Die Geschichte eines jungen Fyros/Dritter Teil: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. September 2021, 12:49 Uhr

🔼 Die Geschichte eines jungen Fyros 🔼
I II III IV V V Beispiel Beispiel



— III —



― Ich bin froh darüber, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, antwortete Partacles, nachdem Aetis ihm seine Begegnung mit Lato Nivaldo geschildert hatte. Die Matis sind so gefährlich wie das Goo.

Aetis war zwei Mal in der Hoffnung in den Hammam zurückgekehrt, den Senator wieder zu sehen. Beim zweiten Mal hatte er Glück. Der Homin genoss die Wohltaten des Bads im großen Becken.

― Ich bin ein Fyros und hätte niemals akzeptiert, für sie zu arbeiten. Ich liebe mein Volk, antwortete Aetis.

Partacles lächelte zufrieden. Er mochte diese Art von Homins, für die Werte wie Ehre und Vaterland mehr zählten als Geld.

― Na dann, wollen wir unseren Fürsten nicht enttäuschen. Du wirst seinen Vorschlag annehmen und ihm so viele aromatische Pflanzen bringen, wie er wünscht. Das ist ein guter Weg, sein Vertrauen zu gewinnen.
― Ich bräuchte da aber Hilfe, sagte Aetis, der sich bewusst wurde, welch eine wichtige Entscheidung er getroffen hatte.
Er würde nie wieder der unbeschwerte und unschuldige Homin sein können, der er bislang war. Er betrat ein neues Universum – im Guten wie im Bösen.

― Du wirst Kontakt zu dem Abbaumeister Galeos Ion aufnehmen. Als Chef der Gilde der Schwarzen Gesichter kann er dir helfen, geeignete Arbeitskräfte und Material zu finden, um die Pflanzen zu sammeln. Er hat einen etwas rauen Charakter, doch du kannst ihm vertrauen. Die schwarzen Gesichter waren dem Imperator immer treu. Du wirst morgen zu ihm gehen. Seine Gildenhalle ist in der Leanon-Straße.

Aetis nickte und wollte das Bad verlassen, als der Senator ihn noch ein Mal beim Arm nahm.

― Pass gut auf dich auf, junger Aetis. Niemand kann dir helfen, wenn die Matis herausfinden, dass du sie hintergehst. Sag nicht zu viel. Schweigsamkeit ist dein bester Verbündeter.

Aetis bedankte sich und grüßte ihn.

― Als er den Hammam verließ, war er überhaupt nicht entspannt, denn dieses Gespräch hatte ihn erschöpft. Kaum war er in die Dienste des Imperators getreten, schon spürte er die Last auf seinen Schultern. Eines war sicher: Er durfte nicht versagen.

Am Tag darauf ging Aetis in die Gildenhalle der Schwarzen Gesichter. Das Gebäude strotzte vor Leben. Diejenigen, die von einer Expedition zurückkehrten, zeigten, was sie gefunden hatten und erzählten von ihren Erlebnissen. Andere bereiteten sich vor, um aufzubrechen und kontrollierten ein letztes Mal ihre Ausrüstung und die Orte, an denen sie Quellen abbauen wollten. Manche schienen sich auch um die Verwaltung der Gilde zu kümmern, denn sie beantworteten Fragen und erteilten Befehle.
Aetis fragte nach Galeos Ion. Er wurde zu einem Homin in einem gewissen Alter geschickt, der in ein Gespräch mit drei Fyros vertieft war, die Aetis anhand ihrer Ausrüstung als Wüstenabbauerinnen einstufte. Der feine Staub auf ihren Kleidern deutete darauf hin, dass sie eine arbeitsreiche Nacht hinter sich hatten.

― …bester Qualität! Wie ich sehe, beherrscht ihr das Abbauen der Dzao-Faser. Das wurde auch Zeit. Geht zu Mila Abygrian, er kann euch vielleicht einen Handwerker vermitteln, der nach Rohstoffen sucht.

Während sie sich bedankten und von Galeos Abschied nahmen, ging Aetis, der geduldig gewartet hatte, auf ihn zu.

― Ah, du musst Aetis sein. Man hat mir dein Kommen angekündigt. Ich bin Galeos Ion…

Er rief zwei junge Homins, die in einer Ecke diskutierten, zu sich.

― … das sind Eree und Mokra. Sie sind Mitglieder der Gilde der Schwarzen Gesichter, die ich anführe. Sie werden dir bei deiner Mission helfen.

Die jungen Leute begrüßten sich kurz.

― Wir wissen, dass es einen Ort an der Lichtung des Flammenden Waldes gibt, der reich an Aromapflanzen ist, fuhr Galeos fort. Passt gut auf, sie sind nicht einfach abzubauen. Außerdem ist die Quelle von bester Qualität, darauf müsst ihr auch Acht geben. Ihr müsst behutsam mit der Quelle umgehen, sonst wird sie explodieren und die wertvollen Rohstoffe verschwinden erneut im Boden. Doch wenn ihr euch gut anlegt, müsstet ihr zu dritt in der Lage sein, die acht Säcke an einem Tag abzubauen. Falls niemand euch das Gehirn sprengt!
Galeos lachte laut los.
Aetis zog ein bestürztes Gesicht. Das war ja eine eigenartige Art, ihn zu empfangen. Plötzlich schaltete er.

― Acht Säcke? Ich brauche aber nur…
― Was hast du denn gedacht, junger Fyros? unterbrach Galeos, der wieder ernst war, ihn abrupt. Dass wir umsonst für dich arbeiten? Ich soll dir zwei meiner Lehrlinge und drei Mektoubs zur Verfügung stellen, nur weil du mich darum bittest?

Aetis bekam eine Gänsehaut. Er wollte auf die harten Worte von Galeos reagieren, doch dann erinnerte er sich an Partacles Rat: Reden ist Silber, schweigen ist Gold.

― Ich sehe, wir verstehen uns. Gut. Es ist schon spät am Morgen, ich rate euch, sofort aufzubrechen, wenn ihr noch vor Einbruch der Nacht zurück sein wollt.
― Ich arbeite gerne im Sternenlicht, antwortete Mokra.
― Das ist schön für Sie und ich bin sicher, die Goaris sind mit Ihnen einverstanden. Ich will wegen solch einer Lappalie jedoch keine drei Mektoubs verlieren. Los geht’s und macht der Gilde und dem Imperator alle Ehre!

Daraufhin kehrte Galeos ihnen den Rücken und überließ die drei Homins sich selbst.

― Keine Bange, er ist immer so schroff, doch es ist ein ehrlicher Kerl, beruhigte Eree ihn als sie draußen waren. Komm, wir gehen sofort zu den Südställen, die Mektoubs warten auf uns.

Dort wechselte Eree ein paar Worte mit dem Stalljungen, der ihnen drei Tiere herausholte.

― Ich hoffe, du kannst auf einem Mektoub reiten, sonst musst du uns nachlaufen, scherzte Eree und gab ihm die Zügel in die Hand. Doch dann sind wir schon fertig, ehe du überhaupt ankommst!

Aetis fand den Humor des jungen Mädchens witzlos.

― Schneid kein Gesicht Aetis. Sie hat den gleichen Humor wie Galeos, doch mit der Zeit gewöhnt man sich dran wie an Sägemehl unterm Regen.

Aetis war sich nicht sicher, den Vergleich verstanden zu haben, fragte aber nicht nach. Er ging zu seinem Reittier und stieg mit einer beispielhaften Leichtigkeit auf.

― Ist ja gut, ich habe nichts gesagt, sagte Eree.
― Wir nehmen den Pass zu den Canyons. Ich liebe diese Gegend und es sind nicht viele Leute dort. Viele fürchten sich vor der Gegend. Ich schäme mich fast dafür, dass es so viele ängstliche Fyros gibt! meinte Mokra.
― Wir wollen doch das Gegenteil beweisen, oder?
― Ganz genau! antwortete Eree.

Beide jauchzten gemeinsam und galoppierten durch die Wüste davon. Sie ritten fast eine Stunde im Galopp, ehe sie die großen verkohlten Bäume sahen. Der Schweiß stand ihnen auf der Stirn. Die Tiere, die den ganzen Weg mit Fußtritten angetrieben worden waren, muhten vor Erschöpfung und hatten ein großes Netz Spucke aus dem geöffneten Maul hängen.

― Die Zone hier scheint mir gut, was meint ihr? fragte Mokra.
― Ein Ort wie alle anderen auch, antwortete Eree.

Aetis sah auf. Er stieg von seinem Tier ab und streichelte ihm den Rüssel. Es hatte sich eine kleine Belohnung verdient. Er nahm eine kristallisierte Honigkugel aus seiner Tasche und gab sie ihm. Das Tier fraß sie gierig auf.

― Lasst mich nur machen, rief Eree und machte ein paar Schritte.

Aetis beobachtete sie aufmerksam. Sie nahm ein bisschen grünes Puder aus einer kleinen Tasche und rieb es vorsichtig in ihren Händen. Ihre Gesichtszüge verrieten, dass sie äußerst konzentriert war. Während sie ihr Gesicht vor Anstrengung verzog, fing das Puder leicht zu leuchten an. Sie warf es zu Boden. Aetis sah, wie das Sägemehl auf einmal an mehreren Stellen aufgesaugt wurde.
Aetis konnte es kaum fassen. Entweder sie hatte unglaubliches Glück oder einen ungewöhnlichen sechsten Sinn. Es waren vier grüne Blasen – Quellen
 en wir uns bedanken, prahlte sie und stemmte die Arme in die Hüften.

Aetis konnte es sich nicht verkneifen, zu lächeln. Dieses Mädchen gefiel ihm doch. Mit ihrer aufsässigen und jungenhaften Art und ihrem beigefarbenen Hobenanzug sah sie einfach hinreißend aus.

― Danke, danke. Gla ub ja nicht, dass du so einfach davon kommst. Fang auf! rief Mikra und schoss ihr eine Hacke.
― Die beiden kennen sich schon seit längerem, dachte Aetis etwas eifersüchtig.

Aetis nahm seine eigene Hacke aus dem Sattel, während Mokra und Eree schon mit dem Abbau der Pflanzen anfingen. Da Aetis besser mit einem Schwert als mit einer Hacke umgehen konnte, schaute er ihnen noch einen Augenblick zu. Eree grub in der grünen Schicht der Quelle, um die wertvollen Pflanzen aufzulesen, die sie an die Oberfläche gebracht hatte, während Mokra den Boden auf der Seite befestigte, damit die Quelle nicht plötzlich explodierte und ihre Anstrengungen zunichte machte.
Er wandte sich an Aeti s.

― Noch nie gehackt? Komm wir zeigen es dir, man hat den Handgriff schnell heraus.

So gruben sie unentwegt während vier Stunden weiter. Sie wechselten sich regelmäßig ab: Einer hackte, der andere kümmerte sich um den Erhalt der Quelle und der Dritte ruhte sich aus.
Als der Tag vorbei war, hatten sie ihre Säcke gefüllt. Nachdem sie die Mektoubs damit beladen hatten, ruhten sie sich aus und aßen einen Happen. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und die ersten Sterne fingen an, am Himmel zu leuchten.

― Ich glaube, wir haben uns unseren Lohn verdient, sagte Mokra.

Trotz seiner Ausbildung als Krieger spürte Aetis jeden einzelnen Muskel. Er hätte nie gedacht, dass graben so anstrengend sei.

― Das Ganze war der Mühe wert, sagte er auf dem Wüstensägemehl liegend.

― Ein paar Dapper mehr in der Tasche können nicht schaden, ja, antwortete Mokra.

― Es reicht um die Reise zu bezahlen, ja, entfiel ihm, ehe er sich auf die Zunge biss.

Wieso kann ich den Mund nie halten? fragte er sich.

― Wovon redest du? fragte Eree interessiert.

Er wollte schweigen, doch als er Erees neugierige Augen sah, wusste er, dass es sinnlos war. Er erzählte ihnen die ganze Geschichte und nahm ihnen das Versprechen ab, nichts zu sagen.

― Was für eine Geschichte! Ganz Pyr überwacht dich seit deiner Ankunft ... und du willst wirklich dorthin zurück? fragte Mokra. Mich würden keine zehn Mektoubs dorthin kriegen. Eree blieb still. Aetis beugte sich zu ihr.
― Du sagst doch nichts, oder? flehte er sie an und hoffte, sie sei ernst.

Sie gab sich zögerlich und antwortete dann.

― Wenn ich mit dir kommen darf, verspreche ich, nichts zu sagen.
Er hatte sich alles Mögliche erwartet, außer das. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

― Du hast gesagt, der Matis hätte Schwierigkeiten Fyros zu finden, die für ihn arbeiten. Er dürfte also kein Problem haben, oder?
― Ja aber, und Galeos?
― Galeos? Ich gehöre ihm nicht! Und ich habe es satt, im Sägemehl zu graben. Ich will den Rest von Atys kennen lernen. Dir bleibt sowieso nichts anderes übrig. Ich komme mit dir und basta.

Aetis schwieg, doch als sie sich auf den Rückweg machten, strahlte er übers ganze Gesicht. In den Räumlichkeiten der Gilde der Schwarzen Gesichter freute Galeos sich mehr über seine drei Säcke als über den Fortgang von Eree. Er meckerte, doch er konnte nichts gegen ihre Entschlossenheit tun und ließ sie gehen. Nichts war leichter als Lato Nivaldo zu überreden.

― Aber gerne, ich bin froh, dass Sie Leute für meine Sache gewinnen konnten, lächelte der Botschafter, nachdem Aetis ihm den Grund für Erees Anwesenheit erklärt hatte.
― Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass Yrkanis so schön ist wie Pyr, doch ich will mich auf das Abenteuer einlassen.
― Gut. Wir treffen uns am Karavanaltar südlich von Pyr. Der Karavan-Empfänger kennt mich und er wird Sie mit Pakten für die Hauptstadt der Grünen Anhöhen versorgen. Keine Sorge, dank der Qualität der Pflanzen, die Sie mir gebracht haben, kann ich Ihnen beiden die Reise bezahlen. Ich kündige dem Fürsten Ihre Ankunft an, Sie müssen nur…

Bei den letzten Worten des Botschafters fing Aetis Herz an, schneller zu schlagen. Sie würden eine neue Region kennen lernen, ein anderes Volk. Eree und er schauten sich an und ihre Augen strahlten voller Vorfreude auf das Abenteuer, das sie erwartete.



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Quelle: C GeschichtejungenFyros3