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Der größte Teil des alten Papiers war durch die trockene Luft der Wüste zerbröckelt, aber glücklicherweise waren einige Passagen noch lesbar und die Handschrift wunderschön. Das Gleiche gilt für die reichhaltigen Illustrationen, auch wenn sie mit der Zeit verblasst waren. | Der größte Teil des alten Papiers war durch die trockene Luft der Wüste zerbröckelt, aber glücklicherweise waren einige Passagen noch lesbar und die Handschrift wunderschön. Das Gleiche gilt für die reichhaltigen Illustrationen, auch wenn sie mit der Zeit verblasst waren. | ||
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Denn auf der Rüstung der gefallenen Angreifer fand sich ein eingraviertes Emblem. | Denn auf der Rüstung der gefallenen Angreifer fand sich ein eingraviertes Emblem. | ||
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Und obwohl das Plateau am Morgen einen grausigen Anblick bot, das Schlachtfeld getränkt mit dem Blut der Gefallenen, schöpfte das Volk von Fyros Hoffnung aus diesem Sieg. Denn dort, wo das Blut ihrer Helden den Boden getränkt hatte, begannen einige Tage später seltsame Bäume zu sprießen. Bäume, die niemand je zuvor gesehen hatte und die nur auf diesem einsamen Plateau mitten in der Wüste wuchsen. | Und obwohl das Plateau am Morgen einen grausigen Anblick bot, das Schlachtfeld getränkt mit dem Blut der Gefallenen, schöpfte das Volk von Fyros Hoffnung aus diesem Sieg. Denn dort, wo das Blut ihrer Helden den Boden getränkt hatte, begannen einige Tage später seltsame Bäume zu sprießen. Bäume, die niemand je zuvor gesehen hatte und die nur auf diesem einsamen Plateau mitten in der Wüste wuchsen. |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2022, 16:27 Uhr
“Dies ist eine Geschichte, die ich in einem alten Wälzer der Überlieferungen tief in den Archiven von Pyr entdeckt habe. Damals, als es noch bessere diplomatische Beziehungen zwischen den Königreichen des Waldes und der Wüste gab.
Der größte Teil des alten Papiers war durch die trockene Luft der Wüste zerbröckelt, aber glücklicherweise waren einige Passagen noch lesbar und die Handschrift wunderschön. Das Gleiche gilt für die reichhaltigen Illustrationen, auch wenn sie mit der Zeit verblasst waren.
Soweit ich das beurteilen kann, geschahen diese Ereignisse zu einer Zeit, als Pyr noch aus und in den massiven alten, zerbrochenen Ast geschnitzt wurde, den die Fyros-Flüchtlinge gefunden hatten. Kasierin Leanon, Lycos’ Großmutter, hatte gerade die Brennende Wüste zur Heimat ihres Volkes erklärt. Irgendwann zwischen 2485-2500 denke ich.
Zu dieser Zeit gab es unter den neu angesiedelten Flüchtlingen nur wenige fähige Soldaten und Wachen, und ein Großteil der brennenden Wüste war noch unerforscht. Die meisten Abgründe wurden mit groben Seilbrücken überbrückt, die bei weitem nicht an die robusten Konstruktionen unserer Zeit heranreichten. Doch es wurden bessere Konstruktionen gebaut.
Die Wachtürme, die wir heute sehen, waren noch seltener oder befanden sich noch im Bau. Trotzdem patrouillierten einige tapfere Seelen pflichtbewusst auf den Gipfeln der Hochebenen, um die innersten Lehen des neu entstehenden Reiches und seine gerade erwachende Hauptstadt zu bewachen.
Von all jenen, die dem Reich Treue geschworen hatten, wurden die Besten ausgewählt und auf lange, beschwerliche Patrouillen entlang der Schlucht geschickt, bis hinauf zum Rand der Frahar-Türme jenseits der Oflovaks Oase.
Tag und Nacht sollten diese Männer und Frauen das Herzstück ihres Reiches beschützen. Und das taten sie auch.
Ihr bevorzugter Posten war das spärlich bewachsene Plateau in der Mitte der Gesetzlosen Schluchten, etwas südwestlich von Pyr. Dort errichteten sie zusammen mit einigen anderen in den Reichsdünen auch einen der ersten Wachtürme, direkt neben der immer noch wackeligen Brücke, als Zufluchtsort vor der Witterung und um Feinde von weitem zu erkennen. Zu dieser Zeit gab es nur zwei Brücken, die noch nicht vollständig errichtet waren. Die eine führte zum Drachenstachel und die andere neben dem Wachturm nach Pyr. Dadurch war das große Lager leichter zu verteidigen. Die Brücke zum Canyon Pass sollte erst viel später fertiggestellt werden, wenn Pyr fest etabliert war.
Eines Nachts schlug das Schicksal zum ersten Mal schrecklich zu. Eine Besatzung von fünf Fyros und fünf Fyra hatte ihren Dienst auf dem Plateau angetreten und war zugegebenermaßen ein wenig gelangweilt. Doch wie man in der Wüste sagt: "Selbst ein gelangweilter Fyros ist immer noch wachsamer als ein lebhafter Tryker." Was genau damit gemeint ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Einige dieser tapferen Wächter standen vor dem Turm, während andere Patrouillen über die kleine, sandige Ebene liefen. Kein einziger Lufthauch regte sich. Die Luft war kühl und aus den Tiefen der Schluchten um sie herum stieg der Geruch von brennendem Holz und verbrannten Kadavern auf. Nicht besonders angenehm, aber einer von ihnen sagte, es erinnere ihn an die Küche seiner Schwiegermutter. Das entlockte den meisten der hartgesottenen Kämpfer zumindest ein Lächeln. Auch wenn ihr Begleiter dieses Scherzes nicht müde wurde. In lockerer Formation, in freundliches Geplänkel vertieft, gingen die schwer bewaffneten Männer und Frauen an den Klippen entlang auf die Brücke zu. Ihre Form war bei weitem nicht so, wie sie heute ist. Sie glich eher einem Flickenteppich aus Balken und Streben, der bei aufkommendem Wind bedenklich schwankte.
Als sie sich der Brücke auf der anderen Seite ihres Postens näherten, sahen sie Schatten zwischen den Holzstreben und waren sich nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Dort bewegten sich langsam und vorsichtig einige Homins auf ihre Position zu.
Wachsam schritten sie hinaus und erreichten die Auffahrt zur Brücke.
- "He! Oren Pyr! Wer ist da?!", rief der Älteste von ihnen.
Die Schatten zögerten einen Moment lang, aber dann kamen sie näher.
- "Oren Pyr, Homin. Wir sind Wanderer, die euer Licht in der Ferne sahen und hofften, einen Schluck Wasser zu bekommen und sich von der langen Reise auszuruhen."'
Ein breitschultriger, hochgewachsener Fyros trat in den Schein der Fackel. Seine Rüstung war fleckig und voller Schrammen und Kratzer. Seine Waffen schienen ebenso abgenutzt wie er selbst, aber immer noch in gutem Zustand zu sein. Sein hellbraunes Gesicht war verwittert und hart. Keiner der Wächter erkannte die Tätowierungen im Gesicht des muskulösen Fremden, aber das war nichts Neues, denn täglich kamen Flüchtlinge aus den Alten Ländern an.
"Kommst du aus dem Exil?' fragte der Hauptmann der Wache den Fremden, der sein Gegenüber mit einem abschätzenden Blick musterte.
- "Ja, aus dem Exil. Lange Zeit haben wir nach einem Weg in ein Land ohne Kitin gesucht. Und obwohl es hier einige gibt, sind es weniger als in der Einöde da draußen oder in den Ländern der Schande."
Der Hauptmann hatte schon viele verschiedene Geschichten von neu angekommenen Verbannten gehört und war daher nur wenig überrascht über die Wortwahl des Mannes.
- "Nun, dann kommt mit uns. Wir werden euch zu unserem Hauptlager führen. Die Kaiserin wird erfreut sein, solch mächtige Krieger zu empfangen, die die Wildnis allein bezwungen haben."
Der stämmige Fyros drehte sich kurz um und nickte seinen fünf Begleitern zu, die noch immer außerhalb des Fackellichts standen. Dann lächelte er den Hauptmann an und sprach:
- "Es wird mir ein Vergnügen sein, die Kaiserin kennenzulernen.'
Gemeinsam machten sich die beiden Gruppen auf den Weg. In der Ferne konnten sie die Lichter des großen Lagers sehen, in dem Pyr eines Tages errichtet werden würde. Vor ihnen zeichnete sich die Silhouette des Wachturms dunkel in den Nachthimmel ab.
Dort angekommen, traten die anderen fünf Gardisten an die Besucher heran.
'Oren Pyr, Fyros. Was führt Euch hierher?"
- "Sind das alle, die da im Turm hocken?", antwortete der stämmige Fyros.
- "Ja, wir sind nur eine kleine Gruppe von ehrenhaften Verteidigern unserer zukünftigen Hauptstadt. Aber als Fyros sind wir jedem Eindringling, der es wagt, hierher zu kommen und Krieg zu suchen, mehr als gewachsen", antwortete der Wächter kameradschaftlich.
- "Das werden wir ja sehen.'
Der Mann lächelte kalt, dann bellte er einen Befehl in einer seltsamen Sprache, zog ein böses Schwert aus seinem Gürtel und griff den Hauptmann an. Plötzlich entbrannte ein Kampf, wie ihn die Wächter seit langem nicht mehr erlebt hatten. Ihre Angreifer kämpften heftig und hart. Im schwachen Licht der wenigen Lampen, die den Turm beleuchteten, konnte man nun mehr von ihnen sehen, wie sie über die behelfsmäßige Brücke aus Richtung Thesos eilten. Innerhalb weniger Minuten fielen drei der Verteidiger den Schwertern der Banditen zum Opfer. Die übrigen sieben kämpften verzweifelt gegen die Übermacht. Einem tapferen Fyra gelang es, den Turm zu erklimmen und in das Horn zu blasen, das zu diesem Zweck dort hing. Der klagende Klang hallte durch die kalte Nacht, bis ein Pfeil ihre Brust traf und den klagenden Ton beendete. Schnell jedoch wurde ihr verzweifelter Ruf vom Hauptlager aus beantwortet.
Die Soldaten von Fyros griffen zu den Waffen und eilten über die Brücke, um zu sehen, was es mit dem Alarm auf sich hatte. Gerade als die Verstärkung eintraf, sahen sie den letzten ihrer Kameraden fallen. Voller Wut und mit all dem Mut, den ein Fyros aufbringen kann, stürzten sie sich auf die Angreifer, die ihnen in Zahl und Stärke ebenbürtig waren. Der Kampf war erbittert und dauerte, bis die Sonne über den fernen Klippen im Süden stand. Nur wenige der Verteidiger überlebten, aber sie sorgten dafür, dass ihre Brüder und Schwestern in Ehren und Dankbarkeit ruhen konnten. Denn sie hatten ihr Leben gegeben, um das neu gegründete Reich zu schützen.
In dieser Nacht schlug das junge Reich der Wüste seine erste richtige Schlacht gegen einen Feind, der sie später immer wieder heimsuchen sollte.
Denn auf der Rüstung der gefallenen Angreifer fand sich ein eingraviertes Emblem.
Eine schwarze Varinx [1] .
Und obwohl das Plateau am Morgen einen grausigen Anblick bot, das Schlachtfeld getränkt mit dem Blut der Gefallenen, schöpfte das Volk von Fyros Hoffnung aus diesem Sieg. Denn dort, wo das Blut ihrer Helden den Boden getränkt hatte, begannen einige Tage später seltsame Bäume zu sprießen. Bäume, die niemand je zuvor gesehen hatte und die nur auf diesem einsamen Plateau mitten in der Wüste wuchsen.
Und so heißt es heute, dass die Bäume dieses leuchtenden Waldes die Seelen der gefallenen Helden sind. Sie gehen immer noch ihrer Pflicht nach, als Wächter von Pyr.