Empfohlener Artikel/GBA/Geschichte/Week/2: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. Oktober 2020, 13:56 Uhr

Mezza Triva ging im königlichen Palast unruhig auf und ab. Die Aktivität war fieberhaft und der Aufbruch stand bevor. Freiwillige besetzten die Verteidigungswälle der Stadt, um die Abreise der letzten Flüchtlinge zu sichern. Nie hätte sie geglaubt, einen zweiten Schwarm erleben zu müssen. Dieses Ereignis brachte alles durcheinander und durchkreuzte viele ihrer Pläne. Egal, sicherlich würden sich in den Flüchtlingslagern viele Gelegenheiten bieten, sie voran zu treiben ...

- «Los, beeilt euch! Versiegelt die letzten Kisten und vergeßt bloß keine der königlichen Habseligkeiten. Nichts soll zurückgelassen werden!»

Sie musterte nachdenklich die hektische Aktivität der Homins um sie herum, und so entging es ihr nicht, als eine junge Matis stehenblieb, offensichtlich unsicher, was als nächstes zu tun sei.

- «Ihr dort!» rief sie, «Wenn Ihr Eure Aufgaben beendet habt, dann helft Ihr entweder den anderen, oder Ihr geht aus dem Weg! Aber bleibt nicht dort stehen!!»

Es war jetzt mehrere Tage her, daß der Karan Yrkanis verschwunden war. Was war geschehen? Hatte der Karavan unseren König weggeholt? Ohne ein Wort, ohne jemanden zu benachrichtigen? Mezza Triva wußte nicht, was zu tun war. Die Gewalt über die Situation war ihr völlig entglitten. Matis waren in einem Flüchtlingslager, ohne ihren König und weit entfernt von ihren Wäldern.

Die Königin war ob des Verlustes ihres Mannes völlig verzweifelt und Karin Stevano schien verunsichert und verstört zu sein. Er setzte sein Training mit Nini Cizzo dennoch fort. Den größten Teil seiner Zeit übte er sich in der Handhabung der Waffen und Nini schien die Rolle des Fechtmeisters brilliant auszufüllen.

Mezza Triva ihrerseits hatte das Kommando über die Gilde von Karavia übernommen. Ah, wie manchmal der Zufall einem in die Hände spielt und jede sorgsam, langfristig vorbereitete Intrige überflüssig macht! Miana Sinia hatte darauf bestanden, hinten zu bleiben und die Nachhut zu sichern. Sie wurde nicht mehr gesehen ... Ebensowenig wie ihre Einheit. Es würde in den kommenden Wochen zweifellos viele Posten zu besetzen geben. Alles hatte sich geändert...

Überflüssig zu erwähnen, daß die Matis Kontakt mit den Feinden von einst hielt. Die Extremisten leckten ihre Wunden schweigend ... und mit einem Lächeln. Die Frau des Karin, Tamiela, schien dagegen aus der Situation das Beste zu machen. Sie hatte die Aufgaben Königin Leas übernommen, die sich in ihr Zelt eingeschlossen hatte, und war ununterbrochen von jenen Adeligen umgeben, die sich ihrem Gatten nicht zu nähern wagten.

Es war dringend geboten, bald den Karin zu krönen. Gerade in einer solchen Situation durfte kein Machtvakuum entstehen. Das Volk brauchte einen König dringender den je. Mezza wollte möglichst schnell alles in die Wege leiten.

Die Menge war im Matislager versammelt. Eine das Lager überragende Bühne war auf den kleinen Hügel errichtet worden. Die Veranstaltung sollte pompös sein. Mezza Triva hatte alles bis ins kleinste Detail vorbereitet: Die ganze Zeremonie, und sogar das Fest, das anschließend folgen sollte.

Die Königin hatte das Zelt verlassen, ihr Schweigen gebrochen und die Krönung gebilligt, die jedermann helfen würde, den Kopf nach dieser Prüfung wieder voller Stolz zu heben und den Blick in die Zukunft zu richten. Unzweifelhaft tat die Krönung der Moral des Lagers gut. Es würde auch eine Gelegenheit sein, das Bier, das Ba' Naer Liffan bei der Räumung Fairhavens zu retten vermochte, zu kosten.

Alle warteten ungeduldig auf den Beginn der Zeremonie. Die Königin Lea Lenardi begab sich schließlich auf die Bühne und wandte sich an das Volk der Matis. Sie wurde vom Hohepriester des Ordens des Karavan begleitet. Ein Flüstern und vereinzeltes Murren hob unter den Zuschauern an. Das war ein Tag, der in den Annalen des Volkes der Matis vermerkt werden würde. Ein neuer König sollte gekrönt werden, wenngleich sein Vater offiziell nicht gestorben war. Manche hatten offen versucht, die Rechtmäßigkeit der Krönung und überhaupt den Anspruch Stevanos auf den Thron in Frage zu stellen ... Aber sie hatten unter dem Druck von Mezza Triva und der Königin, die sich damit abzufinden schien, schließlich nachgegeben. Schließlich war der König vom Karavan erhoben worden!

Plötzlich verstummte die Menge. Stevano betrat mit seiner Frau am Arm den Platz. Er lächelte weniger selbstbewußt als vielmehr ein wenig unsicher. Er sollte nun also König werden? Mezza Triva konnte sich ihrerseits, die letzten Monate resürmierend, ein Lächeln nicht verkneifen. Der kleine Karin würde sich also an die Spitze des stolzen Königreiches setzen. Bedeutete dies das Ende einer Dynastie oder die Sicherung ihres Fortbestands?

Das Paar betrat schließlich die Bühne, kniete zunächst respektvoll vor dem Publikum und dann vor dem Hohepriester. Diesem kam die Aufgabe zu, den Karin zum Karan zu krönen. Der Hohepriester hielt zuerst eine kleine Ansprache, in der er die besonderen Umstände darlegte. Mezza Triva hörte nur halb zu, von dem eigentlichen Geschehen gebannt. Stevano nickte ernst bei jeder der Fragen, die ihm der Priester nach zeremoniellem Gebot stellte, bevor er schließlich aufstand. Mit klarer, lauter Stimme schwor er auf die ehernen Gesetze des Reiches und des Glaubens, bevor er sich der neuen Königin zuwandte und ihr dabei half, sich ebenfalls aufzurichten.

Beide traten nun aufrecht an den Rand der Bühne vor die gebannten Zuschauer. Schließlich schnitt ein einzelner Ruf durch das Schweigen, zersplitterte die Stille wie berstender Bernstein: »Der Karan ist tot! Es lebe der Karan!« Und alle stimmten in den Freudenschrei mit ein. Der Beifall wollte schier kein Ende nehmen.

Als die Nacht sich senkte und die Kehlen heiser waren, wurden die Büffets freigegeben. Ein Tag, ein Abend wie dieser verdiente es, dass Bier und Wein in Strömen flossen.

Mezza Triva atmete tief durch, sie war jetzt vor den Toren des Lagers. Na also, die Lage entwickelte sich ... zum Guten oder zum Schlechten? Die Zukunft wiürde es zeigen. Es war an ihr, die Zukunft so zu schmieden, wie sie sie sich erhoffte.




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