sie zu besiegen und ihr Herz zu gewinnen.


Umgeben von Baumriesen so alt wie die Welt, lebte zur selben Zeit ein großer Krieger im Reich der Matis. Sein Name war Varro Saidinno. Er war ehrenvoll und gewandt wie kein zweiter im Umgang mit den verschiedensten Waffen. Jedoch seine wahre Leidenschaft galt der Kunst der Waffenfertigung und vor allem dem tödlichen, eleganten einhändigen Schwert. Wie alle Matis trug er ein Interesse in sich, die Materialien und Pflanzen seiner Heimatwelt zum Nutzen seines Volkes zu verwenden. Doch wie nur wenige Matis seiner Zeit, hatte er sich den reichsten Wissensschatz über sein Handwerk erworben. Seine Schwerter waren die Besten und hohe Preise wurden geboten um eines seiner Meisterwerke zu erlangen. Der Adel des Landes buhlte um seine Gunst, die Männer um seine Schwerter, die Damen um sein Herz. Doch so vertieft war Varro in seine Arbeit, das er keine Zeit fand auf Brautschau zu gehen und die Annäherungsversuche der flatterhaften Hofdamen und Adligen interessierten ihn nicht. Sie wussten nicht zu schätzen was er tat und was er gab um seine Waffen zur Vollendung zu führen. Er lebte für sein Handwerk und die Leidenschaft des Kampfes. Jedoch etwas nagte an ihm, ließ ihn des Nachts keinen Schlaf finden und suchte seine Träume heim wie es keine wilde Bestie der Wälder konnte. Zwar betrachteten alle seine Werke als wundervoll und gediegen in ihrer Qualität, doch so war er überzeugt, hatte er noch nie ein wahres Meisterwerk geschaffen. All seine Waffen waren tote Dinge. Es führte eine lebendige Hand das Schwert, doch war das Schwert selbst nicht imstande ihr zu helfen. Varro träumte davon eines Tages ein Schwert zu erschaffen, das lebendig war und den wünschen seines Herren gehorchte. Das den Kampf unterstützte und seinen Teil zum Sieg beitrug.

So gingen die Zeiten ins Land, Maidakka kämpfte mit vielen Männern und keiner besiegte sie je und keiner trat aus den Schatten um ihr Herz zu erobern. Varro lernte mehr und mehr über die Materialien die in der Welt zu finden waren und lernte mehr und mehr über den Kampf und den Geist der Pflanzen. Doch gelang ihm nie ein wahres Meisterwerk.


Eines Tages nun nahm das Schicksal seinen Lauf. Tief in den Urwurzeln von Atys hatte man Fasern und Hölzer entdeckt wie sie zuvor noch kein Homin gesehen hatte. Eine Gruppe von Prospektoren des Imperiums wurde ausgesandt um diese wertvollen Ressourcen für das Reich zu sichern. Ein Kontingent an Kriegern wurde ihnen mitgegeben, um sie vor den Bestien der Tiefe zu beschützen. Maidakka war unter ihnen.

Varro nun hatte ebenfalls von diesen wundersamen Materialien gehört. Er kannte und nutzte schon viele der in den Urwurzeln zu findenden Hölzer und auch das Sap dort war von unvergleichlicher Qualität. Seine eigene beste Rüstung bestand daraus und so ließ die Nachricht von neuen Werkstoffen sein Herz höher schlagen. Würde er hier finden was er schon so lange suchte? So schnell er konnte lief er zum Palast und meldete sich freiwillig zu einer Forschungsmission.


Zwei riesige Vorax hatten die Gruppe aus dem Dickicht, der großen Jubla-Bäume heraus angegriffen und viele der Männer und Frauen waren erstarrt vor Angst, als die beiden Bestien sich brüllend auf die Expedition stürzten. Nur mit Mühe gelang es den Kriegern und Magi die Echsen abzuwehren und Drei von ihnen fanden den Tod. Ihr Führer drängte die Gruppe jedoch weiter, denn die seltenen Materialien waren nur zu bestimmten Zeiten unter ganz bestimmten Umständen zu finden. Wütend und berauscht vom Kampf zugleich lief Maidakka weiter in das grünlich blaue Zwielicht der Urwurzeln hinein, stetig ihre Umgebung im Auge behaltend. Sie konnte sich eines seltsamen Gefühles nicht erwehren, so als lastete das Schicksal auf ihren Schultern wie ein unsichtbarer Dämon der an ihren Gedanken nagte. „Obacht, dort ist jemand an der Fundstelle.“ zischte der Führer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und deutete voraus. Und tatsächlich waren dort einige schlanke Gestalten damit beschäftigt die wertvollen Materialien abzubauen. „Diese verdammten Blassnasen nehmen uns alles weg! Woher wissen die verfluchten Matis davon?!“ spie jemand. „Was weiß denn ich.“ Kam die wütende Antwort, „Aber ich will verdammt sein, wenn wir sie die Schätze hier einfach so ausgraben lassen!“ Schnell erhoben sich die ersten Krieger aus dem Unterholz und stürzten sich mit wilden Schreien auf die Feinde. Maidakka wollte sie noch zur Besinnung rufen aber, zu spät. Die überraschten Matis ließen ihre Hacken fallen und hoben Schwerter und Äxte an ihrer Stelle und verteidigten sich so gut sie nur konnten. Innerhalb weniger Momente entbrannte ein wilder Kampf um die wertvollen Materialien. Maidakka warf sich in den Kampf und hieb den ersten Matis der auf sie zu stürmte mit einem einzigen Streich nieder.

Vor etwa einem halben Tag war Varros’ Expedition angekommen und hatte ihr Lager aufgeschlagen. Er hatte sich ein wenig von der Gruppe entfernt um auf eigene Faust nach guten Bodenschätzen zu suchen. Der Meisterhandwerker wollte ungestört sein in seiner Arbeit. Er hatte alle Instrumente und die besten seiner Materialien dabei um sie mit den neuen, wunderbaren Dingen die er gefunden hatte zu kombinieren. Und nun saß er konzentriert über ein fast fertiges Schwert gebeugt in einer stillen, kleinen Nische der Kavernen-Wand. Schreie hallten durch die Dunkelheit. Gerade war er dabei dem neuen Schwert den letzten Schliff zu geben, da begann unweit von ihm der Kampf. Das neue, unfertige Schwert fest in der Hand lief er durch die dunstige, schummerige Höhle seinen Kameraden zu Hilfe.

Maidakka drehte und wendete sich, parierte und blockte, duckte sich unter tödlichen Hieben weg und teilte selbst den Tod mit vollen Händen aus. „Was für ein sinnloser Kampf“, dachte sie bei sich, „und nur wieder ausgelöst durch den Stolz, die Gier und die Kampfeslust der Männer.“ Hinter ihr näherten sich schnelle Schritte, getragen vom Echo einer engen Nische, die in der Wand ein kleines Stück entfernt klaffte. Geisterhaft wehte darin bläulicher Dunst umher und vertiefte die Dunkelheit der Schatten nur noch. Dann trat eine schimmernde Gestalt aus der moosbewachsenen Öffnung. Gekleidet in eine weiße, leichte Rüstung der Matis, ein langes Schwert herausfordernd erhoben und das bleiche, entschlossene Gesicht ihr zugewendet. Für einen Augenblick verharrte Maidakka. Spielten ihre Sinne ihr einen Streich? Die Worte der alten Seherin hallten durch ihren Geist, wie ein geisterhaftes Echo. Doch schon war ihr Gegner heran. Geschickt führte er sein Schwert in einem weiten Bogen schräg auf sie herab und nur mit Mühe konnte sie dem Schlag ausweichen. Danach griff sie an doch der Matis drehte sich von ihrer Klinge weg als bestünde er aus weichem Gras das sich im Wind bog. Nun war er wiederum am Zug und stach in Richtung ihres Herzens. Mit äußerster Kraft parierte sie den Stich und setze nach.

Die Gegner umtanzten einander Hieb, Stich, Riposte, Parade. Keiner war fähig dem anderen die Stirn zu bieten.

„Er tanzt wie der heiße Wind über der Wüste.“, schoss es Maidakka durch den Kopf. „Sie kämpft wie ein Ocyx, wild und entschlossen. - Es würde mich nicht wundern wenn sie Feuer spuckte.“, dachte Varro.

Mit einem Male ließen sie voneinander ab. Standen sich gegenüber. Starrten einander an. Stille war eingekehrt um sie herum. All ihre Kameraden waren tot. Nur noch sie lebten. Schwer atmend ließen sie ihre Waffen sinken und waren beide kaum mehr fähig sich auf den Beinen zu halten.

„Der weiße Künstler! Wie schön er ist.“

Als hätte sein Schwert doch noch sein Ziel gefunden fuhr ein Schmerz durch das Herz der Fyra. Die blasse, edle Haut des Mannes, seine aufrechte und zugleich starke Körperhaltung, seine grazile, tanzende Art das Schwert zu führen. Das Feuer unbändiger Liebe tobte durch das Herz der Kriegerin. Und auch Varros Herz schien für einen Moment in Ehrfurcht zu erstarren. Hier war eine Frau die den Kampf genauso liebte wie er, die die Waffenkunst ihres Volkes in Vollendung beherrschte und die ihm ebenbürtig, oder gar überlegen war. Schweigend standen die beiden Kontrahenten sich gegenüber. Jeder gefangen in seinen Gedanken den anderen betreffend. Einen ewigen Moment lang standen sie so da …

Dann hob einer der schwer verwundeten Matis seinen Kopf aus dem blutgetränkten Moosbett des Bodens. Schmerz und Hass vernebelten seine Sinne, als er sich auf die Knie zwang und ein letztes Mal zustach.

Maidakka blickte staunend auf die Klinge, die aus ihrem Brustkorb ragte. Tödlich getroffen brach sie zusammen. Varro tat einen schnellen Schritt nach vorn und fing sie in seinen Armen. Ihr Blut ergoss sich über seine Kleidung und das neu gefertigte, nun kampferprobte Schwert.


„Maidakka, deine Zeit ist gekommen!“, eine sanfte, tiefe Stimme. Überall und nirgends um sie herum, in ihr. „Nein, das darf nicht sein! Gerade habe ich mein Glück gefunden. Ich will nicht sterben.“ „Mein Kind, ein jeder muss sterben. Dein Same ist zerstört. Deine Zeit ist gekommen. Nun komm zu mir.“ „Nein, ich flehe dich an großer Ma´Duk! Lass mich nicht sterben, grad jetzt wo mein Leben eine Sinn bekam! Ich liebe ihn, mehr noch als mich selbst, mehr als den Kampf, mehr als mein Volk!“ „Achte auf deine Worte Kind der Wüste. Du wirst zu mir kommen, so wie es sein muss!“ „NEIN!! Ich entsage Dir, grausamer Gott, der du mich von meinem Liebsten nimmst!!“, unbändige Wut hielt Maidakkas Seele umfangen. „Du liebst einen Diener der falschen Göttin mehr als dich selbst?! Den Kampf und Dein Volk?! Du wagst es meiner im Tode zu entsagen?!!!“ donnerte die Stimme des Gottes auf Maidakkas Seele hinab. “JA!” rief sie, mit all ihrer Kraft. „So sei es denn! So sollst du bei deinem Liebsten sein! So lange er lebt und darüber hinaus, sollst Du auch im Tode ein Werkzeug des Todes sein! Doch sollst Du die Freuden des Kampfes nur dann erfahren, wenn du jene tötest, die du dereinst geliebt hast.“ Ein unbändiger Schmerz durchfuhr die zornerfüllte Seele der Fyra.


Varro kniete im feuchten Moos der Urwurzeln und hielt den sterbenden Körper seiner zu kurz geliebten Homin in den blutbefleckten Armen. Lange weint er um sie und um ihn herum schwiegen selbst die Bestien der Unterwelt, so als habe ein Gott es ihnen befohlen. Schließlich stand er auf und begann den Körper der Fyra zu säubern. Er blickte sich um. - So viel sinnloser Tod. Er würde allen Kriegern die heute hier starben einen würdigen Abschied bereiten und sollte es Tage dauern. Dann wurde er eines neuen, leisen blubbernden Geräusches gewahr. Es klang ein wenig wie Tropfen die in ins Wasser fallen. Er sah sich um und entdeckte sein neu gefertigtes Schwert. Es lag neben dem Körper der Kriegerin. Die Klinge in einer Lache ihres Blutes. Grüne Tropfen von Sap vermischten sich mit dem Herzblut der Kriegerin, welches langsam aber stetig im Schwert verschwand.

Er hatte es geschafft. Das Schwert lebte und trank das Blut seiner Opfer. Varro hob die Waffe auf. Sie schmiegte sich in seine Hand, ganz so als wolle sie ihm nah sein. Er tat einige Hiebe durch die stickige mit dem Geruch von Tod erfüllte Luft und die Klinge zerteile sie mit einem Geräusch wie der Seufzer einer Liebenden. Als er das Schwert in den weichen Boden hieb, ging ein Schauer durch die Klinge. Gleich einem Körper unter der Liebkosung eines Liebhabers. Jedoch fand Varro keine Freude darin. Er hatte die Liebe seines Lebens an blinden Hass und Gier verloren. Solange er lebte würde er nie wieder die Hand im Kampf gegen einen Homin erheben.

Als Varro schließlich seine einsame und traurige Arbeit verrichtete und die Körper der gefallenen begrub, war ihm als höre er an seiner Seite, dort wo die neue Klinge ruhte das Fallen von Tränen. Ein leises, schmerzerfülltes Weinen.